Tirol löffelt gemeinsam die Suppe der Solidarität
Nach zwei Jahren „Fastensuppe to go“ ist die Benefizaktion in geselliger Form zurück. In Telfs startet ungewöhnliche „Fastenvereinbarung“.
Innsbruck, Telfs – Der Andrang war gewaltig: Nach zwei Jahren Pause, in denen „Suppe to go“ angeboten worden war, lud die Katholische Frauenbewegung (KFB) am gestrigen Aschermittwoch wieder zum traditionellen, geselligen Fastensuppenessen beim Stadtturm in der Innsbrucker Altstadt. Zubereitet und kredenzt wurden die schmackhaften Süppchen von Schülerinnen der HBLFA Tirol.
Bis Karfreitag organisieren Pfarren in ganz Tirol nun wieder Fastensuppen-Ausgaben (und andere Benefizaktionen) zugunsten der „Aktion Familienfasttag“. Die Suppe zum Mitnehmen, 2021 und 2022 Corona-bedingt eingeführt, habe sich so bewährt, dass sie mancherorts beibehalten werde, erzählt Anita Löffler, Fachreferentin für die Aktion Familienfasttag. Viele Pfarren seien aber froh, dass die Menschen endlich wieder zusammenkommen können.
Die Aktion selbst bestehe seit 65 Jahren – und sei „immer noch modern“, meint KFB-Vorsitzende Helene Daxecker-Okon. 70 Frauenprojekte weltweit werden unterstützt, jedes Jahr rückt man ein Projekt besonders in den Fokus. Heuer ist es das „Mindanao Migrants Center“ von den Philippinen: Die Organisation mit Hauptsitz in Davao City setzt sich seit 2007 für PhilippinerInnen ein, die im Ausland arbeiten müssen, um ihre Familien zuhause zu unterstützen.
Derzeit sei Arbeitsmigration „unvermeidbar“, betont Geschäftsführerin Inorisa Sialana-Elento. Also bereitet man die Menschen mit Bildungsarbeit und Beratung vor, setzt sich dafür ein, dass Reise und Aufenthalt zumindest sicher ablaufen, kämpft für faire Löhne und besseren rechtlichen Schutz. Zugleich unterstützt man Kinder und Jugendliche, die zurückgelassen werden müssen. Die Organisation dränge aber auch darauf, dass vor Ort verstärkt Arbeitsplätze geschaffen werden, so dass die millionenfache Arbeitsmigration irgendwann nicht mehr nötig sein soll. Die Zusammenarbeit mit der KFB läuft seit 2010, konkret werden acht Gemeinschaften auf der ganzen Insel Mindanao unterstützt.
Bischof Hermann Glettler erinnerte gestern zudem an die rund 12 Mrd. Stunden an ehrenamtlicher „Care-Arbeit“, die täglich weltweit von Frauen und Mädchen geleistet würden. Wie der Bischof appellierte auch LH Anton Mattle – der eine lange Reihe an Landes- und Stadtpolitikern anführte – an die Solidarität der Tiroler Bevölkerung. Zugleich forderte er dazu auf, mit Lebensmitteln wertschätzend umzugehen und Verschwendung zu stoppen.
In Telfs startet derweil am heutigen Donnerstag eine außergewöhnliche Aktion zur Fastenzeit – die traditionelle Fastenvereinbarung der Marktgemeinde. Dabei werden für kleinere „Sünden“ während der vierzigtägigen Abstinenz „Strafgelder“ fällig, die sozialen Zwecken zufließen. Die Vereinbarung ist seit Jahrzehnten ein Fixpunkt im Gemeindeleben, nach der Corona-Pause kehrt die Aktion heuer mit neuem „Generalsekretariat“ zurück: Der Initiator und langjährige Leiter, Hansjörg Hofer, hat das „Fastenbüro“ 2022 an Harald Klotz und Martin Pittl übergeben. Sie zeichnen nun für eine korrekte Abwicklung verantwortlich.
Und die sieht aus wie folgt: Die Teilnehmenden unterschreiben eine Vereinbarung, wonach sie in der Zeit bis Karsamstag ein Fastenziel formulieren und konsequent verfolgen. Zur Wahl stehen der Verzicht auf Alkohol, ein selbst formuliertes Abnahmeziel in Kilogramm (am Ende wird abgewogen!) oder ein besonderer Verzicht bzw. Vorsatz – oder auch alles zugleich. Dabei gilt das Prinzip der Selbstüberwachung. Bei Verstößen treten eben „Strafbestimmungen“ mit Geldbußen in Kraft, alles für den guten Zweck. Abschluss der Aktion ist eine Generalversammlung am Karsamstag.
Obwohl es sich prinzipiell um eine gemeindeinterne Benefizaktion handelt, können auch Leute außerhalb der Marktgemeinde gerne mitmachen. Wer dabei sein will, muss nur das ausgefüllte Formular – erhältlich auf Anfrage im Gemeindeamt bzw. im Bürgerservice Telfs – bis spätestens 27. Februar ausgefüllt ebendort abgeben.
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