Ringen um Fortschritte in Klimakrise

Wandel zu langsam: Weltweites Klimaziel von 1,5 Grad laut Studie nicht realistisch

Ein toter Fisch liegt im ausgetrockneten Flussbett der Ilm in Thüringen. (Archivaufnahme vom Sommer 2022.
© IMAGO/photo2000

Die Welt steuert auf einen Temperaturanstieg zu, der die Klimaziele verfehlt. Die Maßnahmen dagegen und der soziale Wandel seien zu wenig. Schuld trügen Konsumenten, Unternehmen und die Politik.

Hamburg – Das Klimaziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nach Ansicht deutscher Wissenschafter unrealistisch. "Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist derzeit nicht plausibel", heiß es in einer Mitteilung der Universität Hamburg zum "Hamburg Climate Futures Outlook 2023". Vor allem das Verhalten von Konsumenten und Unternehmen bremse den weltweit dringend notwendigen Klimaschutz, hieß es.

Für die Studie haben rund 60 Sozial- und Naturwissenschaftler in einem interdisziplinären Team zehn gesellschaftliche, klimarelevante Faktoren untersucht. Dazu zählen sie die UNO-Klimapolitik, die Gesetzgebung zum Klimaschutz, Proteste, soziale Bewegungen, transnationale Initiativen, Klagen vor Gericht, Konsumverhalten, den Abzug von Investitionen aus der fossilen Wirtschaft, die Wissensproduktion und die Medien.

Bewegung, aber zu langsames Weg von CO2-Emissionen

Es sei einiges in Bewegung gekommen. Doch: "Die notwendige umfassende Dekarbonisierung verläuft einfach zu langsam", erklärte die Leiterin des Exzellenzclusters "Klima, Klimawandel und Gesellschaft" (Cliccs), Anita Engels. Dekarbonisierung bedeutet die Reduktion von Kohlendioxidemissionen. Auch die Medien verhalten sich nach Ansicht der Autoren ambivalent: Mal unterstützten sie das Ziel einer CO2-neutralen Gesellschaft, mal unterminierten sie es.

Die notwendige umfassende Dekarbonisierung verläuft einfach zu langsam.
Anita Engels (Wissenschafterin)

Die physikalischen Prozesse wie der Verlust des arktische Meereises, das Schmelzen der Eisschilde und die regionalen Klimaveränderungen halten die Wissenschafter zwar für gravierend. "Auf die globale mittlere Temperatur bis 2050 haben sie aber kaum Einfluss", hieß es in der Mitteilung.

Demonstranten erinnern an die Folgen der durch Menschen verursachten Erderwärmung für Tiere.
© IMAGO/photo2000

Sozialer Wandel reicht bislang nicht aus

Entscheidend sei der soziale Wandel. Der reiche aber bisher nicht aus. Die staatlichen Investitionen, um die Folgen der Corona-Krise und des russischen Einmarsches in die Ukraine abzumildern, hätten die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch verfestigt. "Verfehlen wir die Klimaziele, wird es umso wichtiger, sich an die Folgen anzupassen", sagte die Sozialwissenschaftlerin Engels. (APA, dpa)

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