Elfenbein, Emoji und eine quietschende Kutsche: Die Krönung von Charles III. naht
In weniger als einem Monat steigt in London das königliche Ereignis des Jahres. Während sich die Royals zu Ostern auf Schloss Windsor tummelten, verriet der Palast neue Details. Eines ist sicher: Auch im Jahr 2023 kommt eine Krönung nicht ohne Prunk aus.
London – Die Vorbereitungen für das royale Ereignis des Jahres laufen auf Hochtouren: Pünktlich zu Ostern hat das britische Königshaus neue Details zum Ablauf der Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla bekanntgegeben. Vieles davon folgt jahrhundertealten Traditionen – doch das Königshaus bemüht sich um auch um Akzente, die etwas näher am Alltag des 21. Jahrhundert sind.
Für seine Krönungsprozession in der vergoldeten Staatskutsche hat sich König Charles III. für eine deutlich kürzere Route entschieden als seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren. Nach der Krönung in der Westminster Abbey am 6. Mai werden der Monarch und seine Frau Camilla in der mehr als 260 Jahre alten und mehrere Tonnen wiegenden Holzkutsche zunächst am Parlament vorbeifahren, den Trafalgar Square streifen und über die Prachtallee The Mall zurück zum Buckingham-Palast fahren und dabei die Schaulustigen am Rande des Weges grüßen. Auch etliche Mitglieder verschiedener Regimente der Streitkräfte werden an der Prozession beteiligt sein.
Queen Elizabeth II. hatte in der Kutsche nach ihrer Krönung im Jahr 1953 eine rund vier mal so lange Runde durch die Stadt gemacht, damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger teilhaben konnten. Sie war damals allerdings 27 Jahre alt – trotzdem beschrieb sie die Fahrt in der Staatskutsche im Nachhinein als „furchtbar“. Das historische Holzgefährt wird von Lederriemen zusammengehalten und „quietscht wie eine alte Galeere“, wie der zuständige Restaurator Martin Oates, der britischen Nachrichtenagentur PA verriet.
Das aktuelle Königspaar hat sich – ebenfalls von der Tradition abweichend – dafür entschieden, nur die offizielle Krönungsprozession in der goldenen Kutsche zu absolvieren. Die Hinfahrt zur Westminster Abbey, wo um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) die Zeremonie beginnen soll, werden die beiden auf dem gleichen Wege in der deutlich moderneren Diamond-Jubilee-Kutsche zurücklegen. Diese wurde zu Ehren des 60-jährigen Thronjubiläums von Queen Elizabeth im Jahr 2012 gebaut und hat PA zufolge eine Heizung, eine Klimaanlage und federt Erschütterungen besser ab. Sowohl Charles (74) als auch Camilla (75) hatten in der Vergangenheit bereits Rückenprobleme.
„Die ausgewählten Kutschen spiegeln wider, dass die Prozession hin zur Abbey eher klein gehalten wird und die Prozession zurück zum Buckingham-Palast deutlich größer“, sagte ein Palastsprecher. Die große Prozession wird auch deutlich länger dauern, weil die goldene Kutsche nur in Schrittgeschwindigkeit fahren darf.
Für die Windsor Greys, jene Pferde, die die Kutsche ziehen sollen, ist dies eine enorme Herausforderung. Matthew Power, der Chefkutscher des Königs, trainiert schon intensiv mit den Tieren. Dafür hängt er ihnen Gewichte um und lässt sie zu Pfiffen und Schreien laufen, um sie auf alle Umstände des großen Tages vorzubereiten, wie er der Nachrichtenagentur PA erzählte. Es sind die gleichen Pferde, die die Kutsche auch zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen im vergangenen Jahr gezogen haben, als die Kutsche mit einem Hologramm der Queen durch London fuhr. „Wenn etwas schief geht oder eines der Pferde ausbricht, dann merkt das der König natürlich“, sagte Power.
Royale Insignien und ein königliches Emoji
Vor der abenteuerlichen Fahrt kommen bei der Krönung in der Westminster Abbey allerlei symbolträchtige royale Insignien zum Einsatz – darunter fünf Schwerter, die verschiedene Aufgaben des Monarchen symbolisieren, der Ring des Souveräns, spezielle Armbänder und natürlich die Kronen. Für Kritik könnte sorgen, dass Camilla ein Zepter halten wird, das teils aus Elfenbein besteht – und damit im Widerspruch zu Prinz Williams Bemühungen gegen illegalen Handel mit Wildtieren steht. Aus dem Buckingham-Palast hieß es, dies sei der „Geschmack der Zeit“ gewesen, als das Zepter mit der Taube im 17. Jahrhundert gefertigt worden sei.
Weniger geschichtsträchtig ist das Emoji, das der Palast für die Krönung vorstellte: Die bunte Animation der Edwardskrone, die Charles tragen wird, erscheint auf Twitter automatisch, wenn Nutzer #Coronation (#Krönung) und ähnliche Hashtags verwenden.
Kommen Harry und Meghan?
Auch die Gästeliste in der Westminster Abbey spiegelt wider, dass sich der Palast um einen modernen Anstrich bemüht: So steht darauf der 13-jährige Max Woosey, der seit drei Jahren im Garten seiner Eltern im Zelt schläft und damit Spenden für ein Hospiz sammelt. Er ist einer von etlichen eingeladenen Trägern der British-Empire-Medaille, die für besondere Leistungen für die Gemeinschaft verliehen wird. „Es wird sich relativ modern anfühlen – für eine Krönung“, sagte die Royal-Historikerin Tracy Borman der BBC.
Bei zwei Plätzen im Sitzplan ist weiterhin offen, ob sie in Anspruch genommen werden oder nicht: Charles jüngerer Sohn Harry (38) und seine Frau Meghan (41) haben – soweit öffentlich bekannt ist – immer noch nicht zu- oder abgesagt, was die Organisatoren Insidern zufolge in zunehmende Nervosität versetzt.
„His Majesty“ selbst zeigte sich am Wochenende dagegen ganz entspannt: „Frohe Ostern“, rief er Schaulustigen nach dem Kirchgang in Windsor am Ostersonntag zu und winkte lächelnd. Die Royals verbrachten die Feiertage im großen Familienkreis – allerdings ohne die Abtrünnigen in Kalifornien.
Kein Platz auf dem Balkon für Harry und Meghan
Sollten Harry und Meghan zur Krönung anreisen, werden sie nicht in der ersten Reihe zu sehen sein. Das Paar werde sich nicht auf dem Balkon des Stadtschlosses erscheinen, wenn Charles und Co. sich winkend der Menge zeigen und eine Flugstaffel zu Ehren der Royal Family über die britische Hauptstadt hinweg düst, bestätigten Palastquellen der Zeitung Mirror.
Angeblich haben der Herzog und die Herzogin von Sussex mehrere Forderungen für eine Teilnahme an der Krönung gestellt. So sollen sie auf einem klärenden Gespräch beharren. Außerdem soll der vierte Geburtstag ihres Sohns Prinz Archie gewürdigt werden, der genau am Krönungstag ist, und schließlich verlange das Paar einen Platz bei dem Balkonauftritt, berichteten britische Boulevardzeitungen. Doch für das viel beachtete Ereignis sind nur 15 Royals vorgesehen, wie die Zeitung Mirror berichtete.
Dabei, aber nicht mittendrin: In der Westminster Abbey würden Harry und Meghan zwar gute Sitzplätze erhalten, die dem Sohn des Königs angemessen seien, hieß es. Doch der Großteil der Familie werde dem Paar die kalte Schulter zeigen und hofft angeblich darauf, dass Harry und Meghan fernab platziert werden. Eine Insiderquelle sagte dem Mirror: „Der König hat sehr deutlich gemacht, wer die Monarchie repräsentieren soll. Es ist wenig Raum für Gefühle. Dies ist ein Staatsanlass, nicht eine Familienfeier, und es ist richtig, dass nur „working members“ der Familie bei diesem großen öffentlichen Moment dabei sind.“