Seriennummer abgefeilt

Pistole in letztem Versteck von Mafia-Paten Denaro gefunden

Ermittler vor dem Versteck des Mafia-Paten.
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Eine Waffe mit entfernter Seriennummer wurde bei Denaro gefunden. Der vor mehr als einer Woche festgenommen Mafia-Boss war 30 Jahre lang auf der Flucht gewesen. Er soll bis zu 50 Morde begangen haben.

Rom – Im Zuge der Ermittlungen um den am Montag vergangener Woche festgenommenen Mafia-Boss Matteo Messina Denaro hat die italienische Polizei nun in seinem letzten Versteck einen Smith&Wesson-Revolver Kaliber 38 gefunden. Die Waffe war mit fünf Patronen geladen und lag gut versteckt in einem Küchenschrank, so die Polizei. Der Schwerverbrecher war zuvor 30 Jahre lang auf der Flucht gewesen.

Es handelt sich um die erste Waffe, die in einem der drei bisher bekannten Verstecke des Bosses gefunden wurden. Die Waffe, deren Seriennummer abgefeilt wurde, wurde bei einer erneuten Durchsuchung des Verstecks des Bosses im westsizilianischen Campobello di Mazara beschlagnahmt. In der Wohnung bewahrte Messina Denaro weitere 20 Patronen. Die Ermittler prüfen jetzt, ob die Waffe bei einem der vielen Morden genutzt wurde, die dem Kriminellen zur Last gelegt werden. Bis zu 50 Morde soll der zu lebenslanger Haft verurteilte Messina Denaro verübt haben. Er befindet sich derzeit in einer Hochsicherheitsanstalt in der Abruzzen-Hauptstadt L Aquila.

Demo mit Hunderten Menschen

Hunderte Menschen haben sich am Mittwochabend an zwei Protestzügen gegen die Mafia in den sizilianischen Gemeinden Campobello di Mazara und Castelvetrano beteiligt. In Campobello hatte Matteo Messina Denaro die letzten Monate seiner Flucht verbracht. Castelvetrano in der westsizilianischen Provinz Trapani ist der Geburtsort des Schwerverbrechers und gilt als Hochburg der Cosa Nostra.

Die Demonstranten versammelten sich vor dem Haus in Campobello di Mazara. "Sizilien ist nicht die Mafia", lautete der Slogan der Demo, an der auch der Bischof der Stadt Mazara del Vallo, Angelo Giurdanella, und der emeritierte Bischof Domenico Mogavero teilnahmen. Demonstranten trugen Plakate mit der Aufschrift "Nein zur Mafia".

"Die Mafiosi sind Massenmörder"

"Unsere Stadt revoltiert gegen das organisierte Verbrechen. Wir müssen die Behörden unterstützen, die jeden Tag dafür kämpfen, um Sizilien von der Mafia zu befreien", sagte der Bürgermeister von Campobello, Giuseppe Castiglione. "Die Mafiosi sind Mörder und Massenmörder, das dürfen wir nicht vergessen", sagte Salvatore Catalano, der Bruder von Agostino Catalano, einem Polizisten, der 1992 bei dem tödlichen Anschlag auf den Anti-Mafia-Staatsanwalt Paolo Borsellino ums Leben gekommen ist.

Die Mafiosi sind Mörder und Massenmörder, das dürfen wir nicht vergessen.
Salvatore Catalano

Der 60-jährige Messina Denaro gilt als letzter großer Boss der Cosa Nostra, aber auch als Bindeglied zur kalabrischen 'Ndrangheta im Kokaingeschäft. Die Ermittler hoffen, dass er zum Kronzeugen wird, um sich die schweren Haftbedingungen zu ersparen, die für prominente Mafiosi vorgesehen sind. Der Boss ist schwer krank und soll sich auch in dem Hochsicherheitsgefängnis der Abruzzen-Stadt L'Aquila, in dem er seit einer Woche inhaftiert ist, einer Chemotherapie unterziehen. (APA)