Landessprecher der Grünen

Gebi Mair nach Wahl: „68 Prozent sind kein Denkzettel für mich“

Der grüne Klubchef Gebi Mair will die Tiroler Grünen stärker links der Mitte positionieren.
© Grüne/Miller

Schwerer Start für den grünen Klubchef Gebi Mair als neuer Landessprecher: Als einziger Kandidat erhielt er weniger als 70 Prozent. Es zeigt sich, dass manche Gräben einfach zu tief sind.

Telfs – Der Appell von Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch zeigte Wirkung. Aber nur eingeschränkt. „Wer streitet, verliert. Es geht nur gemeinsam“, sagte er in seiner Rede bei der grünen Landesversammlung im Telfer Rathaussaal. Gestritten wurde nicht, doch bei den Tiroler Grünen wurde die Lagerbildung offensichtlich. Mairs Kritiker, die ihm mangelnde Kommunikation und zu wenig Einbindung der FunktionärInnen vorwerfen, haben sich unversöhnlich gezeigt.

📽 Video | Gebi Mair neuer Landessprecher der Grünen

Und so wählten ihn 34 der 106 anwesenden Mitglieder nicht, zwei Stimmen waren ungültig. Letztlich erhielt der neue Landessprecher und Nachfolger von Christian Altenweisl 68 Prozent, seine künftige Stellvertreterin Cordula Ettmayer-Kreiner 82 Prozent. Dass jetzt Partei- und Mandatsfunktion zusammengeführt werden, sehen einige Funktionäre kritisch. Dass sich Mairs schärfste innerparteiliche Gegner seine Rede sowie das anschließende Hearing nicht anhören wollten und sich lieber einen Kaffee gegönnt haben, spricht ebenfalls Bände.

Vor der Wahl absolvierte Gebi Mair einen Canossagang, entschuldigte sich für das schlechte Wahlergebnis bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr. „Es tut mir leid, dass nicht mehr möglich war. Und dass wir nicht so viele Junge überzeugt haben, wie wir wollten.“ Vertrauen sei jetzt notwendig und kein Denkzettel, der als Signal der Spaltung in der Öffentlichkeit ausgeschlachtet werden könne, bat Mair um Solidarität. Schlussendlich ist es für ihn ein holpriger Start an der Spitze der Grünen.

Mair und seine Stellvertreterin Cordula Ettmayer-Kreiner.
© APA/Liebl

***

Herr Mair, haben Ihnen die Tiroler Grünen einen Denkzettel verpasst?

Gebi Mair: Nein, denn im Vergleich zur SpitzenkandidatInnenwahl im Juni des Vorjahres habe ich um zwölf Prozent mehr Zustimmung erhalten. Das ist ein Vertrauenszuwachs und mehr, als ich davor erwarten durfte.

Aber weniger als 70 Prozent – und das als einziger Kandidat?

Mair: Trotzdem zwei Drittel. Ich möchte jedoch jene, die mich jetzt in Telfs nicht gewählt haben, in den nächsten Jahren vor allem mit Inhalten überzeugen und noch stärker in unsere Arbeit im Land einbinden.

Vor Ihrer Wahl haben Sie intensiv um Geschlossenheit und Vertrauen geworben. Sind Sie enttäuscht darüber, dass Sie trotzdem von einem Drittel schlichtweg abgelehnt wurden?

Mair: Die Grünen leben Demokratie, deshalb hat es nicht nur Zustimmung gegeben. Die intensive Diskussion vor der Landessprecher-Wahl war jedoch ein Zeichen der Geschlossenheit. Kritisch, aber diszipliniert haben sich die FunktionärInnen nicht nur mit dem aktuellen Zustand der Tiroler Grünen auseinandergesetzt, sondern auch mit den zentralen Themen, mit denen wir Vertrauen zurückgewinnen wollen.

Ist der starke Gegenwind für Sie nicht Ausdruck dafür, dass Sie innerhalb der Grünen zu sehr polarisieren?

Mair: Ja, ich polarisiere. Manche sehen das vielleicht negativ, aber ich habe eben Ecken und Kanten, die es im politischen Alltag jedoch benötigt. Dazu stehe ich, wenngleich ein wertschätzender Umgang untereinander kein Widerspruch dazu ist.

Im Zusammenhang mit der Struktur- und Statutenreform wurde vor zu viel Machtkonzentration einer kleinen Gruppe gewarnt.

Mair: Die Statutenreform wurde einstimmig beschlossen. Das ist ein wichtiger Wegweiser, denn damit herrscht große Geschlossenheit über die weitere Entwicklung der Tiroler Grünen.

In welche Richtung sollen sich die Tiroler Grünen entwickeln?

Mair: Ich möchte uns stärker links der Mitte positionieren. Denn die Menschen lechzen nach einer sozialen Alternative in Tirol, die nicht den Wolf zum Hauptproblem im Land erklärt, sondern den Kampf gegen die steigenden Lebenskosten. Ich wünsche mir, dass Tirol ein Land voller Chancen und Fairness wird. Es braucht die Energiewende, Windräder und ein Öffi-Ticket für alle. Und Tirol muss allen Menschen eine Heimat bieten. Letztlich wollen wir wieder verstärkt die jungen Menschen ansprechen.

Mehr zum Thema:

Verwandte Themen