Symphoniekonzert in Innsbruck

Entfesselte Musiker auf der Reise über den „Großen Teich“

Tastenzauberer Daniel Ciobanu bewies beim Symphoniekonzert am Flügel bei Gershwins Rhapsody kreative Gestaltungsfähigkeit.
© Chó/wefeel.art

Großartiges 4. Symphoniekonzert in Innsbruck mit George Gershwin und Aaron Copland war ein Blick in die amerikanische Musik-Seele.

Innsbruck – Da macht das Zuhören Spaß: ein entfesseltes Tiroler Symphonieorchester Innsbruck voller Spielfreude, ein hochgradig kreativer Pianist mit feinster Technik und ein Dirigent, der sich mit voller Wucht ins Geschehen wirft. Das vierte Symphoniekonzert im Innsbrucker Congress am Donnerstagsabend bot in hervorragender Weise die Möglichkeit, in die „American Classics“ einzutauchen.

Der Erfolg für ein gelungenes Konzert liegt teils auch in der Programmauswahl. Dazu hat man vorab zu einem Evergreen gegriffen, der auch außerhalb der E-Musik-Community viele Anhänger hat: George Gershwins Rhapsody in Blue für Klavier und Orchester.

In keinem Werk manifestiert sich besser der „American Way of Life“ in der Musik des 20. Jahrhunderts – Jazz eingerahmt in Symphonik. Mit viel Freiheit für den Solisten ausgestattet. Die nahm sich dann der Rumäne Daniel Ciobanu am Flügel aus ganzem Herzen und mit überbordender Musikalität. Mit ihm saß ein echter Tastenzauberer auf der Bühne, der die „feine Klinge“ vorzieht und den pianistischen Vorschlaghammer zu Hause lässt. Nur, und nun kommt die einzige Einschränkung im sonst so gelungenen Abend, den hätte er manches Mal im Zusammenspiel benötigt.

US-Dirigent Teddy Abrams liebt das Breite und Wuchtige und ließ den mit sicht- und hörbarem Spaß arbeitenden Orchestermusikern viel dynamischen Freiraum. Genau da hätte er aber etwas mehr bremsen müssen.

Ciobanu bedankte sich für die Begeisterung des Publikums mit zwei Zugaben. Im atemberaubenden Tempo gespielt und voller Glissandi, die das Publikum in Entzücken versetzten.

Ciobanu und Gershwin gingen, Teddy Abrams und das Symphonieorchester blieben. Und es wurde ihre gemeinsame Stunde mit Aaron Coplands Symphonie Nr. 3. Der 1990 verstorbene Komponist, Sohn von litauischen Einwanderern, schuf damit eine „landmark in American music“, ein amerikanisches Monument, wie sie Leonard Bernstein bezeichnete, der die europäische Erstaufführung dirigierte. Es ist Musik, bei der der Aufbruch eines Landes nach dem Zweiten Weltkrieg in Noten gegossen wurde. Ein einfaches Stück für jedermann wollte Copland nach eigenen Worten schreiben.

Einfach zu spielen ist sie jedoch auf keinen Fall und zu dirigieren schon gar nicht. In Teddy Abrams und dem Symphonieorchester fanden sich die richtigen Partner für diese Aufgabe: Sie entfesselten großartige Musik bis zum mit kräftigem Einsatz der Pauken begleiteten Schlusspunkt.