Projekt „Innsbruck postkolonial“: Innsbruck und seine globalen Verstrickungen
Ein virtueller Stadtplan, in Kooperation von Uni und Stadt Innsbruck erstellt, lädt zum Erkunden oftmals vergessener Orte und Geschichten ein.
Innsbruck – Die Tiroler Landeshauptstadt ist nicht nur ein Zentrum der Alpenregion, sondern schon seit Jahrhunderten Teil einer vernetzten Welt – und damit historisch auch verstrickt in globale und koloniale Verhältnisse. Genau das will ein neuer digitaler Stadtplan aufzeigen, zu finden auf dem „geo-Hub“ (der Geodatenplattform der Stadt Innsbruck) unter www.innsbruck.gv.at
Erarbeitet wurde der Stadtplan unter dem Motto „Innsbruck postkolonial“ als Kooperationsprojekt von Universität und Stadt Innsbruck: Studierende haben im Rahmen einer gemeinsamen Lehrveranstaltung der Zeitgeschichte (Eric Burton) und der Europäischen Ethnologie (Konrad Kuhn) zu insgesamt 29 über den Stadtraum verteilten Stationen recherchiert. Das thematische Spektrum ist breit: Die Stationen bzw. die jeweiligen Texte befassen sich etwa mit Kolonialwarenhandel, mit jüdischen Familien aus Libyen, die im Lager Reichenau festgehalten wurden, mit marokkanischen Besatzungssoldaten in Tirol oder mit der Frage, wie das Thema Apartheid in Südafrika bis in die Innsbrucker Stadtpolitik hineinspielte. Wenig bekannte Kapitel wie jene der „Völker- und Exotenschauen“, die auch in Innsbruck stattfanden, stehen neben Fragen wie dem Umgang mit Sammlungsobjekten kolonialen bzw. ungeklärten Ursprungs in Museen.
So sollen die Stationen nicht nur zum Erkunden oft vergessener Orte und Geschichten einladen, sondern auch zum Nachdenken über Ungleichheiten, Rassismus und Widerstand. Die Web-App mit Karte und Texten kann unter www.innsbruck.gv.at/innsbruck-postkolonial aufgerufen werden.
Nach den „Multireligiösen Stadtspaziergängen“, abrufbar unter www.innsbruck.gv.at/multireligioese-spaziergaenge, ist dies bereits die zweite derartige Zusammenarbeit der Europäischen Ethnologie bzw. der Zeitgeschichte mit der Stadt. (TT)