Ukraine-Krieg als Auslöser

Ein Jahr nach Putins Angriff auf die Ukraine: Finnland ist der NATO beigetreten

Die Flagge Finnlands weht nun neben jener der NATO.
© APA/AFP/Lehtikuva/ANTTI HAMALAINEN

Helsinki – Finnland ist unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine der NATO beigetreten. Der finnische Außenminister Pekka Haavisto übergab am Dienstag im NATO-Hauptquartier in Brüssel die Beitrittsurkunde seines Landes an US-Außenminister Antony Blinken, der sie am Gründungsort des Verteidigungsbündnisses in Washington verwahren wird. Mit diesem Schritt wurde der Aufnahmeprozess endgültig abgeschlossen.

Damit reagiert das Land auf die russische Aggression gegen die Ukraine. Während NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg von einem "historischen Tag" sprach, kündigte Russland "Gegenmaßnahmen" an. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu warnte, der NATO-Beitritt Finnlands und die erhöhte Kampfbereitschaft der Allianz lasse das Risiko eines Konflikts steigen.

Auch Schweden soll möglichst bald beitreten

Die NATO wird nach den Worten Stoltenbergs alles dafür tun, damit nach Finnland auch Schweden schnell zum vollen Mitglied der transatlantischen Allianz wird. "Ich bin zuversichtlich, dass das passieren wird", sagt Stoltenberg zum Auftakt eines Treffens der NATO-Außenministerinnen und -Außenminister in Brüssel, bei dem Finnland offiziell zum 31. Mitglied des Bündnisses erklärt werden soll. Die Türkei und Ungarn haben den Beitritt Schwedens zur NATO bisher nicht ratifiziert.

Stoltenberg machte erneut deutlich, dass er die NATO-Norderweiterung als Zeichen für ein Scheitern der Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin sieht. Ein erklärtes Ziel der Invasion in die Ukraine sei es gewesen, weniger NATO an der russischen Grenze zu haben und neue Mitgliedschaften zu verhindern, sagte der Norweger am Dienstag. Nun bekomme Putin genau das Gegenteil – mehr NATO-Truppen im östlichen Teil des Bündnisses und mehr NATO-Mitglieder.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (r.) und Finnlands Präsident Sauli Niinisto.
© APA/AFP/Tribouillard

74 Jahre nach Gründung tritt Finnland bei

Die Aufnahme Finnlands erfolgte genau 74 Jahre nach der Gründung der NATO am 4. April 1949 in Washington. Stoltenberg sagte, er könne sich kaum etwas Besseres vorstellen, als den Geburtstag mit dem Beitritt Finnlands zu feiern.

Finnlands NATO-Beitritt ist eine der bisher wohl weitreichendsten geopolitischen Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang großen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wächst die NATO-Außengrenze Richtung Russland nun auf mehr als das Doppelte an.

Schweden will ebenfalls NATO-Mitglied werden. Dieser Beitritt wird aber bisher von den Bündnismitgliedern Türkei und Ungarn blockiert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der schwedischen Politik mangelnden Einsatz gegen "Terrororganisationen" vor. Dabei geht es Ankara vor allem um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Ungarn wiederum monierte jüngst schwedische Aussagen zu Rechtsstaatlichkeit und Korruption – dabei hatten die Schweden eigentlich lange Zeit mit keinen Einwänden aus Budapest gerechnet. (TT.com, APA, dpa)

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