Großer Andrang beim Vinzibus: Niemand soll hungrig bleiben
Die Anzahl der Bedürftigen hat zugenommen, der Vinzibus verteilt fast 25 Prozent mehr Essen. Für viele ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag.
Innsbruck – „Noch vier Minuten!“ Es ist kurz vor 18.30 Uhr, vor der Wolfgangstube im Innsbrucker Kapuzinerkloster wartet bereits eine kleine Gruppe, dann fährt pünktlich der Kleintransporter vor. Vinzibus-Fahrerin Kathrin und ihr Beifahrer Robert öffnen die Türen zum Laderaum, Wartende helfen beim Ausladen und Tragen der Boxen. Es sind Menschen ohne festen Wohnsitz – manche seit Jahren Stammgäste –, aber auch Mindestsicherungsempfänger, Männer und Frauen, die sich die tägliche warme Mahlzeit nicht mehr leisten können. „Bei manchen geht es um jeden Euro, vor allem gegen Monatsende“, sagt Markus Bachor, Obmann des Vereins Vinzibus.
Dass ihre Zahl zuletzt zugenommen hat – insgesamt seien es bis zu 25 Prozent mehr als noch vor einem Jahr –, führt er auch auf die Teuerung zurück: „Es trifft jetzt auch Menschen, die es früher noch selbst geschafft haben.“
Das Projekt Vinzibus der Vinzenzgemeinschaft war 2004 ins Leben gerufen worden, um Obdachlose zu unterstützen. Die Hilfe wurde inzwischen aber ausgeweitet auf alle Bedürftige, „niemand wird weggeschickt“, so Bachor. Manche kommen nicht selbst, oft sind es Freunde oder Bekannte, die Speisen abholen und zu ihnen bringen. „Auf Hilfe angewiesen zu sein, ist oft mit Scham verbunden.“ An einem der drei Innsbrucker Standorte – neben der Wolfgangstube macht der Vinzibus auch jeden Abend vor der St.-Paulus-Kirche und dem Parkhaus neben der Markthalle halt – tauchte auch öfters ein Kind auf, um Essen für seine Mutter mitzunehmen.
„Wir sind in Innsbruck dafür zuständig, dass am Abend niemand hungrig bleiben muss“, sagt Angelika Bachor – wie ihr Mann Markus eine der insgesamt 60 ehrenamtlichen Helfer des Vereins. „Bei manchen unserer Gäste hat man den Eindruck, es ist die einzige Mahlzeit am Tag.“
Die Freiwilligen, darunter viele junge Leute, seien Menschen, die gerne einen Teil ihrer Zeit für andere zur Verfügung stellen. „Alle sind mit dem ganzen Herzen dabei“, meinen Markus und Angelika Bachor. Gerade wenn es um das existenzielle Thema Essen gehe, sei direkt spürbar, wie notwendig und willkommen Hilfe sei.
„Ich hab’ immer gesagt, dass ich etwas für andere tun will, wenn meine Kinder einmal größer sind“, sagt Kathrin – an diesem Tag Vinzibus-Fahrerin –, die auch bei der Essens-ausgabe hilft. Seit zwei Jahren ist sie Teil des Teams, „und ich möchte das auch nicht mehr missen, man bekommt so viel zurück“. „Magst du noch etwas Süßes?“ fragt sie Robert, der regelmäßig mit seiner Hündin Princess zur Essensausgabe kommt. Neben den Mahlzeiten ist es schließlich auch die Ansprache, über die sich die Gäste freuen.
Niemand soll hungrig weggehen, ist es einmal wirklich zu wenig, gibt es bei der letzten Station, dem Platz vor dem Markthallen-Parkhaus, noch die Möglichkeit, dort gelagertes Essen schnell aufzuwärmen.
Verein Vinzibus
Rund 50 warme Mahlzeiten werden jeden Tag an drei Standorten in Innsbruck verteilt, im Jahr insgesamt rund 18.000.
Das Essen wird im Seniorenheim St. Raphael zubereitet und vom Verein angekauft. Finanziert werden die Mahlzeiten über Spenden (Empfänger: Vinzenzgemeinschaft Vinzibus, IBAN: AT19 2050 3033 0155 0681). Da alle Mitarbeiter ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen, kommt das gespendete Geld zur Gänze den Bedürftigen zugute. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe stellen den Strom zur Verfügung, mit dem der E-Bus aufgeladen wird.