Noch-Erl-Intendant Loebe: „Will am liebsten schon im Sommer weg“
Noch-Erl-Intendant Bernd Loebe ortet mangelnden Respekt gegenüber seiner Arbeit für die Festspiele – und würde gern früher gehen.
Wien – Der Intendant der Tiroler Festspiele Erl, Bernd Loebe, dessen Abgang mit spätestens 2025 besiegelt ist – die TT berichtete –, hat sich hinsichtlich des Vorgehens der Erl-Verantwortlichen enttäuscht gezeigt. Man habe ihm lediglich gesagt, dass er sich für die Zeit nach seinem Vertragsende „wieder bewerben kann“, womit er sich aber nicht ausreichend wertgeschätzt fühle. „Am liebsten will ich schon diesen Sommer weg, was mir vertraglich wohl nicht gelingen wird“, sagte er im APA-Interview.
„Ich wurde schließlich im Jahr 2018 geholt, um die Festspiele zu retten, was auch geglückt ist“, betonte Loebe, der die Festspiele nach der Missbrauchsaffäre seines Vorgängers Gustav Kuhn übernahm. Loebe ortete nun mangelnden Respekt gegenüber seiner Arbeit. Weshalb man so mit ihm umgehe, könne er nicht beantworten: „Ich weiß nicht, ob es Land, Bund oder der Vorstand sind.“ Zwischen den Zeile lese er aber alles in allem heraus, dass man „eigentlich in Zukunft eine Frau will“.
Für die Erl-Zukunft sei das gegenwärtige Agieren jedenfalls „eine ziemliche Katastrophe“. Die Auslastung sei nach den Lockdowns wieder gut und mit Erik Nielsen habe man einen hochmusikalischen Chefdirigenten gefunden. Auch der künstlerische und personelle Austausch zwischen Erl und Frankfurt werde mittlerweile vom Publikum gewürdigt.
Er hätte gerne „künstlerisch gerne noch mehr riskiert“ und in das von ihm langfristig angelegte „Projekt Erl“ auch noch verstärkt etwa zeitgenössische Musik mit hereingeholt, betonte Loebe, der seit über 20 Jahren Intendant der Frankfurter Oper ist.
Auch an der Flexibilität des Festspielorchesters hätte Loebe gerne weitergefeilt. „Dieses wurde ja mit Beginn meiner Intendanz auf die Probe gestellt, da es keinen fixen Dirigenten gab.“ Dadurch sei das Orchester „künstlerisch gewachsen“ und habe Qualität bewiesen. Nicht zuletzt war es ihm ein großes Anliegen, die „junge Sängerinnen- und Sängergeneration in Erl auf die Bühne zu bringen“, sagte er.
Mit dem Kopf befinde sich Loebe noch in Erl, aber auch schon in seinem „Stammhaus Frankfurt“, das laut Loebe „künstlerisch blitzsauber dasteht“. So etwas gelinge nicht in kurzer Zeit, betonte er mit Blick auf das aus seiner Sicht „noch unfertige Projekt Erl“.
Die Ausschreibung für die Nachfolge läuft bereits, Mäzen und Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner kündigte eine Entscheidung in der Nachfolge bei der Programmpräsentation „bis zum Sommer“ an. Dort betonte Loebe, er werde nicht für eine Verlängerung zur Verfügung stehen. (APA, TT)