UVP-Behörde gibt grünes Licht für neues Kraftwerk Imst-Haiming
Der positive UVP-Bescheid für das geplante Ausleitungskraftwerk des Landesenergieversorgers Tiwag Imst-Haiming ist eingelangt. Baustart soll 2024 sein, die zu erwartenden Kosten sind noch nicht bekannt.
Imst – Grünes Licht für die „Innstufe Imst-Haiming“: Der positive UVP-Bescheid für das 2015 zur Umweltprüfung eingereichte Kraftwerksvorhaben liegt bei der Tiwag am Tisch, wie der Landesenergieversorger am Mittwoch via Aussendung mitteilte. Vor acht Monaten hatte die mündliche Verhandlung zum Vorhaben stattgefunden.
Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser bezeichnete das Vorhaben als „wichtigen Meilenstein zur Erreichung der Energieziele des Bundes und der Landesregierung“, der „die derzeit fehlende Winterdeckung des Tiroler Strombedarfs weiter verbessern“ würde. Im geplanten Kraftwerk will die Tiwag rund 252 Millionen Kilowattstunden Grundlaststrom für 60.000 Haushalte erzeugen.
Kosten noch offen
In welchem Kostenbereich sich das Projekt bewegen soll, konnte der Landesenergieversorger noch nicht sagen. Aktuell würden die Ausschreibungen vorbereitet. Daraus werde man in weiterer Folge Schlüsse über die voraussichtlichen Errichtungskosten als Grundlage für den offiziellen Baubeschluss ziehen, erklärt der neue Tiwag-Bauvorstand Alexander Speckle. Den Baustart der Hauptbauarbeiten strebt die Tiwag für 2024 an. Die Bauzeit ist mit rund vier Jahren veranschlagt.
Das KW-Vorhaben Imst-Haiming
Die Innstufe Imst-Haiming soll ein Ausleitungskraftwerk werden, das bereits im bestehenden Kraftwerk Prutz-Imst abgearbeitetes Wasser noch einmal zur Stromgewinnung nutzt. Das Triebwasser soll dazu über einen 14 Kilometer langen, unterirdischen Stollen von Imst nach Haiming geleitet und dort in einem unterirdischen Kavernenkraftwerk Strom erzeugen.
Für das Kraftwerk wird laut Tiwag kein zusätzliches Wasser aus dem Inn eingezogen, kein zusätzliches Wehr am Inn errichtet und damit die Fließkontinuität entlang des Inn nicht beeinträchtigt werden.
Die Wasserrückführung in den Inn bei Haiming soll laut Tiwag gedämpft über ein neu zu errichtendes Ausgleichsbecken erfolgen. Die gegebene Schwallsituation am Inn soll dadurch „wesentlich verbessert“ werden, heißt es.
Mit den Raftingunternehmen aus der Region, die sich besorgt über das Projekt gezeigt hatten, gibt es laut Speckle „ein sehr gutes Gesprächsklima“. „Über eine zeitlich gestaffelte Wasserabgabe ist die Ausübung des Raftingsports in der Imster Schlucht bis Haiming auch künftig sichergestellt“, versicherte Speckle. Auch die Haiminger Bürgermeisterin Michaela Ofner hatte in der Vergangenheit Bedenken über das Projekt geäußert.
Der stellvertretende Landesumweltanwalt Walter Tschon hatte das Ausleitungskraftwerk kürzlich als sinnvolles und potenziell die gewässerökologische Situation verbesserndes Vorhaben bezeichnet, das umweltverträglich erbaut und betrieben werden könne. Dennoch hatte er Nachbesserungen gefordert – etwa, „die desaströse ökologische Situation am Inn durch Schwalldämpfung entsprechend zu verbessern“.
Mattle pocht erneut auf „Fast Lane“
LH Anton Mattle (ÖVP) lobte die neue Geschwindigkeit der UVP-Verfahrens. „Damit stellen wir in Tirol sicher, dass die Prüfungen qualitativ hochwertig stattfinden, der Ausbau der erneuerbaren Energieträger aber schneller vorangetrieben werden kann“, erklärte Mattle. Bei so einem Großprojekt könne es auch zu Einsprüchen kommen, merkte der LH und pochte erneut auf eine „Fast Lane“ – also ein Priorisieren – für den Ausbau von erneuerbarer Energie. „Wir müssen die Rechtsmittel zulassen und ordentlich behandeln, die Gerichte und Behörden aber mit ausreichend Mittel und Ressourcen ausstatten, damit die Abarbeitung schneller funktioniert“, so Mattle.
Kritik des WWF
Ganz und gar nicht begeistert von dem Kraftwerksprojekt zeigte sich hingegen der WWF. „Die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen nicht aus, um das fatale Schwall-Problem im Inn zu beheben – obwohl die Tiwag dazu verpflichtet wäre", erklärte Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek gegenüber der APA. Angesichts der großen ökologischen Schäden, unter denen der Inn bereits jetzt leide, wären mehr Ausgleichsmaßnahmen nötig und auch möglich gewesen. „Das Ergebnis ist angesichts der langen Vorbereitungszeit enttäuschend", kritisierte Urbanek. (TT.com, APA)
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