Auto-Test

Neue Luxuslimousine von BMW: Ein 7er im Cinemascope-Format

Stattliche Länge, staatstragender Auftritt, gewöhnungsbedürftige Front: die neue 7er-Reihe von BMW.
© Markus Höscheler

Die neue Luxuslimousine von BMW zelebriert die Breite im Übermaß.

Innsbruck – Die Liebe zu ihm stellt sich auf den zweiten Blick ein, nicht auf den ersten. Selten gab es bei einem neuen Testfahrzeug so häufig verständnislose Blicke und leichtes Kopfschütteln für einen Aspekt, nämlich für die Front. Der wuchtige, im oberen Bereich nach hinten gebogene Doppelnieren-Kühlergrill, flankiert von schmalen Lichtleisten an den Flanken, verbunden mit einer lang gezogenen Motorhaube, boten Anlass für Diskussionen, die für den neuen 7er nicht immer vorteilhaft endeten. Immerhin kann die Front des Luxusmodells den Anspruch für sich verbuchen, aufzufallen.

Dabei ist es die Hauptaufgabe des Modells zu gefallen. Und das gelingt ihm in zahlreichen Disziplinen über Gebühr, wenn er erst einmal die zweite Chance erhält. Kostproben gefällig? Allein schon beim Fahren spielt der neue 7er jene Stärken aus, die schon frühere Generationen auszeichneten: Die Kombination aus ausgezeichnet abgestimmtem Fahrwerk, einer direkt-präzisen Lenkung und einer vorzüglichen Motor-Getriebekombination sucht ihresgleichen – der 740d xDrive beherrscht zügiges Beschleunigen, scharfe Richtungswechsel und hält die Insassen bei Laune. Wie früher schon zelebriert auch dieser 7er die Kunst, beim Fahren einer Luxuslimousine die Illusion zu erzeugen, wir hätten es beim Einlenken mit einem Kompaktwagen zu tun. Dies erstaunt umso mehr, als der 7er auf fast 5,4 Meter angewachsen ist und vorne wie hinten fürstliche Beinfreiheit gewährt.

Der Riesenbildschirm im Fond lässt sich vom Dachhimmel herunterklappen.
© Markus Höscheler

Zur zweiten Kostprobe: dem Fond: Dort installiert BMW auf Wunsch am Dach ein besonderes System – einen ausklappbaren Bildschirm mit einer Diagonale von 31 Zoll. Der Theatre Screen, so die Bezeichnung des Formats, ermöglicht Kino-ähnliche Erlebnisse, vor allem in Verbindung mit der Bowers&Wilkins-Soundanlage und dem Amazon-Prime-Streaming-Service, der sich zum Ausprobieren anbot. Klang und Bildqualität faszinierte die Fahrgäste der zweiten Sitzreihe, die Verbindungsaufnahme über eine eSIM-Card und übers Touchscreen-Menü sind nicht ganz so gemütlich und bedürfen einiger Übung.

Während der hochauflösende Theatre Screen der profanen Unterhaltung dient, ist das Curved Display in Reihe eins in erster Linie dazu gedacht, den Fahrer beim Vorankommen zu unterstützen. Hohe Auflösung des Instrumentariums und des mittigen Zentraldisplays mit Touchfunktion zeugen von Wertigkeit, die Bedienung über Gesten, Berührung und Sprache beweisen einen vielfältigen Zugang. Navigation und Smartphone-Anbindung funktionieren vorzüglich, ebenso die Kameradarstellung und die Klimatisierung (serienmäßig: vier Zonen).

Die Technik

  • Motor: Sechszylinder-Turbodiesel
  • Hubraum: 2993 ccm
  • Drehmoment: 650 Nm bei 1500 U/min
  • Leistung: 210 kW/286 PS
  • L/B/H: 5391/1950/1544 mm
  • Gewicht: 2255/2895 kg
  • Kofferraumvolumen: 540 l
  • Tankinhalt: 74 l
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • 0 – 100 km/h: 5,8 Sekunden
  • Verbrauch: 8,1 l/100 Kilometer
  • Kraftübertragung: Allradantrieb
  • Preis: 169.321 Euro
  • CO2-Emission: 178 g/km

Die ausgesuchten Materialien und die Verarbeitung entsprechen dem Segmentsniveau, die Volllederausstattung und die elektrischen Abstimmungsmöglichkeiten des Sitzgestühls ebenso. Heiz-, Belüftungs- und Massagefunktionen runden das Wellness-Angebot ab.

Interessant: Leistungsmäßig handelt es sich beim Testwagen 740d xDrive um das Einstiegsmodell, denn der hochkultivierte Sechszylinder-Turbodiesel mit drei Litern Hubraum leistet 299 PS – alle anderen 7er-Varianten sind stärker ausgeführt. Langweilig wird es mit dem Selbstzünder dennoch nicht, denn der mit 650 Newtonmetern maximalem Drehmoment arbeitende Ölbrenner beschleunigt in 5,8 Sekunden von null auf 100 km/h und ist in der Lage, auch 250 km/h zu fahren. Was ihn vor allem einhegt, ist der Anschaffungspreis: Der Testwagen kostet 169.321 Euro.

Audi und Lamborghini brillierten

Der Stiermarke geht es so gut wie noch nie: Lamborghini konnte im vergangenen Jahr jede Menge Rekorde erzielen – dank eines Absatzes von mehr als 9000 Fahrzeugen, eines Umsatzes von mehr als 2,38 Milliarden Euro (plus 22 Prozent gegenüber 2021) und dank eines Betriebsgewinnes von 614 Millionen Euro (plus 56 Prozent). Im laufenden Jahr, dem sechzigsten in der Unternehmensgeschichte, wird der Aventador-Nachfolger vorgestellt. Bis 2028 will die Sportwagenmarke rund 2,5 Milliarden Euro in die Erneuerung der Modellpalette investieren.

Auch Audi, eine weitere Tochtermarke des Volkswagen-Konzerns, steht gut da: Im Vorjahr setzte das Label weltweit 1,614 Millionen Fahrzeuge ab – ein kleines Minus zwar, aber dafür gab es beim Umsatz (61,75 Milliarden Euro, ein Plus von 16,4 Prozent) und beim operativen Ergebnis (7,55 Milliarden Euro, ein Plus von 37,3 Prozent) neue Rekordwerte. Highlight von Audi in diesem Jahr wird die Vorstellung des neuen E-Autos Q6 e-tron sein.

Audi testet derzeit noch Q6-e-tron-Prototypen.
© AUDI AG

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