Tiroler Kulturzeitschrift Quart: Vom Loch zum Nabel der Welt
Spannende Echoräume eröffnen die Nr. 39 und 40 der Tiroler Kulturzeitschrift Quart.
Innsbruck – Das Konzept der Tiroler Kulturzeitschrift Quart, die linken Seiten jeweils zu so etwas wie einem „Echoraum“ für das, was es rechts zu lesen gibt, zu machen, wird seit der Nr. 1 jeweils neu durchdekliniert. In der bereits 40. Ausgabe der Tyrolensie der ganz speziellen Art von Patrick Bonato in der Form einer Graphic Novel mit dem Titel „The Good Garden“. Mit einem Ende, das zutiefst verstörend ist.
Für Quart unüblich sind die linken Seiten der Nr. 39 dagegen beschrieben. Matchen sich hier doch Texte von Teréza Mora, Katja Lange-Müller, Anna Weidenholzer und Kathrin Röggla mit ihrem rechtsseitigen Gegenüber. Indem sie einige Worte von dort übernommen und auf ihre Weise weitergeschrieben haben. Etwa den „Fließtext“ von John von Düffel und Anita Pichlers „Marginaltext“ genauso wie das Quart-obligate „Brenner-Gespräch“ und die „Landvermessung Nr. 6“. „Verschwinden“ ist etwa eines der vier Worte, die Lange-Müller aus Joachim Leitners „Ermittlung“ im Zusammenhang mit Agatha Christies Krimi „The Big Four“, der teilweise in Südtirol spielt, herausgepickt hat.
Das Cover der Nr. 39 hat Bernd Oppl gestaltet, Anna Jermolaewa war mit ihrer Kamera rund um Tschernobyl unterwegs, Sophie Gogl entwirft visuelle Gedankenspiele zum Thema Wiederverwertung, Margret Wibmer in ihrer Originalbeilage dazu, was ein Loch zum Loch macht.
Mit der Originalbeilage, die Josef Rainer für die Nr. 40 gestaltet hat, bekommt jeder Leser/jede Leserin endlich seinen/ihren „Nabel der Welt“. Für das Cover bzw. eine mehrseitige Bildstrecke konnte die international renommierte deutsche Künstlerin Rosemarie Trockel gewonnen werden. Carla Donauer liefert eine Einführung in ihr komplexes Werk dazu. Was Franz Mölk zu dem von Maria Vill tut, einer Künstlerin, der es genügt, den Buchstaben A malend bzw. fotografierend zu umkreisen, ohne dass ihr und den BeschauerInnen ihres Tuns fad wird. Und irgendwie verwandt und doch so komplett anders daherkommt als die Kunst von Gerwald Rockenschaub, der für Quart Nr. 40 einige seiner „hard facts“ beisteuert.
Aber es gibt natürlich auch jede Menge zu lesen. Patricia Grzonka besucht etwa die bayrische Lehmbauerin Anna Heringer, Markus Köhle ist auf den Spuren der Dadaisten im Tiroler Oberland unterwegs, während Raoul Schrott historische Fake News im Zusammenhang mit fernen Inseln dechiffriert. (schlo)
Quart. Heft für Kultur Tirol Nr. 39 und 40 (je 130 Seiten, Haymon Verlag, 16 Euro) wird am kommenden Mittwoch, 18 Uhr, im Innsbrucker WEI SRAUM (Andreas-Hofer-Straße 27) präsentiert.