FPÖ wählt ungültig

Nur Stimmen von eigener Partei: Wohl dünne Zustimmung für Mikl-Leitner bei LH-Wahl

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) kann mit 23 Stimmen rechnen – alle von der eigenen Partei.
© ROLAND SCHLAGER

Die alte und wohl auch neue Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wird wohl nur mit Stimmen von ÖVP-Mandataren gewählt werden. Die Abgeordneten der FPÖ, dem neuen Koalitionspartner, wollen ungültig wählen. Von anderen Parteien sind keine Stimmen zu erwarten.

St. Pölten – Die Zustimmung für Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei ihrer Wiederwahl als Landeshauptfrau wird am Donnerstag bei der konstituierenden Sitzung des niederösterreichischen Landtags dünn ausfallen. Die Landeschefin der Volkspartei wird wohl nur die 23 Stimmen der schwarzen Mandatare einfahren. SPÖ, Grüne und NEOS kündigten am Mittwoch unisono an, nicht für Mikl-Leitner votieren zu wollen. Die FPÖ wird ungültig wählen und der Landeshauptfrau damit ins Amt verhelfen.

Von der SPÖ wurde per Aussendung angekündigt, dass ihre zwölf Abgeordneten gegen "Mikl-Leitner und die gesamte schwarz-blaue Landesregierung stimmen" werden. ÖVP und FPÖ hätten ein "Programm der sozialen Kälte vorgelegt, das Niederösterreich nicht stärken, sondern schwächen und zusätzlich belasten wird". Die Sozialdemokraten lehnen viele Inhalte "zutiefst" ab.

SPÖ sieht Koalition der "gebrochenen Versprechen"

Die ebenfalls in der Proporzregierung vertretenen Sozialdemokraten zeigten sich "zutiefst überzeugt, dass eine Koalition, die mit gebrochenen Versprechen und Unehrlichkeit begonnen hat, kein gutes Ende nehmen kann". Dass Mikl-Leitner bei der Wahl zur Landeshauptfrau "nicht einmal auf die Unterstützung der Stimmen aus ihrer eigenen Koalition bauen kann", zeige bereits Brüchigkeit.

In ein ähnliches Horn stieß am Mittwoch bei einer Pressekonferenz NEOS-Landessprecherin Indra Collini. "Die ÖVP holt morgen die Ibiza-Koalition nach Niederösterreich", kritisierte die pinke Fraktionsobfrau. Das Arbeitsübereinkommen von ÖVP und FPÖ bezeichnete sie als "rückwärtsgewandt". Erwartet wurden für die konstituierende Landtagssitzung "ein "unwürdiges Wahlschauspiel", es gebe eine "Zwangsehe" von Schwarz und Blau.

Inhaltlich vermisst Collini im Arbeitsübereinkommen Zukunftsthemen. Stattdessen stehe das Motto "Verwalten statt Gestalten" im Mittelpunkt – es gebe "viele Überschriften, aber kaum konkrete Ziele oder Maßnahmen.

Grüne bemühten sich bis zuletzt um alternative Allianz

Grünen-Landessprecherin Helga Krismer bemühte sich bis zum (heutigen) Mittwoch um eine Parteienallianz gegen die FPÖ. Das Unterfangen scheiterte, in einer Aussendung zog die Klubobfrau einen Vergleich mit dem Fußball. "Die NEOS sind grundsätzlich für eine andere Spielaufstellung bereit. Die SPÖ hat sich stets von der Reservebank aus angeboten. Leider will die ÖVP nicht mit Grünen, NEOS und SPÖ in die Verlängerung gehen und bleibt im Team mit der FPÖ. Es sei zu spät, meint die ÖVP." Diese Entwicklung bedaure sie zutiefst: "Ich sehe derzeit die Zukunft des Landes und das Wohl der Menschen auf dem Abstellgleis."

Ich sehe derzeit die Zukunft des Landes und das Wohl der Menschen auf dem Abstellgleis.
Helga Krismer (Grüne)

Wenn die 14 Mandatare der Freiheitlichen – wie angekündigt – ungültig wählen, reichen Mikl-Leitner bei insgesamt 56 Abgeordneten auch 23 Stimmen, um zur Landeshauptfrau gekürt zu werden. Es zählen nur gültige Stimmen.

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Die beiden LH-Stellvertreter stehen den zwei mandatsstärksten Parteien zu – ins Rennen gehen Stephan Pernkopf (ÖVP) und Udo Landbauer (FPÖ). Sie benötigen ebenfalls eine einfache Mehrheit. Die Volkspartei hat angekündigt, die Wahl Landbauers zum Landesvize zu ermöglichen. Zur Frage, in welcher Form das passieren wird, hielt man sich bisher bedeckt. (APA)

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