The Record

Debütalbum von Supergroup „boygenius": Zarte Statements, die aufrühren

Hand in Hand zum Erfolg: Die Musikerinnen Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus (v. l.) veröffentlichten „the record“.
© Shervin Lainez

Seit 2018 sind Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus die Supergroup „boygenius“. Endlich liegt ihr Debütalbum „the record“ vor.

Innsbruck – Es heißt, die Entstehung der Supergroup boygenius war ein Superzufall. Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus, alle drei bereits erfolgreiche Indie-Solokünstlerinnen, trafen sich eben zufällig auf Tour. War es Freundschaft auf den ersten Blick? Dass sie das Zeug zur „Supergroup“ (also einer aus SolokünstlerInnen oder einzelnen Mitgliedern erfolgreicher Bands formierten Combo) haben, kristallisierte sich jedenfalls nach vier Tagen im Studio bereits heraus. Die erste EP ließ Fans und Kritik jubeln. Seit 2018 wurden die drei also auch bei Einzelinterviews ständig nach neuer Musik von boygenius gefragt.

Erst als die Endzwanzigerinnen im Jänner dieses Jahres – wie einst schon Nirvana – in sauber geschnittenem Nadelstreif auf dem Cover des Rolling Stone erschienen, folgte die Antwort in cooler Pose: Das große Debüt steht in den Startlöchern. Inzwischen ist „the record“ da – und das Warten hat sich gelohnt.

Indiepop

boygenius: The Record. Interscope/Universal

Wie schön die Musikerinnen harmonieren, das stellen sie im A-cappella-Opener „Without You Without Them“ unter Beweis. Zart heißt aber (wie bei „True Blue“) nicht gleich fragil. Nach dem lieblichen Auftakt folgt das ruppige „$20“. Die Gitarren krachen hier unter Anleitung von Baker erstmals (später auch bei „Satanist“) schön laut. Daran muss man sich inmitten der wohlklingenden Vielstimmigkeit aber erst gar nicht gewöhnen. Die drei, die mal an Haim, mal an Simon & Garfunkel erinnern, haben wirklich etwas zu sagen. Und sie wollen gehört werden.

Platz für Zweifel ist da: „I’m 27 and I don’t know who I am“ (also: „Ich bin 27 und ich weiß nicht, wer ich bin“), heißt es in „Emily, I’m Sorry“ in Richtung einer Exfreundin. „Aber ich weiß, was ich will“ (im Original: „But I know what I want“), wird selbstbewusst nachgeschoben. Interpretation brauchen viele Zeilen der zwölf Tracks keine. Klar, auch boygenius als Name einer Sängerinnen-Band ist ein Statement. Eines für gegenseitigen Support; „Not Strong Enough“ ist zwar ein zentraler Track, aber keinesfalls eine Zustandsbeschreibung. „the record“ verzaubert und rührt zugleich auf. Mehr davon!

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