Innsbrucker Galerie Maier

Retrospektive über Michael Croissant: Sucher nach der idealen Form

Zwei „Helmköpfe“ aus Bronze des jungen Michael Croissant sowie ein viele Jahre später in Öltempera auf rotes Papier gezeichneter „Kopf“.
© Schlocker

„Figurale Formationen“ von Michael Croissant in der Innsbrucker Galerie Maier.

Innsbruck – Die Suche nach der „idealen Form“ hat der Bildhauer Michael Croissant (1928–2002) zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Durchdekliniert anhand der menschlichen Figur, zeichnend und malend genauso wie im Dreidimensionalen. Um lebenslang ein Suchender zu bleiben, ein immer wieder Neues Ausprobierender, wobei eine zunehmende formale Reduktion unübersehbar ist.

Was auch die Innsbrucker Galerie Maier in ihrer dicht zelebrierten Retrospektive über das Oeuvre Croissants zeigt, der nach einer Steinmetzlehre an der Münchner Akademie studiert hat, um später selbst mehr als 20 Jahre auf einem Lehrstuhl für Bildhauerei an der Frankfurter Städelschule zu wirken. Der Nachwelt ein einzelgängerisches Werk hinterlassend, das Teil wichtiger internationaler Sammlungen ist und in Österreich zu vertreten die Galerie Maier exklusiv die Ehre hat.

„Figur“ aus Bronze von Michael Croissant von 1996.
© Watzek

Ihre bereits dritte Personale von Michael Croissant macht den Künstler in seiner ganzen Ambivalenz schön greifbar. Sein unermüdliches Ringen um den für ihn gültigen Ausdruck. Lavierend zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen, dem Offenen und Geschlossenen, dem Malerischen und Grafischen. Was ihn zum Macher sehr spezieller Objekte macht, die reizvoll uneindeutig, letztlich so etwas wie Raumbilder sind.

Formuliert in den unterschiedlichsten Formaten. Wobei bei den kleinen das Skulpturale sozusagen zur Basis sehr konkreter zeichnerischer Umkreisungen des menschlichen Körpers wird, während dieser im Großformat durch miteinander verschweißte Bronzeplatten nur vage angedeutet wird, um zur Basis malerischer Interventionen zu werden, die wiederum rein auf der informell emotionalen Ebene passieren. Wobei Croissant bei diesen großen Skulpturen gern auch die Natur „mitmalen“ lässt. Indem er seine Bronzen oft für lange Zeit in den Garten gestellt hat, darauf wartend, dass ihre Oberflächen eine Patina annimmt.

War doch das Einmalige, Unreproduzierbare für Michael Croissant elementar, weshalb es auch kaum Editionen seiner meist im Wachsausschmelzverfahren hergestellten Skulpturen gibt. Die in seinen frühen Jahren entstandenen kommen eigenartig durchlöchert daher, fast wie archäologische Fundstücke.

Was mit der Affinität des Künstlers zu archaischen Kulturen zu tun haben könnte, besonders zu jener des alten Ägypten. An eine Mumie lässt etwa eine seiner Skulpturen denken, die mit in weiße Farbe getauchtem Leinen umwickelt und kreuz und quer verschnürt ist. Andere Skulpturen lassen dagegen Assoziationen mit mittelalterlichen Helmen aufkommen, wieder andere bringen das Kopfige schlechthin mit den Mitteln der absoluten Reduktion auf den Punkt.

An die Figur hat sich Michael Croissant zeichnend bzw. collagierend herangetastet. Jonglierend mit klaren Formen, mit dem Linearen genauso wie mit Flächigem, das durch Farben definiert ist. Weniger ist hier viel mehr, das Spiel mit den Bildmitteln ein höchst konzentriertes, exakt kalkuliertes, das keinerlei emotionale Ausrutscher ins Malerische zulässt.

📍 Galerie Maier. Maria-Theresien-Straße 38, Innsbruck; bis 18. März, Di–Fr 10–12, 15–18 Uhr, Sa 10–13 Uhr

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