Autorin Felicitas Hoppe in Innsbruck: Sehnsucht als „gemischtes Gefühl“
Felicitas Hoppe wagt aufschlussreiche „Gedankenspiele über die Sehnsucht“. Am Sonntag präsentiert sie sie in Innsbruck.
Innsbruck – Mit „Gedankenspiele“ wäre Felicitas Hoppes bisheriges Werk, ihre Geschichten, Erzählungen, Berichte, Kinder- und Jugendbücher und Romane treffend überschrieben: Hoppe fährt intertextuellen Slalom, versteht sich aufs Märchenhafte genauso wie aufs Groteske und fabuliert sich – meist erstaunlich frohgemut – durch das Fremde vor der eigenen Haustür. Schon deshalb lag es nahe, dass sich die 2012 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete Autorin irgendwann auch an der schönen Reihe „Gedankenspiele“ des Grazer Droschl-Verlags beteiligen muss. Clemens J. Setz dachte in besagter Buchreihe über die Wahrheit nach, Daniela Strigl über Faulheit und Ilma Rakusa über Eleganz. Und Hoppe? Hoppe verhilft auf gerade mal 48 Seiten der Sehnsucht zu ihrem Recht. Sie beschreibt die Sehnsucht als „gemischtes Gefühl“, oft besungen, viel umschrieben, als unersättlich verteufelt und als Antrieb für fast alles überhöht, aber sprachlich kaum zu fassen. Sehnsucht, lernt man, ist Versprechen und Verheißung, versucht man sie zu fassen, wird sie bestenfalls zum Wunsch – und Wünsche, das wissen nicht nur Menschen, die auch Märchen lesen, bergen immer die Gefahr, sich gehörig zu verwünschen.
Felicitas Hoppe spielt mit Sehnsuchtsfäden und enttarnt Sehnsuchtsfolklore, die Sehnsucht des Seemanns nach der Ferne zum Beispiel, die sie als Seefahrende zum mit Schlagerschmelz verzierten, faulen Zauber erklärt, weil man auf einem Containerschiff mitten im Pazifik zwar von Ferne umgeben ist, aber keine Sehnsucht mehr spürt. Sehnsucht, lernt man, verliert sich gerne gerade dann, wenn das Begehrte greifbar wird. Dann entzieht sich alle schöne Illusion. Dann wird es ernst und konkret und irgendwie öde. Gewünscht hätte man sich 48 weitere Seiten dieser kunterbunt-kundigen Gedankenspiele. Dass es die nicht gibt, befeuert die Sehnsucht – und macht dieses kleine Büchlein natürlich nur noch besser. (jole)
Essay Felicitas Hoppe: Gedankenspiele über die Sehnsucht. Droschl, 48 Seiten, 10 Euro.
Lesung: Sonntag, 26. Februar, im Literaturhaus am Inn. Beginn: 15 Uhr.