Lehren vom Jänner 2018

Nicht erster Parteitag mit Kampfabstimmung: Einst für Ludwig, jetzt für Rendi

Die Kampfabstimmung zwischen Michael Ludwig und Andreas Schieder um den Wiener SPÖ-Vorsitz fand ohne Verletzungen statt.
© APA/Fohringer

Bei der Kampfabstimmung am Wiener SPÖ-Parteitag gab es eine andere Lagerbildung.

Wien – Als Michael Häupl nach knapp 25 Jahren an der Wiener SPÖ-Spitze seinen Rückzug angekündigt hatte, kam es zwischen Michael Ludwig und Andreas Schieder zu einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz (und das Bürgermeisteramt). Doch ist die jetzige Mitgliederbefragung um den SPÖ-Vorsitz mit der Entscheidung vom 27. Jänner 2018 vergleichbar?

„Nur bedingt“, sagt der am Parteitag unterlegene Schieder. „Damals ging es um eine Neubesetzung an der Parteispitze, nachdem Michael Häupl seinen Rückzug erklärt hatte. Es stimmt, auch damals gab es im Vorfeld aus der zweiten und dritten Reihe Rempeleien, aber Michael Ludwig und ich hatten immer ein funktionierendes Gesprächsklima zueinander. Immer wieder gab es zwischen uns beiden vertrauliche Termine. Wir achteten darauf, dass aus der Abstimmung am Parteitag kein Boxkampf wurde. Deshalb einigten wir uns auch im Vorfeld des Parteitags auf zwei Hearings“, sagte Schieder im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung.

Für Ludwig votierten am Parteitag 57 Prozent der Delegierten. Nach der Wahl kam es auf der Bühne zum Handshake. Schieder wurde Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Ludwig ging offen auf jene zu, die ihn nicht gewählt hatten. Mit seinem neuen Regierungsteam konnte er dann die beiden Lager in Wien wieder vereinen.

Kann sich Schieder auch zwischen Hans Peter Doskozil und Parteivorsitzender Pamela Rendi-Wagner nach der Mitgliederbefragung so eine Versöhnung vorstellen? „Ich hoffe es“, antwortete er knapp. Zu welchem Lager er sich zählt, wollte Schieder, der Mitglied des Präsidiums ist, nicht sagen.

Beim Rückblick auf den Wiener Parteitag ist zudem eine spannende Lagerverschiebung erkennbar. Die stärksten Fürsprecher der Parteivorsitzenden heute unterstützten damals am Wiener Parteitag die Wahl von Ludwig. Neben dem Parteimanager Christian Deutsch ist dies vor allem Doris Bures. Deutsch war es auch, der damals Häupl öffentlich aufgefordert hatte, zurückzutreten. Aus dem Burgenland sprach sich Doskozils Vorgänger Hans Niessl offen für die Wahl Ludwigs als Wiener Parteichef aus.

Schieder hingegen wurde vom damaligen Team rund um den Parteivorsitzenden Christian Kern unterstützt. Somit nahm Schieder in gewisser Art und Weise die Rolle von Rendi-Wagner ein.

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