Unternehmer Siegried Wolf will russisches Schaeffler-Geschäft kaufen
Die Ukraine prüft einen Bericht, wonach der Österreicher bei einem Russen-Deal als Strohmann für einen Oligarchen fungiert. Die Firma soll Teile für Militärfahrzeuge bauen.
Wien, Moskau, Kiew – Der österreichische Manager Siegfried Wolf steht vor einer Übernahme des Russland-Geschäfts des deutschen Auto- und Industriezulieferers Schaeffler, wie das Magazin Spiegel berichtet. Demnach sei ein Vertrag bereits im Dezember vergangenen Jahres unterzeichnet worden. Vorerst stünden für eine Finalisierung noch Genehmigungen aus Russland aus. Wolf-Sprecher Josef Kalina bestätigte das Kaufinteresse.
Wie der Spiegel schreibt, wurde eine Übertragung der Unternehmensanteile an dem Werk im russischen Uljanowsk an Wolf bereits in die Wege geleitet. Das Konstrukt sehe vor, dass die Anteile zunächst an die russische Firma PromAvtoKonsalt gehen sollen und anschließend an Wolf, der im Aufsichtsrat von Schaeffler sitzt, weitergereicht werden. PromAvtoKonsalt-Geschäftsführer Roman Vovk habe Mitte Jänner um Erlaubnis für das Geschäft bei dem Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten. Dabei habe er damit geworben, dass die Schaeffler-Teile in Fahrzeugen der GAZ-Gruppe zum Einsatz kommen könnten, auch in Modellen, die vom russischen Militär für den Transport von Truppen und schwerem Gerät eingesetzt würden.
Laut dem Bericht geriet das Geschäft auch ins Visier der ukrainischen Anti-Korruptionsbehörde NAZK. Diese prüfe, ob Wolf als Strohmann für den russischen Oligarchen Oleg Deripaska fungiere. Wolf steht durch seine langjährige Tätigkeit bei Magna dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska nahe, gegen den die USA und die EU Sanktionen verhängt haben. Bis vor Kurzem war Deripaska auch Großaktionär des österreichischen Baukonzerns Strabag.
Kalina erklärte, dass Wolf den russischen Krieg in der Ukraine zutiefst verurteile und daher seine Tätigkeiten in Russland eingestellt habe. Zudem mache er keine Geschäfte mit Personen, die von internationalen Sanktionen betroffen sind. Darauf achte der Investor auch bei einem möglichen Kauf des Schaeffler-Werks.
Kalina wies die Darstellung zurück, wonach in dem russischen Werk Kriegsgerät produziert werde. So handle es sich um ein Fahrzeug, das nur in der Landwirtschaft zum Einsatz komme. Sich an Rüstungsgeschäften zu beteiligen sei für Wolf undenkbar, so der Sprecher. Die angedachte Transaktion mit Schaeffler stehe noch am Anfang, Wolf selbst sei in die Gespräche noch nicht involviert. Und alle Aktivitäten, die der Unternehmer entfalte, fänden in Absprache mit der US-Sanktionsbehörde OFAC statt, so Kalina zum Standard. (APA, TT)