🌎 Projekt "Ocean Cleanup"

Kampf gegen gigantische Ozean-Müllhalde in neuer Dimension: Experte für Fokus auf Flüsse

"System 03" ist um einiges länger. Auch sie wird von zwei Schiffen durch den Müllstrudel gezogen, ein drittes Schiff sammelt mit einer Art Schleppnetz am Ende des "u-formigen Floßes" dann die größeren Plastikteile ein.
© Ocean Cleanup

Dem pazifischen Plastikmüllstrudel soll es jetzt mit einem noch effizienteren Sammel-System von Ocean Cleanup an den Kragen gehen. Der Wiener Meeresbiologe Gerhard Herndl will den Fokus auf die Flüsse lenken – denn sie spülen 80 Prozent des Mülls in die Meere.

Wien/San Francisco – Als "größte Aufräumaktion in der Geschichte" bezeichnet sich das "Ocean Cleanup"-Projekt. Dieser Tage startet das Vorhaben von Kalifornien aus mit einer neuen Plastiksammel-Vorrichtung in Richtung "Great Pacific Garbage Patch". Diese Hochsee-Müllhalde sei vor allem ein Erinnerungsmal an die starke Verschmutzung. Den Ozeanen effizienter Plastik entziehen könne man aber in den Flüssen, so der in das Projekt involvierte Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Uni Wien.

Aus Flüssen kann man den Müll sehr effizient heraus fangen.
Meeresbiologe Gerhard Herndl

Es ist der dritte Anlauf, den das von dem Niederländer Boyan Slat gegründete und medienwirksam positionierte Projekt startet. Die erste Barriere, ein insgesamt rund 600 Meter langes u-förmiges Kunststoffrohr mit rund drei Metern Tiefgang, brachte 2018 nicht den gewünschten Sammel-Erfolg und zerbrach alsbald. "System 002" war eine von Schiffen gezogene Sammeleinrichtung mit stattlichen Ausmaßen, die 2021 an den Start ging.

📽 Video | Ocean Cleanup will Riesen-Müllstrudel bekämpfen

Nun ist "System 03" an der Reihe: "Die Barriere ist jetzt um einiges länger", sagte Herndl. Auch sie wird von zwei Schiffen durch den Müllstrudel gezogen, ein drittes Schiff sammelt mit einer Art Schleppnetz am Ende des "u-formigen Floßes" dann die größeren Plastikteile ein, erklärte der Forscher, der vor allem zum Projektstart aktiver Teil des wissenschaftlichen Beirates von "Ocean Cleanup" war.

Auf den Schiffen wird der Müll gesammelt und in Container verladen.
© imago

Ging es bei der ursprünglichen Idee noch darum, mit einer treibenden Barriere durch die Meeresströmung mehr oder weniger automatisch den Müll einzufangen, geht man nun aktiver an die Sache heran. Zu tun gibt es genug, denn Experten gehen mittlerweile davon aus, dass sich alleine im pazifischen Müllstrudel Billionen Plastikteile tummeln.

Stetigen Plastik-Zustrom über Flüsse abfedern

Auch wenn man mit dem neuen, deutlich vergrößerten Ansatz "beachtliche Mengen" schöpfen könne, sei das "ein Tropfen auf dem heißen Stein", so Herndl. Für den Wiener Wissenschafter hat "Ocean Cleanup" vor allem viel Aufmerksamkeit für das drängende Thema der Verschmutzung der Meere gebracht. Als Geldgeber wurden nicht zuletzt auch große Konzerne rekrutiert.

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Effizienter vor Plastik schützen kann man die Ozeane aber, wenn der stetige Zustrom an Müll über die Zubringer – die Flüsse – abgefedert wird. Hier hat die Initiative auch bereits einige Systeme in Entwicklung bzw. im Einsatz. So könne man große Effekte erzielen, denn "nur" ungefähr 1000 Flüsse weltweit bringen rund 80 Prozent des Mülls in die Meere, heißt es auf der Projekt-Homepage.

Sehr stark Plastik-verschmutzte Flüsse gibt es vor allem in Südostasien. "Dort kann man das sehr effizient heraus fangen", so Herndl.

Kaum Schaden für Meeresorganismen

Für den Biologen haben sich bisher jedenfalls Befürchtungen, dass durch die Sammelaktionen bestimmte Meeresorganismen übermäßig Schaden nehmen, nicht bewahrheitet. Die Spezies, die die nährstoffreiche Ozeanoberfläche abgrasen und sich im Plastik-Treibgut verfangen, würden zwar mit abgeschöpft. "Diese Organismen sind aber an hohe Verluste angepasst, weil sie natürlich auch mit jeder Welle an die Küsten gespült werden und Fische unter der Barriere durchtauchen können", so Herndl.

🔗 Mehr Infos zum Projekt

theoceancleanup.com

Insgesamt habe auch das "Ocean Cleaup"-Projekt einen Teil dazu beigetragen, dass die Verschmutzung der Meere heute von der Forschung besser erfasst werden kann. Mittlerweile könne man aber auch Satellitendaten dafür nutzen. Weniger gut erforscht ist das Ausmaß an Mikroplastik-Partikeln, die auch in großer Zahl Richtung Meeresboden absinken, betonte Herndl. Hier gebe es noch viel zu tun. (TT.com, APA)

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