Kultur Ausland

Kulturhauptstadt 2023: Eleusis setzt auf moderne Mysterien

Elefsina zeichnete sich in der Antike durch seine Mysterien aus
© APA

Zwei Wochen nach dem ungarischen Veszprém eröffnet das griechische Eleusis (heute Elefsina) sein Programm als Europäische Kulturhauptstadt 2023. Ein "beeindruckendes Event an der Küste" der Stadt, die in der Antike für ihre Riten bekannt war, soll am Samstag (4. Februar) den Start kennzeichnen. Mit Verweisen auf die historische Bedeutung der Stadt wird nicht gespart, wie schon im Motto "Mysteries of Transition" (Deutsch: "Mysterien des Übergangs") deutlich macht.

Und so ist auch die vom Künstlerischen Direktor Michail Marmarinos konzipierte und vom britischen Regisseur Chris Baldwin inszenierte Eröffnung von der Geschichte und der mit der Stadt verbundenen Mythologie inspiriert. Vier Prozessionen sollen am Samstagnachmittag das rund 20 Kilometer westlich von Athen gelegene Elefsina auf dem Land- und Seeweg erreichen. Eine Prozession nähert sich etwa auf der "heiligen" Meeresroute, die den Hafen Piräus mit Elefsina verbinden soll. Um 19 Uhr starten die "Mysterien des Übergangs", wobei im Zeichen des Optimismus alles auf das Auftauchen einer mythischen Kreatur aus dem Wasser wartet.

Ein "farbenfrohes Programm" an Ausstellungen, Konzerten und DJ-Partys soll das Eröffnungsevent, das erst am nächsten Abend beendet wird, begleiten. So sind in Elefsinas "Alter Ölmühle" am Abend weibliche DJs aus anderen Europäischen Kulturhauptstädten geladen - etwa Mini Zucchini aus dem rumänischen Timișoara und ENIKŐ aus Veszprém. Am Sonntag startet mit "Melina" etwa eine Ausstellung über die griechische Schauspielerin und spätere Kulturministerin Melina Mercouri und mit "7 Säulen" eine Installation des deutschen Künstlers Heiner Goebbels, der die Alte Ölmühle in eine Art Mysterientempel verwandelt.

Die Veranstaltungen werden drei Themen zugeordnet: "Leute/Gesellschaft" umfasst die "Evolution der Gesellschaft von der Antike zur Gegenwart", sichtbar etwa beim "Flagship"-Event "Das rohe Museum", wo die Mysterien und die Einzigartigkeit Elefsinas bis 19. Februar im "Alten Gemeindehaus" im Mittelpunkt stehen. Beim Thema "Umwelt" geht es um Nachhaltigkeit und neue Zugänge zu unserer Beziehung mit der Natur - verkörpert u.a. durch das belgische Kunstkollektiv TimeCircus, das über 3.000 Kilometer mit einem Landschiff anreiste und am Eröffnungstag als Prozession nach Elefsina zieht. "Arbeit" thematisiert die Verbindungen zwischen Kunst und Arbeit. In diesem Sinne ist der Programmpunkt "Eleusis Terracottaarmee" ein Porträt der Arbeiterschaft der Stadt. Für aktive und pensionierte Arbeiterinnen und Arbeiter verschiedener Fabriken wurden handgemachte Tonhelme hergestellt, sie werden im Mai in der Iris Fabrik ausgestellt.

Bekanntheit hatte der heutige Vorort von Athen in der Antike durch die Mysterien von Eleusis erlangt. Die religiöse Zeremonie repräsentierte den Mythos um die Suche der Göttin Demeter nach ihrer von Hades entführten Tochter Persephone. An diese Mysterien erinnern heute die Programmpunkte, deren Titeln jeweils das Wort "Mysterium" vorangestellt wird. Berührungspunkte mit der Archäologie bildet im Kulturhauptstadt-Programm etwa "Performing Arts Initiator - Narrative Archäologie", das Ausgrabungen und Performancekunst verbindet. Ab dem 19. Jahrhundert verwandelte sich die Stadt schließlich in eines der größten Industriezentren Griechenlands. Kulturelles Highlight ist das Aeschylia Festival, benannt nach dem antiken Tragödiendichter und gebürtigem Eleusier Aischylos, das Besucherinnen und Besuchern jedes Jahr u.a. Theater- und Tanzperformances sowie Konzerte bietet.

Gemeinsam mit dem rumänischen Timișoara und dem serbischen Novi Sad, das im vergangenen Jahr zum Zug kam, hätte Elefsina eigentlich bereits 2021 Europäische Kulturhauptstadt werden sollen. Die Coronapandemie hatte der 30.000-Einwohner-Stadt allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Verwandte Themen