Haus stürzte in Marseille ein: Sechs Tote in den Trümmern gefunden
Mitten im südfranzösischen Marseille stürzt in der Osternacht ein Haus ein. Stundenlang sucht die Feuerwehr nach Verschütteten in den Trümmern, unter denen Flammen lodern. Für manche gibt es traurige Gewissheit. Doch die Stadt gibt die Hoffnung nicht auf.
Marseille – Am Osterwochenende ist ein Haus in der Marseiller Innenstadt eingestürzt und hat mindestens sechs Menschen in den Tod gerissen. Rettungskräfte fanden ihre Leichen nach stundenlangem Einsatz am Montag in den Trümmern. Zur Identität der Opfer gab es zunächst keine Informationen. Seit dem Kollaps in der Nacht zum Sonntag werden die acht Bewohner des Gebäudes vermisst. Die mühsame Suche nach den mutmaßlich Verschütteten ging weiter.
"Solange es Hoffnung gibt, Lebende zu finden, hören wir nicht auf", sagte Marseilles Bürgermeister Benoît Payan. Bereits am Sonntagabend hatte er jedoch eingeräumt, die Hoffnung, Menschen lebend unter den Trümmern zu finden, sei verschwindend gering. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich anderthalb Tage lang schwierig, weil nach dem Einsturz ein Feuer mehrere Meter unter dem Geröll entstanden war. Um Verschüttete nicht zu gefährden, konnte die Feuerwehr es nicht auf klassische Weise mit Schaum und Wasser löschen. Die Rettungshunde konnten wegen des Brandgeruchs und der Hitze außerdem zunächst nicht gut nach Verschütteten suchen. Am Montagnachmittag war der Brand laut Feuerwehr kein Problem mehr.
In der Nacht zum Sonntag war ein vierstöckiges Haus in der Rue Tivoli im fünften Marseiller Arrondissement eingestürzt. Auch Teile der beiden benachbarten Häuser wurden dabei heruntergerissen. Einige Stunden später brach eines der danebenstehenden Häuser dann ebenfalls vollständig in sich zusammen. Grund für den Einsturz war wohl eine Explosion. Fünf Menschen aus benachbarten Gebäuden wurden bei dem Unglück verletzt. Mehr als 30 Häuser wurden evakuiert.
"In dem Gebäude lebten acht Personen und es sind diese acht Personen, von denen wir zurzeit keine Nachricht haben", sagte Staatsanwältin Dominique Laurens am Sonntagabend. Bei den vermutlich Verschütteten handle es sich überwiegend um ältere Menschen und ein Pärchen um die 30. Kinder seien wohl nicht in dem Gebäude gewesen, als es einstürzte. Wie es zu der Explosion kam, sei noch unklar. Das Haus und die benachbarten Gebäude seien nicht als heruntergekommen oder einsturzgefährdet bekannt gewesen.
Der Vorfall in der Osternacht und das lange Bangen um die mutmaßlich Verschütteten lösten in Frankreich Entsetzen aus. Im Fernsehen waren schockierte Anrainer zu sehen. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, er denke an alle Betroffenen und deren Angehörige. Auch Premierministerin Élisabeth Borne zeigte sich auf Twitter bestürzt. Innenminister Gérald Darmanin reiste noch am Sonntagvormittag zum Unglücksort in der südfranzösischen Hafenstadt.
Zeugen beschrieben den Vorfall: Die gewaltige Explosion habe das Zimmer erschüttert, in dem sie geschlafen habe, sagte eine Anrainerin aus einer der benachbarten Straßen. „Ich wurde wachgerüttelt, als hätte ich geträumt“, sagte sie. „Wir haben sehr schnell einen starken Gasgeruch gerochen, der noch bis heute morgen zu riechen war.“
Im November 2018 waren beim Einsturz zweier Gebäude in Marseille acht Menschen ums Leben gekommen. Die beiden Häuser befanden sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Bei dem nun eingestürzten Gebäude gab es jedoch nach Angaben des Bürgermeisters wie des Präfekten keinerlei Hinweise auf Baufälligkeit. „Wir haben es hier nicht mit einer Straße mit schlechten Wohnverhältnissen zu tun“, sagte Bürgermeister Payan. (dpa, APA, AFP)