230 Mitarbeiter betroffen: Absamer Pharmafirma Montavit insolvent, Investor gesucht
Das Tiroler Pharmaunternehmen Montavit ist mit 45 Millionen Euro Schulden insolvent und wird ein „Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung" einleiten. Dafür finden derzeit Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren statt. In Absam arbeiten 180 Menschen, insgesamt gibt es 230 Beschäftigte.
Absam ‒ Das Tiroler Traditionsunternehmen Pharmazeutische Fabrik Montavit Gesellschaft m.b.H. in Absam leitet ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein. Der Antrag wird beim Landesgericht Innsbruck eingebracht.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, damit verbundener Lieferketten- und Produktionsengpässe, regulatorischer Umstellungen bei Medizinprodukten und massiver Preiserhöhungen bei Lieferanten hätten laut dem Unternehmen aktuell ein Liquiditätsproblem verursacht. Montavit, das in Absam 180 und insgesamt 230 MitarbeiterInnen beschäftigt, leitet mit Montag kommender Woche das Sanierungsverfahren ein.
„Dieses Verfahren stellt für das wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen bei Einbindung der Gläubiger eine Möglichkeit dar, binnen eines Zeitraums von 90 Tagen eine Entschuldung zu erreichen", teilte der KSV1870 am Donnerstagnachmittag mit.
Gespräche mit Banken und Investoren
Die beiden geschäftsführenden Gesellschaftern des im Familienbesitz stehenden Unternehmens, Katherina Schmidt und Oswald Mayr, zeigten sich optimistisch, „dass gemeinsam mit einem Investor die Sanierung rasch gelingen kann und damit auch die erfolgreiche Unternehmensentwicklung, die auf das schwierige Marktumfeld der vergangenen Krisenjahre zurückzuführen ist, fortgesetzt wird". Man wolle Standort und Produktion erhalten und Gehaltsfortzahlungen garantieren. Dazu führe man derzeit Gespräche mit Banken und potenziellen Investoren
Die Verantwortlichen führten die Krise auf „durch Corona ausgelöste Marktverwerfungen" zurück, die die Umsätze „weltweit" einbrechen ließen. Vor der Pandemie hatte sich Montavit aufgrund der „positiven Unternehmensergebnisse im Jahr 2019" entschlossen, in eine neue Produktionsanlage für das Hauptprodukt („Cathejell") zu investieren. „Selbst in einem Vier-Schichtbetrieb konnte man damals der starken Nachfrage nicht mehr nachkommen."
Hohe Lieferrückstände entstanden
Die Inbetriebnahme dieser Investition verzögerte sich jedoch Pandemie- und technisch bedingt um ein Jahr, wodurch hohe Lieferrückstände aufgebaut wurden. Zudem kam es bei der Zertifizierung des Hauptproduktes „zu unerwarteten Verzögerungen", was zu einem dreimonatigen Erlösausfall geführt hatte. Schmidt und Mayr erwarteten, bald wieder „voll lieferfähig" zu sein.
Montavit bietet aktuell den Gläubigern eine Quote in Höhe von 30 Prozent, zahlbar in den nächsten zwei Jahren, an. Der KSV1870 werde prüfen, ob dieses Angebot für die betroffenen Gläubiger attraktiv sei.
Passiva von über 45 Millionen Euro
Der Kreditschutzverband geht von Passiva in Höhe von über 45 Millionen Euro aus. Ein wesentlicher Teil der offen aushaftenden Bankverbindlichkeiten seit laut KSV 1870 auf der Betriebsliegenschaft in Absam pfandrechtlich besichert. Daneben soll es unter anderem beträchtliche Lieferantenforderungen geben und auch die Löhne und Gehälter der Dienstnehmer seien für Jänner 2023 nicht bezahlt worden.
Der KSV1870 erwartet unbesicherte Forderung in einer Größenordnung von über 20 Millionen Euro. Inwieweit Forderungen der Dienstnehmer aus Beendigungsansprüchen letztlich schlagend werden, wird sich zeigen. Diese Zahlen konnten vom KSV1870 bisher nicht verifiziert werden. Der vom Landesgericht Innsbruck zu bestellende Sanierungsverwalter habe nun kurzfristig zu prüfen, ob eine Fortführung des Betriebes ohne weitere Nachteile für die Gläubiger möglich ist.
„Schließung des Betriebes wenig attraktives Szenario"
Klaus Schaller vom Kreditschutzverband erläutert dazu: „Es ist davon auszugehen, dass eine Sanierung nur dann gelingen kann, wenn die Fortführung des Betriebes während des gerichtlichen Verfahrens gelingt und kurzfristig frisches Kapital ins Unternehmen fließt. Diesbezüglich finden bereits Gespräche statt, wobei deren Ausgang im Moment schwer prognostizierbar ist. Ziel muss es sein, dass es zu einem Erhalt der betrieblichen Struktur in Absam kommt. Eine Schließung des Betriebes mit anschließender Zerschlagung des Unternehmens und einem Abverkauf der Vermögensteile zu Liquidationswerten stellt in der Regel ein wenig attraktives Szenario für die Gläubiger dar. Eine gelungene Sanierung des Unternehmens hätte auch zur Folge, dass zumindest eine ansprechende Anzahl der vorhandenen Dienstnehmer weiterbeschäftigt werden könnte.“