Wagner-Truppen haben offenbar Kontrolle über Ostteil von Bachmut erlangt
Die russische Söldner-Gruppe Wagner, die die russische Armee im Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt, will mittlerweile einen Teil der umkämpften Stadt Bachmut kontrollieren. Indes sollen Panzer aus Deutschland und Polen noch im März in der Ukraine eintreffen.
Kiew, Moskau – Russische Einheiten haben wahrscheinlich den östlichen Teil der hart umkämpften Stadt Bachmut nach einem kontrollierten ukrainischen Rückzug erobert. Das gab das Washingtoner Institute for the Study of War (ISW) am Dienstagabend auf Twitter bekannt. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg befürchtet, dass die Stadt "in den nächsten Tagen fällt". Das ISW bezweifelt jedoch, ob Russland eine Einnahme auch für weitere Vorstöße nützen könnte.
Um Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Die auf russischer Seite dort agierende Söldnertruppe Wagner hat die Stadt inzwischen von Osten, Norden und Süden eingekreist. Am Mittwoch verkündete der Gründer der Söldner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, die vollständige Einnahme des Ostteils der Stadt. "Alles östlich des Bachmutka-Flusses ist vollständig unter der Kontrolle von Wagner", reklamierte Prigoschin in einer Audiobotschaft den Teilerfolg für sich.
Trotzdem will Kiew die "Festung Bachmut" weiter halten, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Dienstagabend nochmals betonte. Der Fluss Bachmutka, der durch die Stadt fließt, könnte den Verteidigern nun als natürliche Barriere dienen, um weitere russische Angriffe aus dieser Richtung zu erschweren. Allerdings bleibt für die Ukraine wichtig, die Zufahrtsrouten im Westen zu sichern, um die Garnison mit Nachschub zu versorgen.
Ukraine berichtet von anhalten Angriffen
Das ukrainische Militär berichtete am Mittwoch von anhaltenden Angriffen Russlands in der Region Bachmut. Allein bei dem Dorf Orichowo-Wassiliwka rund 20 Kilometer nordwestlich von Bachmut habe es am Vortag mehr als 30 erfolglose Angriffe gegeben, teilt der Generalstab der ukrainischen Armee mit. Gebiete rund um zehn Siedlungen an der Front bei Bachmut seien unter Beschuss genommen worden. "Trotz gravierender Verluste (...) setzt der Feind den Sturm auf Bachmut fort."
NATO-Generalsekretär Stoltenberg warnte am Mittwoch vor einer russischen Einnahme der Stadt. "Wir können nicht ausschließen, dass Bachmut in den nächsten Tagen fällt", sagte Stoltenberg am Rande von Beratungen mit den EU-Verteidigungsministern in Stockholm. Dies wäre nach seinen Worten zwar "kein Wendepunkt" in dem russischen Angriffskrieg. Es zeige aber, "dass wir Russland nicht unterschätzen sollten und wir die Ukraine weiter unterstützen müssen".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor gewarnt, dass durch den Fall von Bachmut "freie Bahn" für weitere Eroberungen Russlands in der Ostukraine entstehen könnte. "Uns ist klar, dass sie nach Bachmut noch weiter gehen könnten", sagte Selenskyj Dienstagabend in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN. Die russischen Truppen hätten dann "freie Bahn in andere ukrainische Städte, in Richtung Donezk".
Das Washingtoner ISW geht jedoch davon aus, dass die russischen Streitkräfte eine Eroberung von Bachmut nicht für weitere Vorstöße ausnutzen könnten, da sie wahrscheinlich ihre verbleibende Kampfkraft aufgebraucht hätten. Zudem müssten sie zwischen zwei divergierenden Vormarschlinien wählen und es mangle ihnen an mechanisierten Kräften, gab das ISW am Mittwoch auf Twitter bekannt.
Panzer sollen bald ankommen
Die von Deutschland und Portugal versprochenen Kampfpanzer für die Ukraine werden nach Angaben des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius indes bis Ende März geliefert. "Ich kann Ihnen mitteilen, dass ich gerade eben erfahren habe, dass die 18 deutschen Leopard-2A6-Panzer und die drei portugiesischen noch in diesem Monat alle gemeinsam in die Ukraine (...) kommen können", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch am Rande eines EU-Verteidigungsministertreffens in Schweden.
Die Panzer würden zusammen mit ausgebildeten Besatzungen in das Land kommen und könnten dann ins Einsatzgebiet, so der Minister. Die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2 ist Teil der deutschen Militärhilfe, die der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen soll.
Die deutsche Regierung hatte am 25. Jänner das Ziel ausgegeben, "rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen". Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet. Beteiligt an der Initiative sind neben Deutschland und Portugal auch Länder wie Polen, Norwegen, Kanada und Spanien. Polen hat der Ukraine bereits im Februar die ersten vier Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 geliefert. In dieser Woche sollen zehn weitere folgen. (APA, Reuters, dpa)
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