Wintereinbruch in Tirol: Zunehmend gefährliche Lawinensituation
Der Winter ist zurück und sorgte auch in Tirol für einige Unfälle. Noch bis Montag sagen die Meteorologen starke Schneefälle in den Bergen voraus. Und damit steigt die Lawinengefahr drastisch an.
Innsbruck – Drei Niederschlagsstaffeln bringen noch bis Montag bei stürmischem Wind gebietsweise über einem Meter Neuschnee auf Tirols Bergen. Für Wintersportler stellt sich somit gebietsweise eine sehr ernst zu nehmende und gefährliche Lawinensituation ein. Ab Freitag herrscht im Osten Tirols oberhalb der Waldgrenze bereits große Lawinengefahr. Es ist mit spontanen Lawinen zu rechnen. In den späten Abendstunden können diese vermehrt auch groß ausfallen, meldet der Lawinenwarndienst Tirol.
Im freien Gelände von der Waldgrenze aufwärts sei demnach die Wahrscheinlichkeit groß, dass Wintersportler in Steilhängen Lawinen auslösen können. Die Experten bitten um große Zurückhaltung und defensives Verhalten. Auch in Lichtungen im Waldbereich bestehe hohe Gefahr. Während der kommenden Tage nimmt die Wahrscheinlichkeit von Fernauslösungen tendenziell zu.
Die Hauptniederschlagsgebiete konzentrieren sich auf den Norden und den Osten Tirols. Kleinräumig soll es mitunter recht große Unterschiede bei den Neuschneemengen geben.
Wie geht es mit der Lawinengefahr in Tirol weiter?
Die Voraussetzungen für gefährliche Lawinensituationen sind durch die Wetterverhältnisse gegeben: eine schwache Schneedecke, Schneefall samt starkem bis stürmischem Wind, zudem am Freitag eine kurzfristige Wetterbesserung mit Sonneneinstrahlung und einem moderaten Temperaturanstieg, was die Brettbildung fördert.
Mit den folgenden Schneefällen ab Freitagabend werden in den stark betroffenen Regionen während der späten Abendstunden vermehrt auch große spontane Lawinenabgänge erwartet, heißt es vom Lawinenwarndienst. In tiefen und mittleren Lagen werden zunehmend auch Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen wahrscheinlicher. Gleitschneelawinen können in weiterer Folge einzelne Zufahrtswege zu Häusern gefährden. Vorsicht auch im Bereich besonders exponierter Einzugsgebiete aufgrund möglicher spontaner Lawinenabgänge.
Starke Schneefälle haben Donnerstagfrüh in ganz Österreich für Verkehrsbehinderungen gesorgt. Auf vielen Straßen wurden Schneekettenpflichten verhängt. Betroffen waren die Arlberg Schnellstraße (S16), die Mühlviertler Straße (B310) im Bereich Freistadt, die Katschberg Straße (B99) sowie zahlreiche Landesstraßen vor allem in Ober- und Niederösterreich, meldete der ÖAMTC.
Unfall auf schneeglatter Straße bei Kappl
Auch in Tirol kam es am Donnerstagmorgen zu Verkehrsunfällen auf den schneebedeckten Straßen. Auf der Paznauntalstraße (B188) kam eine 31-Jährige mit ihrem Wagen bei der Ausfahrt aus der „Gföllgalerie“ bei Kappl von der Fahrbahn ab. Das Auto prallte gegen eine Betonabgrenzung und blieb schließlich auf der taleinwärts führenden Fahrbahn stehen. Ein nachfolgender Lkw-Lenker versuchte das Unfallfahrzeug zu umfahren.
In dem Moment kam eine 19-jährige Lenkerin, die talauswärts unterwegs war, aus der Linkskurve. Die junge Einheimische konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Sie versuchte dem Lkw auszuweichen, prallte dabei aber gegen das Auto der 31-Jährigen. Die beiden Lenkerinnen erlitten Verletzungen unbestimmten Grades. Zufällig kam ein Notarzt an die Unfallstelle und leistete Erste Hilfe. Die ältere Lenkerin wurde von der Rettung in das Krankenhaus Zams eingeliefert. Die 19-Jährige begab sich selbst zum Arzt. Die Paznauntalstraße war rund eine Stunde komplett gesperrt.
Kleinlaster prallte bei Seefeld gegen Baum
Bei Seefeld prallte ein Klein-Lkw gegen einen Baum. Der Lenker wollte bei der Abfahrt „Seefeld Mitte“ links an einem anderen Auto und einem Traktor vorbeifahren, die gerade rechts von der Seefelder Straße abfuhren. Obwohl der 58-Jährige ob der winterlichen Verhältnisse langsam unterwegs war, verlor er die Kontrolle über seinen Kleinlaster. Das Fahrzeug geriet ins Schleudern und schlitterte über den Fahrbahnrand hinaus. Der Lenker wurde mit Verletzungen unbestimmten Grades in das Krankenhaus Hall eingeliefert.
Vier Verletzte bei Unfall in Fieberbrunn
Am Vormittag kam es außerdem auf der Hochkönig Bundesstraße bei Fieberbrunn zu einem Zusammenstoß zwischen einem Lkw und einem Auto. Gegen 10.20 Uhr war ein 23-Jähriger mit seinem Auto in Richtung St. Johann unterwegs. Mit ihm saßen noch eine 58-Jährige auf dem Beifahrersitz sowie eine 24-Jährige und ein 21-Jähriger auf der Rückbank im Wagen. In einer Rechtskurve verlor der Lenker auf der schneebedeckten Fahrbahn die Kontrolle über das Fahrzeug. Dieses schleuderte auf die Gegenfahrbahn und prallte frontal gegen den entgegenkommenden Lkw.
Alle vier Fahrzeuginsassen wurden bei dem Zusammenstoß unbestimmten Grades verletzt. Die Freiwillige Feuerwehr Fieberbrunn musste einige aus dem Fahrzeugwrack befreien. Die vier wurden von der Rettung in das Krankenhaus St. Johann in Tirol eingeliefert. Der 24-jährige Lkw-Lenker blieb unverletzt. Die Hochkönig Straße war an der Unfallstelle für rund zwei Stunden für den gesamten Verkehr gesperrt.
Auch im Raum Kitzbühel, in den Tuxer und Zillertaler Alpen sowie im Raum Wörgl herrschte Schneeglätte betroffen. Hinzu kamen stürmische Windböen.
Schneekettenpflicht auf zahlreichen Straßen
Schneekettenpflicht gab es unter anderem zwischen Mühltal und Wörgl in beiden Richtungen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, zwischen Hochfilzen und Hütten in beiden Richtungen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, zwischen Fieberbrunn und Hochfilzen in beiden Richtungen, zwischen Fügen und der Kreuzung nach Kapfing in beiden Richtungen, zwischen St. Anton am Arlberg und Alpe Rauz in beiden Richtungen, zwischen Jochberg und der Kreuzung nach Jochberg in beiden Richtungen, zwischen Mittersill und Jochberg in beiden Richtungen für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sowie zwischen Sankt Margarethen und Maurach am Achensee in beiden Richtungen. Autofahrer mussten besonders auf diesen Strecken mit Zeitverlust rechnen.
Durch die schwierigen Fahrbahnverhältnisse kam es zu zahlreichen Sperren durch hängengebliebene Lkw. Betroffen waren unter anderem die Pyhrn Autobahn (A9) bei Ried im Traunkreis, die Westautobahn (A1) bei Regau und einige weitere Landesstraßen von Tirol bis Niederösterreich.
Unfälle waren eine weitere Folge der schwierigen Wettersituation. „Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Passen Sie Ihre Geschwindigkeit den Wetter- und Fahrbahnverhältnissen an und vermeiden Sie unnötige Fahrten mit dem Auto“, warnten die ÖAMTC-Experten in einer Aussendung.
Probleme auf Straßen & Co. möglich
Wetterwarnung für Tirol: Meteorologen und Land rechnen mit massiven Neuschneemengen
In den tieferen Lagen blieb das Wetter am Donnerstag eher regnerisch. Durch den starken Westwind dürfte es auch tagsüber im Inntal und im Lienzer Becken trocken bleiben. Vor allem in Osttirol lässt sich tagsüber sogar die Sonne blicken. Am Freitag dürfte der Tag trüb starten, im Tagesverlauf aber zunehmend sonnig werden. Der Wind bleibt weiter stürmisch. In der Nacht auf Samstag setzen dann erneut Regen und Schnee ein. Die Schneefallgrenze dürfte bis auf 600 Meter sinken. Das Wochenende bleibt aus heutiger Sicht in Tirol winterlich.
Damit es zu keinem allzu großen Verkehrschaos kommt, bereiten sich die rund 370 Mitarbeitenden der 14 Tiroler Straßenmeistereien bereits seit Längerem auf den Wintereinbruch vor. „Auch bei diesen Verhältnissen wollen wir die Sicherheit und die Erreichbarkeit aller Landesteile bestmöglich gewährleisten“, sagt Alexander Zecha, Leiter des Sachgebiets Straßenerhaltung beim Land Tirol. (TT.com)