Russen rücken um Bachmut vor

Kiew lehnt brasilianischen Vorschlag zu Verzicht auf Krim ab

Ein brennendes Auto am Straßenrand in Chasiv Yar.
© APA/AFP/Savilov

Die Ukraine lehnt den Vorschlag des brasilianischen Präsidenten Lula ab, möglicherweise auf die Krim verzichten zu wollen. US-Außenminister Antony Blinken betonte indes einmal mehr, die Entscheidung über die Ziele der ukrainischen Gegenoffensive liege bei der angegriffenen Ukraine.

Kiew – Die Ukraine hat einen brasilianischen Vorschlag zum Verzicht auf die Halbinsel Krim für einen Friedensschluss mit Russland zurückgewiesen. "Es gibt keinen rechtlichen, politischen oder moralischen Grund, warum die Ukraine auch nur einen Zentimeter ihres Landes aufgeben sollte", schrieb der Sprecher des Außenministeriums, Oleh Nikolenko, am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter. Alle Vermittlungsversuche müssten die Unversehrtheit des Staatsgebiets der Ukraine voraussetzen.

Es gibt keinen rechtlichen, politischen oder moralischen Grund, warum die Ukraine auch nur einen Zentimeter ihres Landes aufgeben sollte.
Oleh Nikolenko (Außenministerium Ukraine)

Zuvor hatte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva einen Verzicht der Ukraine auf die Schwarzmeerhalbinsel Krim ins Spiel gebracht, die Russland schon seit 2014 annektiert hält. Die Krim-Frage lasse sich diskutieren, sagte Lula. Weiteres Territorium der Ukraine dürfe Russland aber nicht besetzen. Moskau erhebt Anspruch auf mindestens vier weitere Gebiete. Russland führt seit mehr als einem Jahr einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

Russische Truppen kontrollieren Westufer des Bachmutka

Die russischen Truppen haben in der schwer umkämpften Stadt Bachmut indes offenbar das Westufer des Flusses Bachmutka unter ihre Kontrolle gebracht. Damit werde eine wichtige Versorgungsroute des ukrainischen Militärs bedroht, twitterte das britische Verteidigungsministerium am Freitag. In dem erbitterten Kampf um die Stadt im Osten der Ukraine haben die russischen Truppen dem Bericht zufolge Fortschritte gemacht. Die Ukraine kontrolliere die Lage, hieß es hingegen aus Kiew.

Die russische Armee sei höchstwahrscheinlich ins Stadtzentrum vorgedrungen, heißt es im jüngsten Bericht des britischen Militärgeheimdienstes zur Lage in der Ukraine . "Die wichtige Versorgungsroute 0506 der Ukraine in den Westen der Stadt ist wahrscheinlich ernsthaft bedroht."

Die wichtige Versorgungsroute 0506 der Ukraine in den Westen der Stadt ist wahrscheinlich ernsthaft bedroht
Großbritannien

Das ukrainische Militär räumte einmal mehr ein, dass die Lage in Bachmut schwierig sei. Die ukrainischen Truppen hielten aber trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der russischen Einheiten durch, sagte der Sprecher des ukrainischen Militärkommandos Ost, Serhij Tscherewatji, der Nachrichtenagentur Reuters. Die russischen Truppen konzentrierten alle Kräfte darauf, die Stadt einzunehmen. Die Ukraine kontrolliere die Lage. An einigen Stellen verzeichne Russland taktische Erfolge, aber es zahle einen hohen Preis dafür, sagt Tscherewatji.

Blinken: Ukraine muss über Rückeroberung der Krim entscheiden

Die Entscheidung über eine Rückeroberung der Krim müsse von der Ukraine getroffen werden. "Die Ukraine ist eine Demokratie. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verantwortung, das Land zu führen", sagte der US-Außenminister Antony Blinken laut einem Vorabbericht der Funke Mediengruppe. "Aber er muss auch offen sein für den Willen der Ukrainerinnen und Ukrainer."

Gemeinsam mit vielen anderen Ländern hätten sich die USA verpflichtet, die Ukraine zu unterstützen, ihre territoriale Integrität, ihre Souveränität und ihre Unabhängigkeit zu verteidigen. "Das schließt eine Gegenoffensive mit ein, die wahrscheinlich in den kommenden Wochen starten wird." (TT.com, APA, Reuters)