Wahlkampf für 2024 rollt an

Ex-Botschafterin mit kritischen Tönen über Trump: Haley kündigt Kandidatur an

Nikki Haley will US-Präsidentin werden.
© IMAGO/Robin Rayne

Nikki Haley wurde 2017 unter Donald Trump Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Nun will sie gegen den ehemaligen Präsidenten in den Vorwahlen antreten, um 2024 für die Republikaner auf dem Wahlzettel zu stehen.

Washington – Die frühere US-amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley hat ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 verkündet. Es sei an der Zeit für eine "neue Generation" von Führungskräften, sagte die Republikanerin am Dienstagmorgen (Ortszeit) in einem Video. Haley ist damit die erste Kandidatin, die gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump ins Rennen geht. Eigentlich war ihre Ankündigung bei einer Rede am Mittwoch erwartet worden.

Die 51-Jährige muss sich bei parteiinternen Vorwahlen gegen Trump durchsetzen, der seine Kandidatur bereits angekündigt hat. Die Republikanerin war von Jänner 2017 bis Ende 2018 während Trumps Amtszeit Botschafterin bei den Vereinten Nationen - und von 2011 bis 2017 als erste Frau Gouverneurin von South Carolina.

"Manche Menschen schauen auf Amerika und sehen die Verwundbarkeit, die sozialistische Linke sieht eine Gelegenheit, die Geschichte neu zu schreiben", sagte Haley in dem Video. China und Russland seien auf dem Vormarsch und glaubten, dass die USA schikaniert und herumgeschubst werden könnten. Haley machte deutlich, dass sie sich nichts gefallen lassen wolle. "Und wenn du zurücktrittst, tut es ihnen mehr weh, wenn du Absätze trägst."

📽️ Video | Haley kündigt Kandidatur an

Kehrtwende führte zur Kandidatur

Vor knapp zwei Jahren klang Nikki Haley noch sehr eindeutig. "Ich würde nicht antreten, sollte Präsident Trump antreten", sagte die republikanische Politikerin und frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur 2024. Doch die Zeiten haben sich geändert: Am Mittwoch stieg die 51-Jährige ins Präsidentschaftsrennen ein und fordert Ex-Präsident Donald Trump damit im Ringen um die Kandidatur der Republikaner heraus.

Die konservative Politikerin mit indischen Wurzeln sieht sich als Vertreterin einer neuen Generation, die künftig die Geschicke der USA führen sollte. "Ich denke nicht, dass man 80 Jahre alt sein muss, um ein Anführer in Washington D.C. zu sein", sagte sie kürzlich im konservativen Nachrichtensender Fox News. "Ich denke, wir brauchen eine junge Generation (...), die wirklich damit beginnt, die Dinge in Ordnung zu bringen."

Seitenhieb auf ältere Gegenkandidaten

Der Satz mit dem Alter kann als Seitenhieb auf den 80-jährigen Präsidenten Joe Biden, aber natürlich auch auf den 76-jährigen Trump verstanden werden. Derzeit deutet Einiges darauf hin, dass es 2024 ein neues Duell zwischen den beiden betagten Rivalen geben könnte.

Trump hatte im vergangenen November als erster Republikaner seine Präsidentschaftskandidatur verkündet. Andere konservative Politiker mit Präsidentschaftsambitionen verharren derzeit noch in Lauerstellung – sicherlich auch aus Angst, sich zur Zielscheibe von Attacken des bei der Basis noch enorm populären Ex-Präsidenten zu machen.

Trump erinnert Haley an frühere Aussagen

Einen Vorgeschmack hat Nikki Haley, die sich jetzt aus der Deckung wagt, schon abbekommen. Trump postete Anfang Februar im Netz das Video vom April 2021, auf dem Haley eine Kandidatur gegen ihn ausschließt, und schrieb dazu sarkastisch: "Nikki muss ihrem Herz folgen, nicht ihrer Ehre. Sie sollte definitiv antreten!"

Es war Trump, der Haley zu internationaler Bekanntheit geführt hatte. Als Präsident machte er die damalige Gouverneurin von South Carolina Anfang 2017 zur Botschafterin bei den Vereinten Nationen in New York. Haley fiel auf dem diplomatischen Parkett mit klarer Kante und häufig undiplomatischer Sprache auf.

In der von weißen Männern geprägten Trump-Regierung war Haley, geboren 1972 als Nimarata Nikki Randhawa als Tochter indischer Einwanderer, eine Ausnahmeerscheinung. Ende 2018 gab sie den Botschafterposten in New York überraschend auf.

Zick-Zack-Kurs für und gegen Trump

Ihr Verhältnis zu Trump war stets gespalten. Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 unterstützte sie dessen Gegenkandidaten, erst Marco Rubio und dann Ted Cruz – und sagte über Trump, dieser stehe für "alles, was eine Gouverneurin sich nicht von einem Präsidenten wünscht". Nach ihrem Rücktritt als UNO-Botschafterin unterstützte sie immer wieder die Trump-Regierung, auch wenn sie nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Jänner 2021 kritische Worte über den Rechtspopulisten fand.

"Er hat einen Weg eingeschlagen, den er nicht hätte einschlagen sollen, und wir hätten ihm nicht folgen sollen und wir hätten nicht auf ihn hören sollen", sagte sie dem Nachrichtenportal Politico. "Und wir dürfen so etwas nie wieder zulassen."

Jetzt ist Haley die erste namhafte Republikanerin, die Trump bei den Vorwahlen die Stirn bieten will. In Umfragen zum potenziellen Bewerberfeld der Republikaner für 2024 liegt sie allerdings mit einstelligen Prozentzahlen weit abgeschlagen hinter Trump, Floridas Gouverneur Ron DeSantis und dem früheren Vizepräsidenten Mike Pence. Die mit einem Nationalgarde-Offizier verheiratete zweifache Mutter hat damit bestenfalls Außenseiterchancen.

Aber natürlich kann in den kommenden Monaten noch viel passieren. Viele Republikaner wollen das Kapitel Trump schließen und mit einem frischen Gesicht in den nächsten Wahlkampf ziehen. Haley hofft, dieses Gesicht zu sein und als erste Frau die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu gewinnen.