Tiroler Lebensmittel-Kongress: „Regionalität ist auch eine Wertehaltung“
Auf dem Tiroler Lebensmittelkongress ging es um den Begriff Regionalität und die Stärkung der Wertschöpfungskette vom „Feld bis in Regal“.
Igls – Was ist „Regionalität“ und was ist ein regionales Produkt? Und sind die Konsumenten bereit, für solche Produkte mehr zu bezahlen? Das waren die zentralen Fragen des ersten Tiroler Lebensmittelkongresses, der gestern in Igls stattfand. Die Veranstaltung war der Auftakt einer Initiative des Landesgremiums des Tiroler Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol (WK) und der Agrarmarketing Tirol, die zum Ziel hat, die Wertschöpfungskette regionaler Produkte in Tirol zukunftsfit zu machen.
LHStv. Josef Geisler betonte bei der Eröffnung den Wert der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Tirol. Diese sei für die bäuerliche und landschaftliche Vielfalt in Tirol enorm wichtig. Bisher ist es der Tiroler Landwirtschaft aber nur in Teilbereichen gelungen, das vorhandene Markt- und Wertschöpfungspotenzial – auch für eine nachhaltige Verbesserung der eigenen Einkommenssituation – zu erschließen, so das Ergebnis einer Studie. Ein Grund könnte das Preisbewusstsein der Konsumenten sein. So zeigt eine Umfrage des Managementcenter Innsbruck (MCI): 47 % sind nicht bereit, mehr für regionale Produkte zu bezahlen. 29 % würden es tun, aber nur wenn sie ganz genau wissen wofür; einfach zu sagen, das ist regional und vielleicht auch „bio“, sei zu wenig. Nur 26 % sind generell bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Wobei der Begriff „regional“ aber auch sehr unterschiedlich definiert wird. Für 72 % der Menschen kommen diese Produkte aus der unmittelbaren Umgebung. 58 % nennen dabei auch das eigene Bundesland. 37 % akzeptieren auch Produkte aus einem bestimmten Bundesland und für 26 % ist auch ganz Österreich „regional“.
An sich genießen als regional verstandene Produkte eine hohe Wertschätzung, allerdings würden verschiedenste Wertehaltungen die Kaufentscheidung beeinflussen. „Wer bewusst regionale Produkte kauft, will nicht nur satt werden – der will auch einen Mehrwert“, meint Christian Dürnberger von der Uni Wien. Wie genau diese Mehrwerte dabei aussehen, sei von Käufer zu Käufer unterschiedlich. Mancher assoziiere mit „Regionalität“ mehr Genuss, ein anderer mehr Tierwohl oder Klimaschutz, wieder ein anderer eine bestimmte „ursprüngliche“ Form der Landwirtschaft. „Das Schwierige dabei ist, dass man dabei auch die unterschiedlichen Ansprüche – vom Landwirt, dem Verarbeiter, der Gastronomie, des Handels und des Konsumenten – unter einen Hut bringen muss“, meint dazu Theresa Mitterer-Leitner vom MCI. Hier sei es wichtig, „wirkungsorientiert“ zu arbeiten, also genau zu definieren, was wer und wie braucht.
Regionalität definiere sich nicht über eine Kilometerangabe, sondern sei mit bestimmten Werten und Geschichten verwoben. Diese Werte würden einer Veränderung unterliegen, weil sich Werte immer verändern. „Hier liegt aber auch ein möglicher Erfolgsfaktor regionaler Lebensmittel, betont Matthias Pöschl vom Agrarmarketing Tirol.
„Die Studie hat auch gezeigt, dass nur ein Teil der mit regionalen Lebensmitteln einhergehenden Mehrwerte im breiten Bewusstsein verankert sind“, meint Stefan Mair, Obmann des WK-Landesgremiums des Lebensmittelhandels. Es sei daher in Zukunft wichtig, neben den offensichtlichen und bekannten Vorzügen heimisch produzierter Lebensmittel auch die gesamte Wertepalette noch besser abzubilden.