Ungleichheit beim Pflegebonus: „Es gibt ein Klassensystem in der Behindertenarbeit“
Innsbruck – Mit einem im Vorjahr beschlossenen Bonus wollte die Bundesregierung den Pflegeberuf attraktiver machen. Nun regt sich Widerstand gegen die Ausgestaltung der Maßnahme, besonders in der Behindertenarbeit ist der Ärger groß. Nur ein Teil der Angestellten in diesem Bereich bekommt den Zuschuss ausbezahlt. Alle anderen gehen leer aus, obwohl sie dieselben Tätigkeiten ausführen, beklagen die Gewerkschaft GPA und Betriebsratsvertreter gestern bei einem Pressegespräch in Innsbruck.
„Es gibt ein Klassensystem in der Behindertenarbeit“, sagt Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol. Weil manche mehr Geld bekommen, mache sich in den Teams Frustration und Unmut breit, es käme zu Konflikten innerhalb der Belegschaft. „Bei mir läuft das Telefon heiß, etwas Ähnliches habe ich noch nicht erlebt“, berichtet sie. Wer in den Genuss des so genannten Pflegebonus kommt, hängt auch damit zusammen, wo die Ausbildung absolviert wurde – in Tirol fallen beispielsweise Absolventen des Sozialpädagogik-Lehrgangs in Stams durch das Raster. Ralf Wiestner, stellvertretender Geschäftsführer der GPA Tirol, nennt das eine „Ungerechtigkeit“, wegen der Mitarbeiter zu Recht schwer enttäuscht seien.
Gewerkschaft und Betriebsräte wollen die Regelung so jedenfalls nicht hinnehmen. Geplant sind diverse Protestaktionen.