Verurteilter früherer KZ-Wachmann mit 102 Jahren gestorben
Zwischen 1942 soll Josef S. als KZ-Wachmann Beihilfe zum Mord an mehr als 3500 Menschen geleistet haben. Dafür wurde er im Juni Jahrzehnte nach Ende der NS-Herrschaft verurteilt. Bevor über die Berufung entschieden werden konnte ist der Mann nun verstorben.
Brandenburg an der Havel – Der ehemalige KZ-Wachmann Josef S., der wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 3500 Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen nördlich von Berlin verurteilt worden war, ist gestorben. Das erfuhr die dpa am Mittwoch auf Anfrage. Der 102-Jährige hatte gegen das Urteil des Landgerichts Neuruppin von Juni vergangenen Jahres Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt. Darüber war noch nicht entschieden worden, daher war das Urteil noch nicht rechtskräftig.
S. soll zwischen 1942 und 1945 "wissentlich und willentlich" an der Ermordung von Lagerinsassen mitgewirkt haben. Dem Wachbataillon des Konzentrationslagers, in dem die SS ein großes Kontingent stationiert hatte, soll er bis 1945 angehört haben. Der hoch betagte Angeklagte hatte im Prozess hartnäckig bestritten, überhaupt in dem KZ tätig gewesen zu sein. Stattdessen will er als Landarbeiter gearbeitet haben. Diese Aussage stufte das Gericht aufgrund zahlreicher Dokumente mit den persönlichen Daten des Angeklagten, die auf eine Tätigkeit als Wachmann der SS in dem KZ hinwiesen, als nicht glaubwürdig ein.
Verteidiger Stefan Waterkamp hatte direkt nach dem Urteil – fünf Jahre Freiheitsstrafe – Revision angekündigt. Der Bundesgerichtshof habe in seiner bisherigen Rechtsprechung die bloße Tätigkeit in einer KZ-Wachmannschaft als nicht ausreichend für eine Verurteilung wegen Beihilfe zu den NS-Verbrechen gesehen, erklärte er zur Begründung. Konkrete Taten bei Morden an Häftlingen waren dem Angeklagten in dem Prozess nicht nachgewiesen worden. (APA, dpa)