Mangel an Raketen

Abstände zwischen Raketenangriffen länger, Russen könnten bei Wuhledar attackieren

Einsatzkräfte nach einem russischen Raketenangriff in Kiew.
© Handout / UKRAINIAN EMERGENCY SERVICE / AFP

Russland kämpft in seinem Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine offenbar immer mehr mit einem Mangel an Material. Das zumindest lässt ein wachsender Abstand zwischen den Wellen von Raketenangriffen vermuten.

London – Russland bereitet sich nach Einschätzung der US-Denkfabrik ISW möglicherweise darauf vor, die militärische Offensive um die Frontstadt Wuhledar im Osten der Ukraine wieder aufzunehmen. Darauf deutete die Verlagerung von Truppen im Gebiet Donbass hin, schrieb das Institute for the Study of War (Institut für Kriegsstudien) in einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht. Zudem gebe es Hinweise auf Bitten um die Aufstockung von Munition in diesem Abschnitt der Front.

Die russische 155. Marineinfanteriebrigade erlitt erhebliche Verluste, als sie in einer dreiwöchigen Offensive im Februar versuchte, das Gebiet um Wuhledar einzunehmen. In der laut ukrainischen Angaben "größten Panzerschlacht des Krieges" wurden laut dem US-Magazin politico bereits in der ersten Februarwoche rund 130 Fahrzeuge, darunter 36 Panzer, von den ukrainischen Verteidigern zerstört. Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine vor einem Jahr sei die Brigade dort bereits mindestens sieben Mal neugebildet worden, schrieb das Institut mit Sitz in Washington. Zuletzt vor allem mit schlecht oder gar nicht ausgebildeten Zwangsrekrutierten.

📽️ Video | EU-Justizminister beraten über Ukraine-Wiederaufbau

Russen kämpfen mit Nachschubproblemen

Anhaltende Probleme bei der Beschaffung von Nachschub – sowohl bei den Truppen als auch der Munition – könnten die russischen Streitkräfte aber daran hindern, tatsächlich vorzurücken, hieß es weiter. So schicke die russische Armee einen Großteil der verfügbaren Artilleriemunition momentan an ihre Truppen in Bachmut. Der seit Monaten umkämpften Stadt droht die Einschließung. Als strategisch wichtige "Festung" im Gebiet Donezk wird sie aber weiter von ukrainischen Streitkräften verteidigt.

Die Frequenz russischer Raketenangriffe auf die Ukraine dürfte nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten abnehmen. Das ging aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor. Demnach gehen Moskau die Raketen aus. Hinweis darauf gebe, dass bei der jüngsten Welle an Raketenschlägen am Donnerstag eine Auswahl von verschiedenen Geschossen zum Einsatz kam, die teilweise zweckentfremdet wurden.

Von Produktion direkt in Einsatz

Russland müsse jetzt eine kritische Masse an neu gefertigten Raketen direkt von der Industrie ansammeln, bevor es die Mittel für einen Schlag habe, der groß genug sei, um die ukrainische Luftabwehr zu überwältigen, heißt es in der Mitteilung.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Updates zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (APA, dpa)