Handelspakt mit Südamerika

Mercosur für IV-Präsident Knill „Chance, Regenwald zu retten“

IV-Präsident Georg Knill will europäische Werte exportieren.
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IV-Präsident Georg Knill ruft den Nationalrat auf, sein „Nein“ gegen Mercosur zu überdenken. Er sieht im Handelspakt Vorteile für Standort und Umwelt.

In der EU wird der Abschluss des Mercosur-Handelsabkommens mit Südamerika forciert. Auch die Industriellenvereinigung (IV) macht sich für den Pakt stark. Was erwarten Sie sich von dem Abkommen?

Georg Knill: In Österreich sichert der Handel mit der Mercosur-Region bereits heute 32.000 Arbeitsplätze. 2021 erreichten die heimischen Warenexporte nach Mercosur einen Wert von 930,3 Millionen Euro und die Importe nach Österreich 478,6 Millionen Euro. Damit ist die Region bereits ein wichtiger Handelspartner für uns. Zugleich ist eine intensivere Zusammenarbeit von Europa und Südamerika ist im Interesse beider Regionen, deshalb sollten wir die Chance ergreifen, bevor es andere Akteure wie China umso mehr machen und Europa so weiter ins Hintertreffen gelangt.

Sollte der österreichische Nationalrat sein „Nein“ zum Abkommen überdenken?

Knill: Ja, da sich die geopolitischen Gegebenheiten verändert haben. Mit dem neuen Präsidenten in Brasilien hat sich ein historisches Zeitfenster für einen fairen und nachhaltigen Handelspakt mit Südamerika geöffnet. Europäische Werte zum Schutz von Klima- und Umwelt können partnerschaftlich nach Südamerika exportiert werden. Damit wird das Freihandelsabkommen mit der Hilfe Europas zur Chance für die Rettung des tropischen Regenwaldes. Aber auch für Österreich haben die Mercosur-Staaten eine zentrale Rolle in der Energiewende. Die Region ist reich an Rohstoffen und seltenen Erden, die für die grüne Transformation benötigt werden. Auch das Potenzial zur Produktion von grünem Wasserstoff ist groß. Die Erfahrungen in der Covid-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine haben zudem aufgezeigt, wie wichtig eine Diversifizierung des Handels und eine strategische Autonomie ist.

Zugleich gibt es Bestrebungen in der EU, Industrieproduktion aus dem Ausland zurückzuholen. Könnte durch Mercosur nicht zusätzlich die Abwanderung von Produktion nach Südamerika befeuert werden?

Knill: Für die Ansiedelung von Produktion in Europa bedarf es insgesamt einer Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – hier sind eine aktive EU-Handelspolitik und der bestmögliche Marktzugang weltweit für europäische Unternehmen ein entscheidender Hebel. 38 Mio. Arbeitsplätze in Europa, davon 772.000 in Österreich, werden durch Exporte zu Drittstaaten gesichert. Abkommen wie EU-Mercosur bauen Handelshürden ab und machen den Standort Europa attraktiver.

Besteht nicht auch die Gefahr, dass heimischen Produzenten durch billige Importe ein Wettbewerbsnachteil erwächst, wie es die österreichischen Landwirte befürchten?

Knill: Österreich hat seine Chancen durch geöffnete Märkte bisher gut zu nutzen gewusst, so haben sich beispielsweise seit dem Beitritt zur EU österreichische Exporte fast vervierfacht – gerade auch österreichische Bäuerinnen und Bauern haben davon profitiert. Die heimische Industrie ist in hohem Maße international erfolgreich aktiv und scheut den Wettbewerb nicht, im Gegenteil. Entscheidend ist allerdings, dass dieser Wettbewerb fair und zu ausgeglichenen Rahmenbedingungen verläuft. Hierzu können Abkommen wie EU-Mercosur einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie Handelshürden und diskriminierende Maßnahmen abbauen.

Das Gespräch führte Stefan Eckerieder

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