Ukraine will Krim zurück

Ukraine: Vizechef des Geheimdiensts erwartet Offensive im Frühjahr

Die Ukraine bereitet eine Frühjahrsoffensive gegen Russland vor.
© APA/AFP/ANATOLII STEPANOV

Abhängig davon, wie schnell und umfangreich der Westen die Ukraine mit Waffen unterstützt, sieht sich diese gewappnet für eine Frühjahrsoffensive. Das Land will sich endgültig gegen Russland durchsetzen und auch die Krim zurückerobern.

Berlin/Kiew (Kyjiw)/Moskau – Der Vize-Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Wadym Skibizkyj, rechnet mit einer Gegenoffensive seiner Armee gegen die russischen Besatzer in diesem Frühling. "Ich denke, im Frühjahr sind wir bereit für eine Gegenoffensive", sagte Skibizkyj den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der genaue Zeitpunkt hänge aber von mehreren Faktoren ab – etwa von der Lieferung westlicher Waffen, die für das angegriffene Land sehr wichtig sind.

Skibizkyj betonte, das Ziel der Ukraine sei die Befreiung ihres gesamten Staatsgebiets – inklusive der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. "Wir hören erst dann auf, wenn wir unser Land in den Grenzen von 1991 zurückhaben. Das ist unsere Botschaft an Russland und an die internationale Gemeinschaft."

Putin: Russland muss Atom-Fähigkeiten der NATO berücksichtigen

Russland hat nach den Worten seines Präsidenten Wladimir Putin angesichts der von ihm der NATO zugeschriebenen Aggression keine andere Wahl, als die Atomwaffen-Fähigkeit des westlichen Militärbündnisses zu berücksichtigen. Der Westen wolle Russland zerstören, sagte er dem staatlichen Fernsehsender Rossija 1, wie die Nachrichtenagentur Tass am Sonntag berichtete.

"Unter den heutigen Bedingungen, da alle führenden NATO-Staaten ihr Hauptziel erklärt haben, uns eine strategische Niederlage zuzufügen, damit unser Volk leidet, wie sie sagen, wie können wir unter diesen Bedingungen ihre nuklearen Fähigkeiten ignorieren?" Der Westen wolle Russland liquidieren, sagte Putin. "Sie haben ein Ziel: die ehemalige Sowjetunion und ihren wesentlichen Teil – die Russische Föderation – aufzulösen", zitierte Tass den Präsidenten. Der Westen sei ein indirekter Komplize der von der Ukraine begangenen Verbrechen.

Er sagte demnach zudem: "Es ist eines unserer strategischen militärischen Ziele, dass wir versuchen, einen Keil in die russische Front im Süden zu treiben – zwischen der Krim und dem russischen Festland." Der Geheimdienstler schloss auch Schläge gegen Waffenlager in russischen grenznahen Gebieten nicht aus: "Es ist möglich, dass wir auch Waffendepots oder Militärgerät auf russischem Territorium zerstören, etwa rund um die Stadt Belgorod. Von dort werden Angriffe auf die Ukraine gestartet. Das ist etwa eine Bedrohung für Charkiw."

Wir hören erst dann auf, wenn wir unser Land in den Grenzen von 1991 zurückhaben.
Wadym Skibizkyj, Vize-Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes

Russland verfügt nach Einschätzung des ukrainischen Militärgeheimdienstes derzeit über keine Waffen aus China. "Nach unseren Informationen hat Russland derzeit keine Waffen und Munition aus China", sagte Skibizkyj. Russland verhandle "seit langer Zeit mit vielen Ländern über Waffenlieferungen", so mit China, dem Iran, Nordkorea oder ehemaligen Sowjetrepubliken, fügte er hinzu.

USA in Sorge vor chinesischer Waffenlieferung an Russland

US-Außenminister Antony Blinken hatte vor einer Woche gesagt, Washington sei "auf Grundlage der uns vorliegenden Informationen" in Sorge, dass China "die Bereitstellung tödlicher Unterstützung" für Moskau im Ukraine-Krieg erwäge. Peking bestritt daraufhin jedoch Pläne für Waffenlieferungen an Russland für den Krieg gegen die Ukraine.

Skibizkyj sagte den Funke-Blättern, eine Schwachstelle Russland bestehe darin, dass es mit der Produktion von Munition, Artillerie und neuen Waffen - insbesondere von Raketensystemen – nicht nachkomme. In den ersten sechs Monaten des Krieges hätten die ukrainischen Truppen 60 Prozent der russischen Kampfpanzer und 40 Prozent der gepanzerten Fahrzeuge zerstört. "Deshalb haben die Russen heute Probleme mit dem Nachschub", betonte der Vize-Geheimdienstchef.

Abhängig ist das Vorankommen der ukrainischen Armee auch von westlichen Waffenlieferungen.
© APA/AFP/ANATOLII STEPANOV

Mit dem Iran verhandle Russland derzeit über die Lieferung von Mittelstreckenraketen, sagte Skibizkyj. Moskau bemühe sich auch darum, Munition von Teheran zu bekommen.

In Belarus soll es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur BeITA mehr als eine Million freiwillige Soldaten außerhalb des Militärs geben. Sollte es in dem Land zu einer "Ausrufung des Kriegsrechts und der Umstellung der Wirtschaft auf Kriegsmodus" kommen, seien bis zu 1,5 Millionen Personen abrufbar, zitiert die Agentur Alexander Wolfowitsch, den Staatssekretär des Sicherheitsrats. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat in diesem Monat bereits die Bildung einer neuen sogenannten Territorialverteidigung aus Freiwilligen angeordnet. Dem Präsidenten zufolge sollen die Freiwilligen und die Berufssoldaten aber nur im Angriffsfall kämpfen.

Russland führt seit dem 24. Februar 2022 offen Krieg gegen das Nachbarland Ukraine. In den Kämpfen sind seitdem mindestens 8000 Zivilisten getötet und mehr als 13.000 verletzt worden. Insgesamt halten russische Truppen derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. (APA/dpa/AFP/Reuters)

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