Keine Zulassung in EU

Nächste Corona-Influenza-Wellen: Erster Kombitest in den USA

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In den USA soll es ab Herbst einen PCR-Test geben, der sowohl Covid als auch Influenza erkennen kann. Die Europäische Arzneimittelagentur hat sich gegen eine Zulassung ausgesprochen.

Washington/Amsterdam/Los Angeles – Covid-19 geht nicht mehr vorbei. Spätestens im nächsten Herbst dürfte eine Kombination von SARS-CoV-2- und Influenza-Infektionen vor der Tür stehen. In den USA wird es dann jedenfalls eine Art PCR-Test auf beide Virusarten geben. Das Covid-19-Medikament Molnupiravir wird in der EU dagegen wohl nur wenig Bedeutung haben. Die Europäische Arzneimittelagentur hat sich gegen eine Zulassung ausgesprochen.

Die Influenza spielt in Europa derzeit kaum noch eine Rolle, was Grippe bzw. grippeähnliche Infektionen angeht. Doch die nächste saisonale Influenza-Welle kommt ab Ende des Jahres bestimmt, Covid-19 wird wohl nicht verschwinden. Für beide Infektionen – mit ähnlichen Symptomen – gibt es medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, die nur in einem Zeitfenster von wenigen Tagen ab der Infektion bzw. Symptomen wirken. Deshalb wären eine schnelle Diagnose und gleichzeitig das Unterscheiden von Fällen der beiden Krankheiten wichtig.

Das US-Diagnostikunternehmen Lucira Health dürfte hier einen Erfolg geliefert haben: Ende Februar wurde seinem ersten Kombi-Heimtest von der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung erteilt. "Diese Zulassung des ersten frei käuflichen (OTC-/Over the Counter; Anm.) Tests, der Influenza A und B sowie SARS-CoV-2 erkennen kann, stellt einen großen Meilenstein für einen leichteren Zugang von Konsumenten zu Diagnostika für zu Hause dar", wurde Jeff Shuren, Direktor des FDA-Zentrums für Medizinprodukte und Radiologie, in einer Aussendung der Behörde zitiert.

Test sehr verlässlich

Die Zulassung erfolgte mit 24. Februar. Es handelt sich nicht um einen Antigen-, sondern um einen molekularen Test, der Erbsubstanz von Influenza A-, Influenza B- sowie von Covid-19-Erregern inklusive der Omikron-Varianten feststellen kann. Das Testkit, in dem ein Nasenabstrich untersucht wird, basiert auf der sogenannten RT-Lamp-Technologie, um RNA der Viren zu entdecken und zu identifizieren. In einer ersten Phase wird mögliche vorhandene RNA durch ein Reverse Transkriptase-Enzym in eine DNA-Form umgewandelt (cDNA). Dann erhitzt sich das Testkit über eine enthaltene Batterie und vermehrt die DNA von Viren – ganz wie bei einem PCR-Test –, bis sie dann detektiert und das Ergebnis in ein ablesbares Farbsignal umgesetzt werden kann.

Schlägt der Test nicht an, liegt laut FDA-Angaben zu 99,3 Prozent keine Influenza A und zu 99,9 Prozent keine Influenza B vor. Eine Covid-19-Erkrankung ist bei einem negativen Ergebnis zu hundert Prozent ausgeschlossen. Umgekehrt entdeckt das Verfahren 90 Prozent vorhandener Influenza A-Infektionen (positives Anschlagen) und 88,3 Prozent vorliegender SARS-CoV-2-Infektionen (positives Ergebnis). Für die Influenza B gab es bis zum Zulassungsverfahren nicht genügend positive Ergebnisse, weil in den klinischen Tests zu wenige derartige Infektionen aufgetreten waren.

Das Untersuchungsverfahren als ohne Rezept in Apotheken erhältliches Test-Kit soll einerseits rechtzeitige Quarantänemaßnahmen ermöglichen, andererseits den frühen Einsatz von antiviralen Medikamenten wie zum Beispiel Oseltamivir (Tamiflu/Influenza) oder von Paxlovid (SARS-CoV-2) gezielt ermöglichen. Die Symptome einer Influenza bzw. von Covid-19 sind ja oft einander ähnlich und wirken nur in der anfänglichen Phase der Erkrankung.

Molnupiravir wird geringere Rolle spielen

Eines der bisher zugelassenen Covid-19-Medikamente, Molnupiravir, wird wohl in Zukunft eine deutlich geringere Rolle spielen. "Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA; Anm.) hat für Lagevrio (Markenname für Wirkstoff Molnupiravir; Anm.) die Ablehnung der Zulassung als Medikament zur Behandlung von Covid-19 empfohlen", schrieb die EMA in einem Statement am 24. Februar. Der US-Pharmakonzern Merck, Sharp & Dohme (MSD) könne aber binnen zwei Wochen eine neuerliche Begutachtung einfordern.

"Auf der Basis aller Daten konnte kein Rückschluss darauf gezogen werden, dass Lagevrio das Risiko für eine Spitalsaufnahme oder den Tod senkt bzw. die Krankheitsdauer (bei Covid-19; Anm.) verkürzt oder eine Genesung bei Erwachsenen mit einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf beschleunigt", schrieb die Arzneimittelagentur. In Deutschland darf laut der Zeitschrift der Bundesärztekammer das Medikament mittlerweile nicht mehr auf Kassenkosten verschrieben werden und in Apotheken nicht mehr abgegeben werden.

Molnupiravir sollte gegen SARS-CoV-2 durch Einfügung von Kopierfehlern in die Erbsubstanz der Covid-19-Erreger wirken. In der ersten Zwischenauswertung der Zulassungsstudie betrug die Wirksamkeit gegen schwere Krankheitsverläufe und Tod noch rund 50 Prozent. Eine weitere Auswertung der klinischen Untersuchung zeigte dann eine Schutzrate von nur noch 30 Prozent. Offenbar waren weitere Daten nicht überzeugend.

Dafür dürfte die Corona-Impfung wichtig bleiben. Sie kann vor schweren Krankheitsverläufen schützen, hat aber offenbar auch einen positiven Effekt gegen andere Komplikationen von Covid-19. Alan Kwan vom Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles (USA) und seine Co-Autoren haben die Daten einer Personengruppe von fast 24.000 Covid-Patienten zwischen März 2020 und Juni 2022 analysiert. Dabei stießen sie auf ein um fast 80 Prozent erhöhtes Risiko für den Ausbruch einer Diabetes-Erkrankung binnen 90 Tagen nach der Infektion im Vergleich zu drei Monaten vorher, wenn die Menschen nicht geimpft gewesen waren. Bei Geimpften blieb dieses Risiko auch bei einer Covid-19-Erkrankung de facto gleich, wie sie in ihrer Untersuchung in JAMA Network Open der US-Ärztegesellschaft feststellten. (APA)

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