„Morgen ist zu spät“: Klimademos in Innsbruck, Kufstein und Landeck sollen Politik wachrütteln
Unter dem Motto „Morgen ist zu spät“ fanden in österreichischen Städten Klimademos statt. Die Aktion soll Druck auf die Politik ausüben. In Tirol kam es in Innsbruck, Kufstein und Landeck zu Protesten.
Innsbruck, Kufstein, Landeck – „Morgen ist zu spät!“ Ein riesiges Transparent mit dieser Warnung führte am Freitag den beeindruckenden Zug an, der von der Uni über den Südring bis zum Landhausplatz zog. Zahlreiche DemonstrantInnen waren dem Ruf von Fridays For Future gefolgt, um auch in Innsbruck für den Klimaschutz einzutreten – 1500 waren es laut den Organisatoren, 1100 zählte die Polizei.
Einer war Valentin aus St. Jodok: „Ich bin hier, um ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass auch ich eine Stimme habe“, erklärte der junge Mann. Weiter vorne demonstrierte mit Christine und Antonia ein Mutter-Tochter-Gespann. Christine hielt ein Schild mit der Frage „Opa, was ist ein Schneemann?“ in die Höhe. „Ich möchte nicht, dass mir meine Enkel einmal in 20 Jahren diese Frage stellen“, erklärte sie. Obwohl es überall Überschwemmungen oder Dürren gebe, ändere sich bei den Menschen und bei der Politik nichts, begründete Lisa aus Völs, warum sie gekommen war.
📽️ Video | Die Klimademo in Innsbruck
TeilnehmerInnen hielten Schilder hoch. Botschaften wie „Das Ende ist nah!“, „Wir haben keinen Planeten B“, „Aussterben = uncool“ oder „Mama, mein Schneemann schmilzt“ waren zu lesen. Die Demonstration verlief laut Polizei friedlich. Einen Rettungswagen mit Blaulicht ließ der Zug am Innrain unverzüglich passieren.
Unter den Demonstranten befand sich auch Bürgermeister Georg Willi: „Es braucht dieses Zeichen der Straße, damit sich in der Politik etwas ändert. Das Umsetzungstempo ist zu niedrig“, erklärte er. Wenn 30 der Demonstranten im Gemeinderat sitzen würden, wären viele Projekte schon umgesetzt.
Zufrieden mit der Zahl der TeilnehmerInnnen und dem Ablauf waren die Organisatorinnen Anna Perktold und Melanie Lechner. Sie forderten ein Klimaschutzgesetz, einen Klimacheck für Gesetze und Verordnungen in Tirol. Klimaschutz solle in der Verfassung verankert werden.
📽️ Videos | Die Klimademo in Kufstein
Auch in Kufstein machten mit mehr als 200 TeilnehmerInnen mehr Menschen denn je ihrem Unmut über die demnach zu lasche, aber dringend notwendige Klimapolitik Luft. „Mama, was sind Gletscher?“ las man auf einem Schild. Vor allem Schüler und Erwachsene ab 40 Jahren säumten das Bild beim Demozug durch die Innenstadt und der Kundgebung im Stadtpark, auch BM Martin Krumschnabel schaute vorbei. Die Politik auf Gemeindeebene müsse sich ebenso engagieren, forderte Paula Schickh von FFF Kufstein. Als eine der „Omas For Future“ spazierte Thea Barth mit. Gerade in Provinzen sei es wichtig, auf die Straße zu gehen, „weil hier die ÖVP meist die Mehrheit hat“, verwies die Kufsteiner Künstlerin auf deren Macht. Neben der Volkspartei wurden in Reden die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer als „Verhinderer eines wirksamen Klimaschutzgesetzes“ angeprangert.
Ein älterer Herr am Straßenrand schüttelt den Kopf. „Sie haben alles und wollen auf nichts verzichten“, hat er wenig Verständnis für die Kundgebung. „Unsere Möglichkeiten, selbst etwas zu tun, sind ja begrenzt“, findet Lea Dengel, 16-jährige Schülerin aus Kufstein. „Jeder in der Politik weiß über die Krise Bescheid, keiner tut was.“
In Landeck rief die Kulturinitiative „Alls Guat“ mit Obmann Johannes Tilg zu einer Fotoaktion vor dem Alten Kino auf. Vor den Klima-Plakaten nahm um 14 Uhr allerdings nur Tilg selbst Platz. Ausgezahlt habe es sich trotzdem, es gehe „um jedes einzelne Zeichen“. (mr, jazz, veo)
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