800 russische Soldaten laut Ukraine alleine am Mittwoch getötet
Die Gefechte in der Ukraine nach dem Angriff der russischen Armee gehen mit brutaler Härte weiter. 800 Russen wurden laut der Ukraine alleine am gestrigen Mittwoch getötet.
Kiew, Moskau – Nach Angaben des ukrainischen Militärs sind am Mittwoch schätzungsweise mehr als 800 russische Soldaten getötet worden. Die meisten seien bei Kämpfen in der Region Donezk im Osten ums Leben gekommen, teilte das ukrainische Militär in seinem täglichen Bericht Donnerstagfrüh mit. Ein Flugzeug, ein Hubschrauber und drei Panzer der russischen Streitkräfte seien zerstört worden.
Die russische Armee konzentriere sich auf eine Offensive im Bereich Bachmut, ihre Angriffe in den Bereichen Awdijiwka und Kupjansk seien erfolglos geblieben. Reuters konnte solche Berichte vom Kampfgeschehen nicht unabhängig verifizieren.
Selenskyj freut sich über französische Panzer
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wertete indes die angekündigte Lieferung französischer Spähpanzer als wichtiges Signal auch an andere westliche Staaten. "Frankreich hebt die Verteidigungsunterstützung für die Ukraine auf ein neues Level und ich danke Präsident (Emmanuel) Macron für diese Führungsrolle", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Mittwochabend.
"Das sendet ein klares Signal an alle unsere Partner: Es gibt keinen rationalen Grund, weshalb Panzer westlicher Bauart bislang nicht an die Ukraine geliefert wurden." Macron sagte Selenskyj am Mittwoch die Lieferung des Panzers AMX-10 RC zu. Der Radpanzer mit großer Kanone wird vor allem zur Aufklärung eingesetzt. Wie viele Panzer Frankreich der Ukraine bis wann übergeben will, war zunächst noch unklar. Aus dem Élyséepalast hieß es, dies seien die ersten Kampfpanzer westlicher Bauart, die an die ukrainischen Streitkräfte geliefert würden.
Vollwertige westliche Panzer noch nicht geliefert
Andere westliche Panzer hat die Ukraine in der Vergangenheit hingegen bereits erhalten, auch wenn es sich dabei eher um Truppentransporter wie das US-Modell M113 – ein kleineres Kettenfahrzeug – handelte. Deutschland hat der Ukraine zudem 30 Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard zur Verfügung gestellt. Einen vollwertigen westlichen Kampfpanzer wie zum Beispiel das französische Modell Leclerc oder den deutschen Leopard hat die von Russland angegriffene Ukraine bisher nicht erhalten.
Die US-Regierung zieht die Lieferung von Schützenpanzern des Modells "Bradley" an die Ukraine in Erwägung. Die gepanzerten Kettenfahrzeuge verfügen laut US-Militär normalerweise über eine Kanone, ein Maschinengewehr sowie panzerbrechende Raketen. US-Präsident Joe Biden bejahte am Mittwoch die Frage eines Reporters, ob die Lieferung der Schützenpanzer an die Ukraine von der Regierung erwogen werde. Er nannte keine Einzelheiten. Damit blieb zunächst unklar, welche Modellvariante des "Bradley" für Kiew in Frage käme.
Die USA liefern bereits verschiedene schwere Waffensysteme an die Ukraine, darunter die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, die den russischen Streitkräften mitunter schwere Verluste zufügen. Beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymr Selenskyj kurz vor Weihnachten in Washington sicherte Biden der Ukraine auch die Lieferung eines Flugabwehrsystems vom Typ Patriot zu. (APA, Reuters)
Pressestimmen
Zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine schreiben Zeitungen am Donnerstag:
Le Figaro (Paris):
"Man sollte meinen, dass die in Kiew, Charkiw und Cherson erlittenen Niederlagen den russischen Generalstab davon überzeugt hätten, sein Spiel angesichts der strategischen Kühnheit der Ukrainer aufzubessern. Doch anscheinend ist dies nicht der Fall. Wie sonst wären Dutzende, wenn nicht Hunderte von Wehrpflichtigen, die neben Munitionslagern in Makijiwka im Donbass geparkt waren, aufgrund mangelnder Vorsichtsmaßnahmen umgekommen? (...)
Der Westen befürchtet, dass ukrainische Provokationen (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin zu einer unkontrollierbaren Eskalation führen könnten. Die ukrainischen Strategen machen die Gegenrechnung auf: Indem sie Russlands Schwächen aufzeigen, sollen ihre Verbündeten ermutigt werden, unverzüglich Waffen zu liefern, die den russischen Koloss stürzen können. Weil sie das Stocken als Falle sehen, ist die Zeit zu ihrem Feind geworden."
De Standaard (Brüssel):
"Es ist kein Wunder, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj davor warnt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin eine zweite Mobilmachung vorhat. Er sieht einen Sturm aufziehen. Der Konflikt ist in eine Pattsituation geraten. Moskau bombardiert unablässig die ukrainische Infrastruktur. Kiew zeigt sich in der Gegenoffensive motivierter und trifft militärische Ziele präziser, was zu hohen russischen Verlusten führt.
Aber es sieht immer mehr danach aus, dass weder der eine noch der andere einen endgültigen Sieg erringen kann. Keiner kann den anderen in die Knie zwingen. Die Position des Westens ist ambivalent. Waffenlieferungen und andere Formen der Unterstützung verhindern zwar eine ukrainische Niederlage, reichen aber nicht aus, um die Russen hinter die Grenzen von 2014 zurückzudrängen."