Hinweise auf US-chinesische Gespräche im Ballon-Streit
Trotz der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China wegen des Ballon-Streits gibt es Anzeichen für eine Deeskalation. US-Außenminister Antony Blinken erwäge ein Treffen mit dem chinesischen Spitzendiplomaten Wang Yi nächstes Wochenende in München, erfuhr Reuters am Montag von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. China bestätigte dies bisher nicht.
Außenamtssprecher Wang Wenbin am Dienstag in Peking auf Journalistenfragen, er habe keine Informationen über ein mögliches Treffen zwischen Wang und US-Außenminister Blinken am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Es wäre das erste Spitzentreffen der höchsten Außenpolitiker beider Länder, nachdem Blinken Anfang des Monats einen geplanten Besuch in China wegen des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons über den USA kurzfristig abgesagt hatte. China hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einem Forschungsballon gesprochen, der durch "höhere Gewalt" weit vom Kurs abgekommen sei. Wang ist Leiter der außenpolitischen Kommission der Kommunistischen Partei Chinas und gilt damit als höchster Diplomat seines Landes.
Ungeachtet eines Dementis aus Washington wiederholte der Außenamtssprecher am Dienstag den chinesischen Vorwurf, dass mehr als zehn amerikanische Ballons im vergangenen Jahr in großer Höhe "illegal" über China geflogen seien. "Die USA müssen dazu eine Erklärung abgeben." Ob es sich um Spionage- oder Wetterballons gehandelt haben soll, sagte der Sprecher nicht.
Die US-Regierung hatte am Montag Vorwürfe Chinas zurückgewiesen, amerikanische Höhenballons hätten die Volksrepublik ohne Erlaubnis überflogen. "Jede Behauptung, dass die US-Regierung Überwachungsballons die Volksrepublik China überqueren lässt, ist falsch", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson. China betreibe vielmehr Spionage mit Höhenballons, mit denen die Souveränität der Vereinigten Staaten und von über 40 Ländern auf fünf Kontinenten verletzt worden sei.
Watson reagierte damit auf Angaben des chinesischen Außenministeriums, nach denen im vergangenen Jahr mehr als zehn Mal US-Ballons in großer Höhe über chinesischem Territorium geflogen seien. Auf die Frage, wie China auf die Flüge reagieren werde, sagte der Ministeriumssprecher lediglich, die Reaktionen der Volksrepublik auf solche Vorfälle seien verantwortungsvoll und professionell.
In Österreich hat es bisher keine ähnlichen Sichtungen von mutmaßlichen Spionageballons gegeben, bestätigte der Sprecher der Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, der APA am Dienstag auf Anfrage. Andreas Kramer, Referent für Luftraumüberwachung im Verteidigungsministerium, sagte gegenüber dem "Standard" (Dienstag), sollte hierzulande ein unbekanntes Flugobjekt auftauchen, würde man "Abfangjäger raufschicken und uns das näher anschauen".