10,5 Prozent mehr Lohn gefordert

Flugausfälle und Verspätungen: Verdi bestreikt am Freitag deutsche Flughäfen

Im vergangenen Sommer streikten die Lufthansa-Beschäftigten, diesmal sind es die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, die für Flugausfälle auch am Münchner Flughafen sorgen.
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Es war eine Frage der Zeit. Im Tarifkonflikt des Öffentlichen Dienstes greift die Gewerkschaft Verdi zu einer ihrer schärfsten Waffen. Und will am Freitag ganztägig sieben Airports lahmlegen. Denn auch an den Flughäfen arbeiten öffentlich Bedienstete.

Berlin, Frankfurt – Die Gewerkschaft Verdi weitet den Tarifstreit im Öffentlichen Dienst in Deutschland auf mehrere Flughäfen aus. Am Freitag sollen die Airports in München, Frankfurt, Hamburg und Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen ganztägig lahmgelegt werden, wie die Gewerkschaft in der Nacht auf Mittwoch ankündigte. Die Passagiere müssen sich auf Verspätungen und Flugausfälle gefasst machen.

Mit den nun fortgesetzten Warnstreiks wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im laufenden Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von deutschem Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Bis zur zweiten Runde der Tarifverhandlungen am 22. und 23. Februar sind weitere Warnstreiks unter anderem in Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen angekündigt.

Streiks im Jänner in Berlin und Düsseldorf

In den laufenden Tarifverhandlungen fordern Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen bisher zurückgewiesen.

Verdi hatte im Jänner bereits in zwei anderen Tarifkonflikten die Flughäfen in Berlin und Düsseldorf bestreikt. In der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen ging es um einen neuen Abschluss beim Bodenabfertiger Aviapartner, in Berlin streikten die Beschäftigten der Betreibergesellschaft, der Bodenverkehrsdienste sowie die Luftsicherheitskontrollore. In Berlin wurde nach dem Warnstreik eine Einigung erzielt.

Luftverkehr extrem streikanfällig

Der Luftverkehr ist wegen der zersplitterten Dienstleister extrem streikanfällig, weil viele kleine, sicherheitsrelevante Gruppen streikmächtig genug sind, den Betrieb lahm zu legen. Im Grunde reicht der Streik der Flughafenfeuerwehr, um den gesamten Betrieb stillzulegen.

In der Vergangenheit haben beispielsweise die Kräfte an der Passagierkontrolle, die Piloten, Techniker, Flugbegleiter, Vorfeldlotsen oder das Bodenpersonal gestreikt. Sie werden teilweise von Spartengewerkschaften vertreten. Verdi hat unter anderem über den hier im Streit stehenden Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes, nach dem viele Beschäftigte der Flughafengesellschaften bezahlt werden, Zugriff auf die Fluginfrastruktur.

Der bisher letzte große Warnstreik mit ähnlichen Folgen liegt bereits einige Jahre zurück: Im April 2018 mussten deutschlandweit Hunderte Flüge annulliert werden, weil die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Gemeinden und des Bundes nicht vorankamen. In acht Bundesländern legten daher bei einem Warnstreik Zehntausende Beschäftigte die Arbeit nieder. Neben Flughäfen waren vielerorts auch der städtische Nahverkehr, Kitas, Kliniken, Verwaltungen und Hallenbäder betroffen. (APA, dpa)