Charles kommt nicht: Frankreich-Besuch des britischen Königs verschoben
Paris, London, Berlin – Der Frankreich-Staatsbesuch des britischen Königs Charles III. ist kurzfristig verschoben worden. Dies teilte der Élysée-Palast in Paris am Freitag mit. Die Entscheidung sei nach einem Telefonat zwischen Charles und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron getroffen worden. Grund sei die Ankündigung eines erneuten Protesttages gegen die Pensionsreform am Dienstag. Ein neues Datum für den Besuch stehe noch nicht fest. Ab 29. März wird Charles in Deutschland erwartet.
Der Monarch sollte ursprünglich am Sonntag in Frankreich eintreffen. Es solle möglich sein, Charles unter den Bedingungen zu empfangen, die der freundschaftlichen Beziehung entsprächen, sagte der Élysée-Palast. Das wäre wohl nicht der Fall gewesen – für kommenden Dienstag haben die Gewerkschaften zu neuen landesweiten Streiks und Protesten aufgerufen. Zuvor hatte es in Frankreich Gerüchte gegeben, ein Teil des Besuchsprogramms könne wegen der anhaltenden Proteste angepasst werden.
Buckingham Palace nennt keine Begründung
Der Buckingham-Palast bestätigte, dass der Staatsbesuch von Charles und Königin Camilla in Frankreich verschoben wurde. Eine Begründung wurde nicht genannt. "Ihre Majestäten freuen sich sehr auf die Gelegenheit, Frankreich zu besuchen, sobald ein Datum gefunden ist", hieß es lediglich in der knappen Mitteilung. Der Staatsbesuch in Deutschland von Mittwoch bis Freitag nächster Woche findet dagegen wie geplant statt. Dies verlautete am Freitag aus dem Bundespräsidialamt in Berlin.
In Frankreich hat sich der Streit um die Pensionsreform seit einigen Tagen zugespitzt. Bei spontanen Protesten kommt es allabendlich zu Ausschreitungen und Gewalt. Am Donnerstag beteiligten sich laut Innenministerium mehr als eine Million Menschen an einem Streik- und Protesttag. Die Gewerkschaft CGT sprach von 3,5 Millionen Beteiligten. Züge und Flüge fielen aus, Öldepots wurden blockiert. Mehr als 450 Menschen wurden bei Ausschreitungen festgenommen, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag im Sender CNews sagte. Etwa 440 Polizisten und Gendarmen seien am Vortag und in der Nacht verletzt worden.
Ruhestand im Schnitt in Frankreich erst ab 67
Bereits seit Jahresanfang wird in Frankreich gegen die Pensionsreform demonstriert. Mit der Reform will die Mitte-Regierung ein drohendes Loch in der Pensionskasse abwenden. Das Pensionsantrittsalter soll schrittweise von 62 auf 64 Jahre ansteigen. Die Gewerkschaften halten das Projekt für ungerecht und brutal. Tatsächlich beginnt der Ruhestand im Schnitt später: Wer für eine volle Pension nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Pension ohne Abschlag – dies will die Regierung beibehalten, auch wenn die Zahl der nötigen Einzahljahre für eine volle Pension schneller steigen soll. Die monatliche Mindestpension will sie auf etwa 1200 Euro hochsetzen.
Die Pensionsreform gilt als eines der zentralen Vorhaben von Präsident Macron. Der Text ist verabschiedet, liegt zur Prüfung aber beim Verfassungsrat. Noch steht nicht fest, wann die Instanz über die Reform entscheidet. Macron will, dass sie bis zum Jahresende in Kraft tritt. Der Streit um die Reform hat die Regierung erheblich geschwächt. (APA, Reuters, dpa)