Kritik an Kickls Van der Bellen-Beleidigung am Aschermittwoch
Wien – FPÖ-Chef Herbert Kickl ist wegen seiner Schmähungen des Bundespräsidenten in seiner Aschermittwochsrede mit harscher Kritik konfrontiert. Kickl hatte Alexander Van der Bellen etwa wörtlich als „Mumie" und „senil" bezeichnet. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker sah die FPÖ im „radikalen Eck", und auch Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer ortete einen weiteren „Versuch, Vertrauen zu zerstören und Hass zu schüren". Empört herrschte auch bei SPÖ und NEOS vor.
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Bei den Aschermittwochsreden der FPÖ in Ried im Innkreis wird das Publikum nicht nur mit reichlich Bier und Heringsschmaus, sondern auch mit deftigen Sagern beglückt. Auch Kickl führte diese Tradition – nach einer Corona-Pause und erstmals als Parteichef – heuer fort. Dabei arbeitete sich der Blaue besonders am Bundespräsidenten ab, mit dem er schon länger im Clinch ist: „Diese Mumie in der Hofburg", wetterte Kickl wörtlich, dieses „politische Chamäleon". Dass Van der Bellen „senil" sei, habe man vorher schon gewusst, „aber jetzt hat er vergessen, dass er Bundespräsident eines neutralen Landes ist" und er glaube, er sei Staatsoberhaupt in einem NATO-Staat. Van der Bellen sei „der größte Demokratie- und Staatsgefährder", der „des Amtes enthoben" gehöre, polterte der FPÖ-Chef.
ÖVP ortet verbale Entgleisungen
Stocker kritisierte in einer Aussendung diese „radikalen Parolen". Die FPÖ schaffe es nicht, mit Inhalten zu punkten, Kickl treibe die Radikalisierung seiner Partei Schritt für Schritt voran. „Er spricht Experten die Kompetenz ab, diskreditiert den politischen Mitbewerb und reißt Gräben in unserer Gesellschaft auf. Dabei geht seine Rhetorik unter die Gürtellinie und hat nichts mehr mit sach-und lösungsorientierter Politik zu tun. Außer destruktive Frontalopposition hat die FPÖ nichts zu bieten. Die FPÖ muss zu einem sachlichen Umgangston zurückkehren", resümiert er die „verbalen Entgleisungen".
Auch der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer sah in der „Hetzrede" neue Grenzen überschritten, sei es über den Bundespräsidenten, sei es über den Bundeskanzler („Plage der Nation"). Auch erwähnte Mahrer Kickls Kalauer, wonach die von ihm als Innenminister forcierten Polizeipferde ihre Notdurft auf Klima-Aktivisten verrichten sollten. „Die Aussagen von Herbert Kickl erinnern an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte", meinte Mahrer. „Herbert Kickl hat sich mit den jüngsten Aussagen endgültig für alle verantwortlichen Funktionen in dieser Republik disqualifiziert."
„Dass Herbert Kickl nichts von einem zivilisierten Umgangston in der Politik hält, sehen wir regelmäßig im Parlament", schrieb Grünen-Klubobfrau Maurer am Donnerstag auf Twitter. Dennoch kritisierte sie: „Die wüsten Beschimpfungen gegen den Bundespräsidenten bei seiner gestrigen Aschermittwochrede sind ein weiterer Versuch, Vertrauen zu zerstören und Hass zu schüren."
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch meinte in einer Aussendung, Kickl habe „in seiner unsäglichen Aschermittwochsrede wieder die hässliche Fratze der FPÖ gezeigt. Vor allem aber habe er bewiesen, warum mit der FPÖ kein Staat zu machen sei: „Keine Lösungen, nur Hass und Hetze. Wer ältere Menschen wörtlich als 'senile Mumien' verhöhnt, ist ein Volksverräter, kein Volksvertreter!"
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger schrieb auf Twitter, dass sie selbst keine Auseinandersetzungen scheue und „bei Formulierungen schon mal übers Ziel hinausgeschossen" sei. „Aber so wollen wir doch nicht miteinander umgehen wie das Kickl tut!", kritisierte sie. „Nicht mit älteren Menschen, nicht mit dem Amt des Bundespräsidenten!" (APA)
Rundumschlag des FPÖ-Chefs