Nach 14 Jahren Vorherrschaft

Kleinlöwe verjagt den Platzhirschen: VW Golf nicht mehr meistverkauftes Auto

© Hersteller

Nach 14 Jahren Vorherrschaft in der EU und weiteren vier europäischen Staaten muss der VW Golf den Spitzenplatz bei den meistverkauften Fahrzeugen räumen – die neue Nummer eins ist der Peugeot 208.

Innsbruck – In Österreich ist es schon früher passiert: Vor vier Jahren musste der über Jahrzehnte die Rangliste der meistverkauften Pkw dominierende VW Golf dem Cousin Škoda Octavia den Spitzenrang überlassen. Nun hat der Kompaktwagen aus Wolfsburg noch mehr Federn gelassen, wie aggregierte Daten von JATO Dynamics zeigen. Die Automarktkenner fassten die Pkw-Neuzulassungen von 26 EU-Staaten, dazu von Großbritannien, der Schweiz, Norwegen und Island, zusammen und stellten fest, dass der Golf mit 177.203 Einheiten nach 14 Jahren Herrschaft auf Platz fünf abstürzte (siehe Grafik rechts). Interessanterweise war es nicht der Octavia, der ihn vom Sockel stieß, sondern der Kleinwagen 208 von Peugeot mit 206.816 Stück. Dahinter folgt der Dacia Sandero (200.550 Verkäufe), dann immerhin das erste VW-Produkt, der T-Roc, mit 181.153 Exemplaren. Der ist von den Dimensionen her dem Golf ähnlich, technisch aber mehr mit dem kleineren Polo verwandt. Auf Platz vier, noch vor dem Golf, reihte sich der Cinquecento von Fiat bzw. Abarth mit 179.863 Neuzulassungen ein. Mit Yaris (6.), Corsa (7.) und Clio (10.) finden sich drei weitere Kleinwagen unter den Top Ten der meistverkauften Fahrzeuge des Jahres 2022 in 30 europäischen Staaten. Den achten Platz ergatterte Hyundai mit dem Kompakt-SUV Tucson, der etwas günstigere und geringfügig kleinere Duster von Dacia komplettiert die Zehnergruppe.

Wer nach weiteren Überraschungen sucht, wird in der JATO-Rangliste schnell fündig. Ein sensationeller Überflieger kann sich den 13. Platz sichern – es handelt sich dabei um das Model Y von Tesla. Im Jahr zuvor befand sich das Midsize-SUV, nur elektrisch betrieben, an der 130. Stelle. Das Model Y konnte von Jänner bis Dezember 2022 um 417 Prozent auf 138.128 Einheiten zulegen. Nur zwei Plätze weiter findet sich ein zweiter Senkrechtstarter: Der Yaris Cross von Toyota gewann 402 Prozent dazu, kletterte vom 129. auf den 15. Rang und sicherte sich 136.986 Neuzulassungen.

Weiter auffällige Aufsteiger sind der Tucson-Cousin Kia Sportage (von Platz 38 auf Platz 14), der Opel Mokka (von Platz 49 auf Platz 32) und der Peugeot 308 (von Platz 89 auf Platz 34). Weitere Glanzpunkte setzten der Cupra Fomentor (plus 85 Prozent bei den Neuzulassungen), der Renault Arkana (plus 98 Prozent) und die C-Klasse von Mercedes (plus 38 Prozent).

Drei Details am Rande: Der in Österreich so beliebte Octavia ist in der Europa-30-Liga von JATO Dynamics nicht die ganz große Nummer. Er belegt in der 2022-Statistik den 25. Rang mit 112.935 Stück. Die verminderte Golf-Nachfrage wird teilweise innerhalb des VW-Konzerns aufgefangen, durch ein markenübergreifendes Angebot. Zwei Beispiele aus dem VW-Haus sind das Kompakt-SUV Tiguan und das zuvor schon erwähnte subkompakte SUV-Modell T-Roc, das es immerhin aufs „Stockerl“ schaffte. Und: Bevor der Golf ab 2008 die dominierende Type werden konnte, war der Peugeot 207 Spitzenreiter.

VW bleibt als Verbund Spitzenreiter

Mag der Golf in der Typenwertung abgerutscht sein, so konnte sich Volkswagen in den von JATO Dynamics untersuchten 30 europäischen Staaten als Konzern behaupten, wenn es um die Marktanteile geht. Trotz leichter Einbußen entfielen fast 25 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen auf Marken der VW-Gruppe. Diese inkludiert unter anderem Audi, Škoda, Seat, Porsche und Cupra. 18,2 Prozent gingen auf das Konto von Stellantis (Peugeot, Citroën, Fiat, Jeep) – der Konzern verlor zwei Prozentpunkte. Geringfügig dazugewonnen hat die Renault-Gruppe (9,4 Prozent), gefolgt von Hyundai-Kia (9,3 Prozent) und der BMW-Gruppe (7,2 Prozent). Auf den weiteren Plätzen: Toyota (7,1 Prozent), Mercedes (5,9 Prozent) und Ford (4,9 Prozent).

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