„Das Pitztal summt“

Naturnaher Garten: „Mit etwas Schönem Gutes tun“

Der Arzler Vizebürgermeister Andreas Huter begrüßte das interessierte Publikum, das überraschend zahlreich gekommen war.
© Paschinger

Seit 2018 summt es dank eines Insekten-Projekts wieder vermehrt in sieben Imster Inntal-Gemeinden. Das Pitztal und Tarrenz schließen sich an. Heuer kommen Schaumeilen mit heimischen Pflanzen dazu.

Arzl i. P., Roppen – Es ist einfach Zeit dazu. Nicht nur weil rund um Ostern wieder das Leben in die Gärten zurückkehrt, sondern weil es auch eine Notwendigkeit darstellt. Zu sehr sind die Zahlen und Insektenarten in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen. Den Trend zur Gegensteuerung spürte man auch jüngst bei der Informationsveranstaltung „Naturnaher Garten“ in Arzl im Pitztal. Gewissermaßen kann es auch als eine Art Auftaktveranstaltung von „Das Pitztal summt“ für die Gartenbesitzer in der Gemeinde angesehen werden. Das Interesse war unübersehbar. Immer wieder mussten Sessel für die letztlich gut 50 Besucher im Gemeindesaal geholt werden.

2018 wurde im Bezirk Imst das Projekt „Das Inntal summt“ gestartet. Sieben Gemeinden beteiligten sich daran. Hintergrund ist die so genannte Krefelder Studie, die von 1989 bis 2016 in 63 deutschen Naturschutzgebieten durchgeführt wurde: Zählungen ergaben, dass in diesem Zeitraum 75 Prozent der Insekten verschwunden waren. „Und das in Naturschutzgebieten“, betont Gisela Egger, Chefin der Klima- und Energiemodellregion (KEM) Imst. Ein wesentlicher Grund – neben der Anwendung von Pestiziden – ist der Verlust der Biodiversität heimischer Pflanzen und fehlender Lebensraum, heißt es. Auch in Tirol ist das Insektensterben spürbar, zieht sie das Beispiel mit der Windschutzscheibe heran: Die bleiben oft auch nach langen Fahrten sauber. „Damit sterben Vogelarten aus, ganz zu schweigen von der Problematik fehlender Bestäubung für viele Pflanzenarten und Obstbäume.“

In den Inntal-Gemeinden läuft das Projekt nun seit fünf Jahren. Brachflächen wurden von den Gemeinden zur Verfügung gestellt und heimische Pflanzen- und Strauchsorten angepflanzt und gesät. „Es polarisiert durchaus“, sagt Egger. Für die einen stellen sie „ungemähte G’stätten“ dar, andere wiederum sind den Blühflächen gegenüber aufgeschlossen. „Die Gärtnereien bemerken eine erhöhte Nachfrage“, sagt Egger.

Sind nun die ergriffenen Maßnahmen spürbar? „Gemessen haben wir es noch nicht. Aber subjektiv habe ich den Eindruck, dass es mehr Insekten gibt“, erklärt die KEM-Chefin. Das Projekt in den Inntal-Gemeinden sei jedenfalls gut angenommen worden. Nun stoßen die vier Pitztaler Gemeinden und Tarrenz dazu. In den kommenden Wochen und Monaten finden Familiennachmittage und Vorträge statt. Dazu gibt es viel Information. Und eine kostenlose heimische Saatmischung für eine eigene kleine Blühfläche – die freilich eigens vorher aufbereitet werden muss.

Auch in den Inntal-Gemeinden geht die Aktion weiter: Heuer werden noch Flächen für Schaumeilen angelegt. „Noch bin ich beim Sammeln“, sagt Egger. Gezeigt und beschrieben werden heimische Pflanzen, die die bestehende – teils exotische – Gartenflora ablösen sollen. Etwa die ebenso gelb und früh blühende Kornelkirsche statt der Forsythie. Die Tatsache, dass sich Honigbienen daraufstürzen, sollte die eingewanderten „Neophyten“ nicht verharmlosen. Für Wildbienen sind sie nämlich nichts.

Ein naturnaher Garten bringe nicht nur Blumenpracht – „man kann da mit etwas Schönem Gutes tun“.

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Alexander Paschinger

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