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Pazifik-Handelspakt CPTPP statt EU: Britischer Beitritt steht kurz bevor

Der britische Premier Rishi Sunak (l.) im Parlament.
© ROGER HARRIS

Die Briten wollten mit dem Austritt aus der EU ihre Geschicke in Handelsfragen in eigene Hände nehmen. Nun treten sie dem Pazifik-Handelspakt CPTPP bei. Das bringe für Großbritannien zwar Chancen, sei aber nicht mit einer EU-Mitgliedschaft zu vergleichen, so Experten.

London – Das Vereinigte Königreich steht unmittelbar vor einem Beitritt zum Pazifik-Handelspakt CPTPP. Noch in dieser Woche soll die Aufnahme offiziell besiegelt werden, wie britische Medien berichteten. "Für Großbritannien ist das aus politischer Sicht ein wirklich großer Gewinn, aber andererseits müssen sie auch einen Preis zahlen", sagte Handelsexpertin Minako Morita-Jaeger von der Universität Sussex der Deutschen Presse-Agentur.

Für Großbritannien ist das aus politischer Sicht ein wirklich großer Gewinn, aber andererseits müssen sie auch einen Preis zahlen.
Handelsexpertin Minako Morita-Jaeger

Zwar jubelte die konservative Zeitung Telegraph über einen "wichtigen Post-Brexit-Gewinn". Doch Morita-Jaeger mahnte, die Mitgliedschaft halte einem Vergleich mit der EU nicht stand.

Von Australien über Kanada bis Chile

Dem CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership) gehören bisher elf Pazifik-Anrainer an, darunter Australien, Neuseeland, Kanada, Mexiko, Japan und Chile. Der Pazifikraum sei "der Wachstumsmotor der kommenden Jahrzehnte" und eine politische Schlüsselregion, sagte die Expertin. "Großbritannien wird von Europa in den indopazifischen Raum wechseln."

Wirtschaftlich biete der Beitritt für Großbritannien aber kaum Vorteile, da es mit fast allen Mitgliedern bereits Handelsverträge habe, sagte Morita-Jaeger. "Der wirtschaftliche Nutzen wirkt sehr klein. Es handelt sich nicht um das Niveau, das Großbritannien wegen des Austritts aus der EU verloren hat, zumal die Importe aus der EU stark gesunken sind." Vielmehr müsse London vermutlich Zugeständnisse machen wie es bereits bei den Freihandelsabkommen mit Australien und Neuseeland war, sagte die Expertin. Diese Verträge wurden von britischen Landwirten scharf kritisiert, weil etwa der Import von Lammfleisch deutlich erleichtert wurde.

Der wirtschaftliche Nutzen wirkt sehr klein. Es handelt sich nicht um das Niveau, das Großbritannien wegen des Austritts aus der EU verloren hat, zumal die Importe aus der EU stark gesunken sind.
Morita-Jaeger

Brexit-Befürworter betonen neue Handlungsfreiheit

Die Brexit-Befürworter argumentieren, dank des EU-Austritts sei Großbritannien eine freie Handelsnation, die als "Global Britain" selbstständig Verträge abschließen könne. Doch das erhoffte Freihandelsabkommen mit den USA liegt noch immer in weiter Ferne. Daher rückte der CPTPP-Beitritt für die britische Regierung in den Vordergrund. Der bilaterale Handel mit der EU ist eingebrochen, seitdem Großbritannien nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarkts und der -Zollunion ist. Grund sind neue bürokratische Vorschriften und Zölle in einigen Branchen.

Auch für die Pazifikstaaten sei eine Aufnahme Großbritanniens eher ein politischer Erfolg, sagte Morita-Jaeger. "Sie brauchen mehr Länder, die gemeinsame Werte wie Demokratie und regelbasierten Handel, Handelsordnung und Freihandel teilen", sagte sie. Die Region Asien-Pazifik solle als freier, offener Markt beibehalten werden. Auch China hat Interesse an einem Beitritt zum CPTPP angemeldet. (APA, dpa)

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