War es doch Mord? Tod von Pablo Neruda wird erneut untersucht
Forensiker haben Pablo Nerudas Tod erneut untersucht – und Hinweise auf eine Vergiftung gefunden.
Santiago de Chile – Der Tod des chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda jährt sich heuer zum 50. Mal. Nun schürt ein Untersuchungsbericht internationaler Experten den Verdacht, Neruda könnte keines natürlichen Todes gestorben sein. Der Report wurde am Mittwoch an die mit dem Fall betraute Richterin Paola Plaza übergeben. Ob er auch veröffentlicht wird, ist noch unklar. Sie werde die neuen Informationen bewerten und ihre Schlüsse ziehen, erklärte Plaza. Auch Nerudas Angehörige kennen den Bericht bereits. Für Rodolfo Reyes, den Neffen des Dichters, ist die Sache nun eindeutig: „Neruda wurde vergiftet.“
Pablo Neruda starb am 23. September 1973, wenige Tage nach dem Militärputsch Augusto Pinochets gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Neruda war ein Vertrauter Allendes – streitbarer Kommunist, geachteter Diplomat und Chiles populärster Dichter. 1971 wurde ihm für seine „Poesie, die Schicksal und Träume eines Kontinents lebendig macht“ der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.
Zum Zeitpunkt seines Todes bereitete er seine Flucht nach Mexiko vor. Wenige Tage zuvor haben Militärs Nerudas Haus gestürmt. Als Todesursache wurde zunächst Krebs angegeben. Jüngere Untersuchung schlossen das aus. 2013 wurde Neruda exhumiert und Tod durch Herzversagen festgestellt. Dessen Ursache liegt im Dunkeln. Neruda soll wenige Stunden vor seinem Tod von einer Spritze gesprochen haben, die ihm Unbekannte angesetzt hätten. Das jedenfalls erzählt sein früherer Fahrer Manuel Araya seit Jahren. Der nun abgeschlossene Expertenbericht hätten Gift zweifelsfrei nachgewiesen, sagt Rodolfo Reyes. Er ist überzeugt, dass sein Onkel im Auftrag Pinochets ermordet wurde.
Augusto Pinochet regierte Chile nach dem Staatsstreich bis 1990 diktatorisch. Sein Regime staatlichen Terrors ist für Tausende Tote verantwortlich. (jole)