„Letzte Generation“ blockierte Haller Straße in Innsbruck, Protest vor Kanzleramt
Aktivisten der „Letzten Generation“ trafen sich Montagfrüh erneut, um auf der Innsbrucker Hallerstraße zu demonstrieren. Die Demonstranten zeigten sich vor allem von der konservativen Zukunftsrede von Kanzler Nehammer vor den Kopf gestoßen. Dazu gab es Montagfrüh auch Protest der "Fridays For Future"-Bewegung vor dem Kanzlerarmt.
Innsbruck – In Innsbruck gab es Montagfrüh erneut Verkehrsbehinderungen wegen eines Umweltprotests der „Letzten Generation“. Dieses Mal haben die Aktivisten die Haller Straße blockiert. Sie wollten damit einmal mehr auf die fossile Zerstörung hinweisen.
Der Protest richtete sich dieses mal aber explizit gegen die „Klimaleugner-Rede“ von Kanzler Karl Nehammer, erklärten die Aktivisten. Der 32-jährige Leonhard Rauch war einer jener Mitglieder der „Letzten Generation“, der sich auch auf dem Asphalt festgeklebt hat.
Der Prozessentwickler verlangt beim Klima- und Überlebensschutz endlich Taten: „Wir fordern die Regierung auf, sich an die selbst gesetzten Klimaziele zu halten – konservativer geht es nicht. Spätestens in zwei Jahren müssen die Emissionen schnell und drastisch sinken, stellte der Weltklimarat in seinem letzten Bericht fest. Ich mache mir große Sorgen, dass wir das nicht schaffen. Wo ist der Klimaplan dieser Regierung? Nicht einmal die billigsten, einfachsten Maßnahmen wie Tempo 100 auf der Autobahn werden umgesetzt, obwohl uns das allein im Jahr 460.000 Tonnen CO2 ersparen würde.“
Weitere Proteste der Gruppierung gab es Montagfrüh in Wien, Graz, Linz und Villach. Die Verkehrsblockaden waren nicht angemeldet. In Wien wanderten rund 20 Personen in zwei Gruppen langsam bei der Hauptuni über den Ring sowie beim Westbahnhof über den Neubaugürtel. Beide Kundgebungen waren laut Polizeisprecher Philipp Haßlinger rasch beendet, es gab mehrere Anzeigen.
Auch in Graz bewegten sich Aktivistinnen und Aktivisten nach eigener Angabe "im Schneckentempo" den Burgring entlang, 15 Personen wurden angezeigt, twitterte die Polizei. In Innsbruck wurde kurzzeitig die Haller Straße blockiert. Vier Klimaaktivisten klebten sich zudem auf der viel befahrenen Ossiacher Zeile in Villach auf der Straße fest. Wie die Polizei auf APA-Anfrage sagte, wurde der Verkehr daraufhin großräumig umgeleitet, am Vormittag gab es keine gröberen Verkehrsprobleme in Villach.
"Fridays For Future"-Bewegung vor dem Kanzleramt
Kritik an der Kanzler-Rede äußerte auch eine Gruppe der "Fridays For Future"-Bewegung, die Montagfrüh vor dem Bundeskanzleramt protestierte. "Hören Sie auf die Wissenschaft und machen Sie endlich Ihren Job! Ihre Regierung muss ein Klimaschutzgesetz verabschieden, ansonsten ist Ihr Rücktritt die vernünftigste Wahl", richtete Klimaaktivist Michael Spiekermann dem Regierungschef aus. Zudem wies "Fridays For Future" auf den IPCC-Bericht hin.
Die Protestierenden hatten die Veröffentlichung des letzten Teils des Weltklimaberichts am Montag und Nehammers "Rede zur Zukunft der Nation" zehn Tage zuvor als Anlass für die angemeldete Kundgebung auf dem Ballhausplatz in der Wiener Innenstadt genommen. "Der IPCC-Report ist das gebündelte Wissen aus jahrzehntelanger Forschung zur Klimakrise. Seit 1988 läutet die Wissenschaft die Alarmglocken und möchte damit Politikerinnen und Politiker wie Kanzler Nehammer wachrütteln, die die Klimakrise nicht im Ansatz verstanden haben und damit unsere Zivilisation an die Wand fahren zu drohen", erläuterte die Klimaaktivistin Klara König in einer Aussendung von "Fridays For Future".
Nehammer habe in seiner Rede die Folgen der Klimakrise als "Untergangsirrsinn" heruntergespielt und ein Buch eines Klimawandel-Leugners zitiert. "In Niederösterreich brennt schon im März der erste Wald. In Kärnten bringt die Feuerwehr Wasser zu vertrockneten Bergbauernhöfen. Die Klimakrise ist da. Wie ignorant kann Nehammer sein?", fragte Spiekermann. (TT.com/APA)
Rede „zur Zukunft der Nation“
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Leitartikel
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Kritik nach Nehammer-Rede
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