Tiroler Kripo klärte Impf-Krimi: 200 Impfgegner mit Zertifikaten versorgt
Ein Paar soll in Tirol 232 Impf-Gegnern zu einem ELGA-Eintrag verholfen haben.
Innsbruck – „Missbräuchliche Eintragungen von nicht durchgeführten Covid-19-Impfungen in die elektronische Gesundheitsakte“: So beschreibt die Innsbrucker Kripo den Tatbestand hinter einem Impf-Krimi, der jetzt geklärt werden konnte. Hinter der sperrigen Beschreibung verbirgt sich ein Paar, das über 200 Impfgegner im Herbst 2021 zu einem „Geimpft“-Status verholfen haben soll. Sie manipulierte laut Polizeibericht die ELGA, er besorgte Kunden und die für die Einträge notwendigen Daten.
„Aufgeflogen ist der Fall, weil ein Arzt auf Diskrepanzen im Impfregister stieß“, erzählt Christoph Kirchmair, Leiter des Innsbrucker Kriminalreferats: „Der Arzt meldete das dann dem Innsbrucker Magistrat. Und das hat Anzeige bei der Polizei erstattet.“
Umfangreiche Ermittlungen des Fachbereichs für Vermögensdelikte waren die Folge. Und die führten rasch in die Ordination einer Innsbrucker Ärztin. Dort wurden offenbar Ungeimpfte als geimpft in die elektronische Gesundheitsakte eingetragen. Aber nicht von der Ärztin, die eigentlich als Einzige Zugang zur ELGA hatte. Stattdessen geriet eine damalige Ordinations-Mitarbeiterin ins Visier der Innsbrucker Kriminalbeamten. Wie die weiteren Ermittlungen ergaben, dürfte sich die 28-Jährige widerrechtlich einen Zugang zur ELGA verschafft haben. So war es kein Problem mehr, einen Impfstatus zu ändern. Was dann auch geschah.
Insgesamt stießen die Kriminalbeamten in der Folge auf 232 Personen ohne Covid-Impfung, die zwischen August und Dezember 2021 plötzlich als geimpft in den ELGA-Dateien aufschienen.
Zwischen 500 und 1000 Euro pro gefälschtem ELGA-Eintrag
Die 28-Jährige war aber offenbar nicht alleine. Wie die Polizeibeamten herausfanden, hat der Lebensgefährte (45) der Einheimischen offenbar tatkräftig mitgeholfen. „Er hat die Manipulationsmöglichkeit beworben und die für den ELGA-Eintrag notwendigen Daten wie etwa die Sozialversicherungsnummer beschafft und aufbereitet“, beschreibt Kirchmair die Rolle des zweiten Verdächtigen. Das Motiv für die Manipulationen ist vorerst noch nicht restlos geklärt. Ein Geständnis liegt nicht vor, im Gegenteil: „Die Verdächtigen haben den Einvernahmen von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht und die Aussage verweigert“, berichtet Kirchmair. Die Beamten gehen aber aufgrund von Hinweisen davon aus, dass das Paar zwischen 500 und 1000 Euro pro gefälschtem ELGA-Eintrag kassiert hat. „Aber etliche Manipulationen dürften auch aus Gefälligkeit erfolgt sein“, ergänzt der Kripo-Chef.
Die 28-Jährige und ihr Lebensgefährte werden nach Abschluss der Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Das gilt auch für die 232 Kunden, die sich die falschen Impfzertifikate beschafft haben.