„Hering und Fluse“

Fotoforum Innsbruck: Zwei, die es lieben, zu zerren, zu falten und wickeln

Sequenz aus Romana Hagyos und Silke Maier-Gamaufs Fotozyklus „Hering und die Fluse“.
© Hagyo/Maier-Gamauf

In Litauen entstanden, im Innsbrucker Fotoforum zu sehen: Romana Hagyos und Silke Maier-Gamaufs Zyklus „Hering und die Fluse“.

Innsbruck – Es sind eigenartig fluide Wesen, die die Bildwelten von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf bevölkern. Ihre weiten Hüllen lassen offen, welches Geschlecht die Körper haben, die sich hier verbergen, genauso wie ihre Köpfe, die von weit ausladenden gefältelten Trichtern umfangen sind. Um in dem von den zwei Wiener Künstlerin im Fotoforum präsentierten Zyklus „Hering und Fluse“ litauische Wanderdünen zu besitzen, bestehen und bekriechen oder Moose und Hölzer zu umarmen.

Mitgebracht von einem durch ein Stipendium ermöglichten Aufenthalt im Baltikum des eigentlich von der Malerei herkommenden Künstlerpaares. Wer gerade vor oder hinter der Kamera zugange ist, wechselt, dass es bei ihren exakten Inszenierungen aber nicht um ein bloßes Finden und Abbilden geht, ist offensichtlich. Ist der mit viel Ironie gefärbte Blick von Hagyo und Maier-Gamauf auf die Wirklichkeit doch ein bewusst queer gefärbter, um etwa durch geschlechtsunspezifische Gewandungen die Frage zu stellen, was einen Mann zum Mann oder eine Frau zur Frau macht.

„Wir haben ein Interesse daran, zu ziehen, zu zerren, zu falten, zu dehnen und zu wickeln“, sagen die zwei, um dadurch im besten Fall gängige Sehgewohnheiten und damit Denkmuster in Frage zu stellen. Als gebürtige Vorarlbergerinnen haben die zwei eine Affinität zu den kunstvoll plissierten Juppen der Tracht der Bregenzerwälderinnen. Um das Gefältelte zwar wunderschön zu finden, allerdings auch als Instrument sozialer und gesellschaftlicher Reglementierung zu entlarven. Weshalb das Gefaltete in ihren auf den Boden des Fotoforums gestellten textilen Objekten wunderbar frei dekonstruiert, fröhlich zerknautscht oder auch ordentlich gerollt daherkommt.