Nach Jännerloch

Der Neujahrsausblick im Video: Tirols Tourismus trotz Schneekrise optimistisch

Prekäre Schneeverhältnisse setzen vor allem niedriger gelegenen Skigebieten stark zu.
© TT/Böhm, Zeitungsfoto/Liebl

Nach guten Weihnachts- und Silvesterbuchungen und einem Jännerloch erwartet Tirols Tourismus gute Buchungen für die restliche Saison. Tourismus-LR Gerber fordert künftig frühere Saisonniers-Gespräche. Sonst sei man „immer nur Bittsteller“. Der Ausländeranteil bei Jobs stieg in 20 Jahren massiv.

Innsbruck – Regen statt Schneefall, Plus- statt Minusgrade: Die Winter-Hitzewelle hat Tirol und den gesamten Alpenraum seit Wochen fest im Griff. Dennoch seien Tirols Tourismusbetriebe über Weihnachten und Silvester sehr gut ausgelastet gewesen, sagt Tourismus-Landesrat Mario Gerber (VP). „Ich höre aus den Winter-Hotspots, dass sie zu Silvester fast ausgebucht waren“, berichtet Gerber. Über Weihnachten und Silvester habe Tirols Tourismus beinahe an Vor-Corona-Zeiten angeknüpft.

📽️ Video | Neujahrsausblick Tiroler Tourismus

Die magere Schneesituation und Bilder von schmalen weißen Bändern auf grünen Wiesen seien „natürlich schmerzhaft, auch weil wir wissen, dass immer kurzfristiger gebucht wird“. Tirols Tourismus wird in ein „Jännerloch“ fallen, für die restliche Saison ist Gerber optimistischer: „Wir erwarten im Februar ganz gute Buchungen und durch die frühen Osterferien auch für März und April eine kompakte, gute Buchungsslage.“

Wie in beinahe allen Branchen fehlen auch im Tiroler Tourismus Arbeitskräfte. „Über Drittstaatenkontingente für die nächste Saison müssen wir früh genug reden, es darf nicht mehr so knapp werden wie heuer“, kritisiert Gerber: „Die Gespräche müssen früher stattfinden. Sonst bleibt es immer wieder ein Gebettel.“

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Mitarbeiter-Struktur enorm verändert

Im Tourismus hat sich in den vergangenen 20 Jahren die Mitarbeiter-Struktur enorm verändert: Der Tiroler Wintertourismus schöpfte seine zusätzlichen Arbeitskräfte immer mehr aus dem Ausland, während die Zahl der beschäftigten Inländer zunächst konstant blieb und dann rapide sank, wie die Landes-Statistik zeigt.

Demnach waren im Winter 2000/2001 im Tiroler Tourismus (Beherbergung/Gastronomie) 27.864 Personen beschäftigt – davon 19.666 Inländer und 8198 Ausländer, die somit weniger als ein Drittel (29 %) der Tourismusbeschäftigten ausmachten.

Im Winter 2005/06 lag der Ausländeranteil der 33.253 Tourismus-Beschäftigten in Tirol bereits bei 40 Prozent (13.513 Personen). Im Winter 2011/2012, nach der vollständigen Arbeitsmarktöffnung für die neuen osteuropäischen EU-Staaten, kamen von den 35.104 Mitarbeitern bereits 17.133 aus dem Ausland – ein Anteil von 48 Prozent.

Wir haben in Tirol einfach nicht genug Arbeitskräfte, es kommen nicht genug Menschen nach.
Tourismus-Landesrat Mario Gerber

Im Vor-Corona-Winter 2019/20 waren von den insgesamt 35.055 Tourismus-Beschäftigten schließlich nur noch 14.490 Inländer und 20.565 Ausländer, die somit bereits einen Anteil von 60 Prozent ausmachten.

„Wir haben in Tirol einfach nicht genug Arbeitskräfte, es kommen nicht genug Menschen nach“, sagt Gerber. Und derzeit sei der Arbeitsmarkt ohnehin „leer gefegt“. Gibt es zu viele Tourismusbetriebe für zu wenig Einwohner? „Im Gegenteil: Wir verlieren in jedem Ort Betriebe und Betten. Gleichzeitig braucht man immer mehr Mitarbeiter, weil man mehr Qualität und auch flexiblere Arbeitszeiten bieten muss“, so Gerber. Dennoch werde der Tourismus „intensiv an der Attraktivierung als Arbeitgeber arbeiten und noch mehr auf Arbeitnehmer eingehen müssen“. Etwa durch flexiblere Arbeitszeiten und andere Arbeitszeitmodelle. „Am Ende muss ein Kellner das Essen aber trotzdem auch am Abend servieren. So ist das eben im Tourismus.“