73 Kandidaten für SPÖ-Spitze, Rendi-Wagner und Babler mit Videobotschaften
73 Bewerbungen, 9000 neue Mitglieder: Das Rennen um den SPÖ-Parteivorsitz bleibt spannend. Wie viele Namen schlussendlich am Stimmzettel stehen werden, ist noch offen.
Wien – Die SPÖ-Mitgliederbefragung hat eine überraschende Wende genommen. Was ursprünglich als Duell zwischen Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil geplant war, erinnert mittlerweile an eine Breitensport-Veranstaltung. Nicht weniger als 73 Kandidaten haben sich bis zum Ablauf der Frist Freitag Mitternacht beworben. Die Partei erfreut sich vor allem daran, dass man auch 9000 neue Mitglieder lukrieren konnte.
Nur vier Frauen unter Bewerbern
Die vergangenen Tage hatten schon erahnen lassen, dass das großzügige Angebot des Präsidiums, jedem Parteimitglied eine Kandidatur möglich zu machen, eine größere Zahl an Interessenten nach sich ziehen könnte. Dass sich gleich 73 Bewerber finden, war dann aber doch eine gehörige Überraschung. Darunter sind nur vier Frauen.
Ob alle Interessierten letztlich am Stimmzettel stehen werden, ist allerdings nicht fix. Denn bis zu den Gremien-Sitzungen am Montag wird die Liste der Kandidaten gesichtet. Prinzipiell wäre es im Vorstand dann auch noch möglich, nicht nur Anwärter zu streichen sondern auch gewisse Mindestanforderungen zu formulieren. Der oberösterreichische Landeschef Michael Lindner dachte am Samstag das Sammeln von Unterstützungserklärungen an.
Wie es bisher aussieht, dürfte es in dem riesigen Kandidatenfeld jedenfalls nur drei Siegesanwärter geben. Neben Rendi-Wagner, die in der Mitte der Partei angesiedelt ist, und Doskozil, der dem rechten Lager zugeordnet wird, ist zuletzt der Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler als Vertreter der Linken hinzugekommen.
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Das erhöht allerdings die Gefahr, dass kein Bewerber bei der Befragung die absolute Mehrheit holt. Eine Stichwahl gilt aber aus unterschiedlichen Gründen als unwahrscheinlich. Einerseits kostet sie noch mehr Geld und zweitens wird es dann im gesamten Zeitplan eng, ist doch nach der Befragung, die von 24. April bis 10. Mai stattfinden wird, schon recht bald, konkret am 3. Juni, ein außerordentlicher Parteitag geplant.
Bei diesem könnte dann ohnehin auch jeder unterlegene Bewerber wieder ein Antreten versuchen, da die Befragung nicht bindend ist. Auch neue Namen könnten über die Delegierten ihr Glück versuchen. Immer wieder genannt wurde diesbezüglich der ehemalige Vorsitzende Christian Kern, wobei Wiens Bürgermeister Michael Ludwig einem allfälligen Comeback am Freitag eine überdeutliche Absage erteilte.
Rendi-Wagner und Babler wenden sich mit Videos an Mitglieder
Der Stadtchef positioniert sich weiter eisern hinter Rendi-Wagner, die heute mit einem Video in die Offensive ging. Darin wirbt sie für die eingeschlagene Vorgangsweise mit Mitgliederbefragung und Parteitag, damit „Debatten über uns selbst, die uns als Bewegung lähmen", endgültig beendet werden können.
Als Parteivorsitzende sei es ihr wichtig, „diese notwendigen Entscheidungen" rasch zu treffen, „damit die drängenden Lösungen und Themen, die wir für unser Land haben, wieder im Vordergrund stehen", sagt Rendi-Wagner. Mit den jüngsten Beschlüssen werde sicher gestellt, dass es eine „demokratisch legitimierte Entscheidung" gebe.
📽️ Video | Video-Statement Pamela Rendi-Wagner
In dem knapp eineinhalbminütigen Video, das Rendi-Wagner mit eher ernster Miene im Freien zeigt, nannte die Parteichefin die gegenwärtige Situation keine einfache für der Sozialdemokratie nahe stehende Menschen. Aber sie wisse auch, dass man diese Situation meistern werde. Die SPÖ sei eine Partei der Zuversicht, weshalb sie die kommenden Wochen auch als Chance sehe, so Rendi-Wagner, die das Video mit einem „tief empfundenen" Freundschaft und Glück auf beendet. Abrufbar ist der Kurzfilm auf youtube, Instagram und Facebook.
Auch der Traiskirchner Bürgermeister Babler setzt auf ein Social Media-Video, das er in der Nacht veröffentlichte. Er will der Bewegung Stolz und Würde zurückgeben, wie er – ebenfalls im Freien mit eher ernster Miene und Musikuntermalung – meint: „Es ist die Chance einer Aufrichtung der Sozialdemokratie", wirbt der Stadtchef um Unterstützung und Einigkeit.
Zumindest eines macht der SPÖ tatsächlich Freude. Dass man Partei-Eintritte bis Freitag zuließ, hatte zur Folge, dass es in einer Woche 9.000 Eintritte gab. Damit werden etwa 147.000 Personen stimmberechtigt sein. Wem die Neu-Eintritte nützen, kann nur spekuliert werden. (APA/TT.com)