Hungerstreikender Anarchist in Mailand in Krankenhaus eingeliefert
Mit dem Hungerstreik protestiert Alfredo Cospito gegen seine erschwerten Haftbedingungen. Hintergrund ist, dass die Justiz einen Bombenanschlag 2006 und Schüsse auf einen Manager 2012 als Terrorismus eingestuft hat. Der Verurteilte sitzt damit unter Haftbedingungen ein wie Größen der Mafia.
Rom – Der italienische Anarchist Alfredo Cospito, der sich seit fast vier Monaten im Hungerstreik befindet, ist am Samstag in ein Mailänder Krankenhaus eingeliefert worden. Die Einlieferung wurde von den Ärzten der Strafanstalt in Mailand, in der Cospito seine 30-jährige Haftstrafe absitzt, angeordnet, berichteten italienische Medien.
Mit dem Hungerstreik protestiert Cospito gegen seine erschwerten Haftbedingungen. Hintergrund ist, dass die Justiz einen Bombenanschlag 2006 und Schüsse auf einen Manager 2012 als Terrorismus eingestuft hat. Der zu lebenslanger Haft Verurteilte sitzt damit unter Haftbedingungen ein wie Größen der Mafia. Der Fall bestimmt seit Tagen die Nachrichten in Italien.
In den vergangenen Monaten hat Cospito wegen des Hungerstreiks fast 50 Kilo Gewicht verloren. Am Samstag kam es in Mailand zu einer Demonstration von Anarchistengruppen für das Ende des strengen Haftregimes für Cospito.
Der italienische Justizminister Carlo Nordio hatte am Donnerstag Cospitos Ersuchen zur Aufhebung der verschärften Haftbedingungen abgelehnt. Der Grund: Cospito habe zu gewalttätigen Aktionen angespornt, und auch im Hochsicherheitsgefängnis bestehe die Gefahr einer Kommunikation zwischen dem 55-Jährigen und Anarchistenkreisen.
In linken Kreisen wird eine Lockerung des strengen Haftregimes gefordert, das laut einigen Juristen eine Menschenrechtsverletzung darstelle. Eine Petition für die Lockerung von Cospitos Haftbedingungen wurde von mehreren prominenten Linkspolitikern unterzeichnet. Die Rechtsregierung von Giorgia Meloni bleibt aber hart. "Man verhandelt nicht, wenn man mit Gewalt konfrontiert wird", betonte Justizminister Nordio.
Cospito verbüßt seine Haftstrafe für einen Bombenanschlag auf eine Carabinieri-Polizeischule 2006 und für die Verletzung des Geschäftsführers der Gesellschaft Ansaldo Nucleare, Roberto Adinolfi, im Jahr 2012 in Genua. Vor zwei Wochen wurden italienische diplomatische Vertretungen in Berlin und Barcelona Ziele von Vandalismus, und am Samstag kam es in Rom und Mailand zu Protesten für Cospitos Freilassung. (APA)